3 Energieaktien, die ganz groß „Wertfalle“ auf der Stirn stehen haben: Petrobras, Seadrill, Peabody Energy
Wenn es einen großen Abschwung im Markt oder einer Branche gibt, gibt es immer ein paar Investoren, die auf Schnäppchenjagd gehen. Der Gedanke dahinter ist, die Aktien zu einem sehr niedrigen Preis zu kaufen, um mehr Aktien davon für das gegebene Budget erwerben zu können. Obwohl es viele Gründe gibt, dieses Konzept des Wertinvestierens zu unterstützen (siehe Benjamin Graham und Warren Buffett), gibt es einen Nachteil: Manche dieser Aktien sind aus gutem Grund so billig. Solche Aktien nennt man Wertfallen: Eine Investition sieht zum heutigen Preis gut aus, aber am Ende steht sie noch viel schlechter da.
Die Preise von Energieaktien sind im letzten Jahr deutlich nach unten gegangen und sind nun ein begehrter Ort, an dem Investoren nach Wertanlagen suchen. Daher haben wir drei unserer Autoren aus der Energiebranche gebeten, Investoren vor Aktien zu warnen, die eine mögliche Wertfalle darstellen könnten. Hier liest du, was unsere Autoren dazu zu sagen hatten:
Matt DiLallo: Es ist schwer, überhaupt eine Aktie im Ölsektor als Wertfalle zu bezeichnen. Ein steigender Ölpreis würde nämlich dafür sorgen, dass es der ganzen Branche besser geht. Hier sind allerdings ein paar Aktien, die selbst dann zu kämpfen haben, wenn der Ölpreis wieder gestiegen ist. Die Liste führt meiner Meinung nach der brasilianische Energieriese Petrobras (WKN:932443) an.
Es gibt ein paar Gründe, warum du die Aktie für eine Wertanlage halten könntest. Der Aktienpreis ist von seinem Höchststand um 94,5 % gefallen. Außerdem sitzt das Unternehmen auf Milliarden Barrel Öl und hat nachgewiesene Reserven in Höhe von 16,57 Milliarden Barrel an Öläquivalenten. Darüber hinaus hat es noch mehr Öl aufgrund seiner strategischen Position im Offshorebereich. Obwohl das Öl gegenwärtig nicht mehr so wertvoll ist wie noch vor einem Jahr, ist es auch heute noch ein sehr wertvolles Gut.
Allerdings ist das Unternehmen immer noch ein ziemlicher Sauhaufen. Es befindet sich gerade inmitten eines massiven Korruptionsskandals, der zu Strafen in ungeahnter Höhe führen könnte. Das Schlimmste ist, dass das Unternehmen 100 Millionen USD Schulden hat, die gerade auf Ramschniveau herabgestuft wurden. Damit ist Petrobras der größte Ausgeber von Junkbonds. Das i-Tüpfelchen ist, dass die Kostenstruktur aufgeblasen ist, wodurch die Offshorförderung noch teurer wird, als sie bereits ist.
Es besteht die reale Gefahr, dass die Geschichte von Petrobras schlimm endet, wenn die Ölpreise über längere Zeit niedrig bleiben. Aber selbst wenn dieses Szenario nicht eintritt, wird es schwer für das Unternehmen, Wert zu schaffen, wenn man davon ausgeht, dass das Unternehmen durch die Aufnahme von Schulden sein Wachstum finanziert. Dies ist auf lange Sicht einfach nicht nachhaltig, da sich Schulden immer wieder als Falle erweisen, in die sich Investoren verstricken.
Jason Hall: Dies ist leicht für mich: Seadrill (WKN:A0ERZ0). Viele Leute machen den Fehler, die gegenwärtigen Einnahmen zu sehen und zu denken, dass die Aktie bei dem Preis viel zu niedrig bewertet aussieht.
Das Problem bei dieser Herangehensweise? Sie ignoriert einfach, wie groß der Einfluss von langfristigen Verträgen auf das gegenwärtige Ergebnis ist. Viele dieser Verträge werden in den nächsten Jahren auslaufen und es gibt eine Lücke in den Auftragsbüchern, die sich in den kommenden 18 Monaten bemerkbar machen wird.
Offshorebohrungen sind gerade eine wacklige Angelegenheit. Zu viele Plattformen sind noch in Betrieb und konkurrieren um zu wenig Arbeit. Und das wird sich auch in den kommenden sechs bis zwölf Monaten kaum ändern. Es ist wahrscheinlich, dass es sogar noch schlimmer wird, wenn die Festlandbohrungen effizienter werden und damit deutlich weniger Kosten verursachen, sodass Öl auch aus sogenannten Tight Schiefersandformationen gewonnen werden kann.
Bei Offshorebohrungen gab es keine vergleichbaren Innovationen, die die Kosten gesenkt haben.
Im Gegenteil, viel Reserven im Meer sind teurer als in der Vergangenheit, da sie sich in tieferen Gewässern und in extremeren Umgebungen, wie der Arktis zum Beispiel, befinden.
Versteh mich nicht falsch: Ich denke, dass sich der Ölpreis eines Tages erholen wird, und dass Öffshoreöl eine notwendige Energiequelle ist. Aber die vollständige Erholung in diesem Bereich könnte noch Jahre dauern und die hohen Schulden von Seadrill und der schwindende Auftragsbestand sind einfach ein zu hohes Risiko, um das Unternehmen als risikolos zu bezeichnen. Da spielt es auch keine Rolle, dass das Unternehmen billig aussieht.
Tyler Crowe: In den vergangenen fünf Jahren sind die Aktien von Peabody Energy (WKN:A140KZ) um 98 % gefallen. Bei einer Aktie, von der nur noch so wenig übrig ist, könnte selbst die pessimistischste Person denken, dass es nicht noch weiter abwärtsgehen kann. Wenn du dir aber die neusten Ergebnisse des Unternehmens anschaust, dann wirst du merken, dass auch hier noch Platz nach unten ist.
Was das Unternehmen zu einer so großen Wertfalle macht, ist, dass es mehr als genug Gründe gibt, die dich denken lassen, dass es eine Wertanalage it. Der erste ist, dass Peabody in dem sehr zyklischen Kohlesektor arbeitet. Mit mehr als 130 Jahren im Geschäft hat das Unternehmen bereits viele Stürme überstanden. Es ist zudem der größte Kohleförderer der USA und sollte damit die nötigen Skaleneffekte haben, um seine Konkurrenten zu überdauern. Hinzukommt, dass große Namen wie George Soros Aktien davon gekauft haben. Dies könnte dich zu dem Schluss verleiten, dass jemand wie Soros gute Zeiten für das Unternehmen kommen sieht.
Die Sache ist nur, dass Peabody vor zwei großen Problemen steht. Dies ist ein strukturell sinkender Markt und neue Unternehmen, die es bis zum Boden seiner Kostenkurve drücken. Seit Schiefergas in den Jahren 2009/10 erschwinglich wurde, ist der Preis für Naturgas signifikant gefallen. Dieser billige, neue Energieträger hat daher der Kohle ein paar Marktanteile weggenommen. Füge dies zu den alternden Kohlegruben hinzu, die ohne Ersatz geschlossen werden. Außerdem wird der Anteil von Kohle an der Gesamtstromerzeugung immer kleiner.
Für Peabody ist dies besonders schlimm, dass es eine Handvoll kleiner Kohleunternehmen gibt, die heute sehr profitabel sind. Die Kohleförderer im Illinoisbecken haben niedrigere Transportkosten als Peabody und ohne die hohen Kosten aus alten, stillgelegten Minen können sie den Preis unterbieten. Wenn diese neuen Unternehmen ihre Produktion hochfahren und dabei rentabel sind, dann stellt sich die Frage, was Peabody dagegen tun kann.
Es wird ein sehr langer Weg, den Peabody kriechen muss, um aus dem Loch herauszukommen, aber die Marktbedingungen deuten an, dass es noch lange dauert, bis das passiert.
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The Motley Fool empfiehlt Seadrill.
Dieser Artikel wurde von Tyler Crowe auf Englisch verfasst und am 30.09.2015 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.