Audi und Porsche versus Tesla: Wer geht als Sieger hervor?
Porsche und Audi (WKN: 675700) sprechen eine ähnliche Zielgruppe wie Tesla (WKN: A1CX3T) an, setzen derzeit aber noch überwiegend auf herkömmliche Antriebstechnik. Das soll bald anders werden, die Pläne für einen Markteinstieg werden konkreter: Audi will 2018 mit einem Elektro-Geländewagen an den Start gehen. Der Porsche-Chef stand dem reinen Elektroantrieb zwar lange skeptisch gegenüber, ließ aber kürzlich Pläne durchsickern, dass gegen Ende des Jahrzehnts ein E-Sportwagen vorgestellt werden soll.
Da stellt sich die Frage, ob es den beiden Marken gelingen kann, Tesla von der Spitzenposition im gehobenen Elektromobil-Segment zu verdrängen. In den kommenden Jahren wird dies kaum gelingen können, da der aktuelle Vorsprung von Tesla noch gewaltig ist. Aber ab dem neuen Jahrzehnt sehe ich ausgezeichnete Chancen für die beiden Herausforderer, ihre Stärken auszuspielen. Hier sind die Pro- und Contra-Argumente im Einzelnen.
Vorteil Tesla: Der Heimatmarkt
Der amerikanische Fahrzeugmarkt ist etwa so groß wie der gesamte europäische. Tesla muss sich dort nicht mit unterschiedlichen Rechtssystemen auseinandersetzen und auch nicht mit Franken und Kronen. Deutsche Hersteller müssen sich hingegen immer zunächst mit den französischen Freunden besprechen und dann hoffen, dass irgendwann über die EU einheitliche Regelungen eingeführt werden.
Tesla: 1
Herausforderer: 0
Nicht zu unterschätzen: Teslas Fokussierung
Hier treffen im Moment zwei Kulturen aufeinander: Bei den Ingenieuren von Audi und Porsche fließt Benzin im Blut, während ihre Gegenüber bei Tesla voll unter Strom stehen. Gleichzeitig müssen die deutschen Hersteller in ihrer Produktplanung auf vergangene Investitionen in Verbrennungsmotoren Rücksicht nehmen, um dort nicht Milliarden-Abschreibungen vornehmen zu müssen. Tesla kann in Sachen Elektro hingegen alles auf eine Karte setzen und sich völlig unbelastet auf die Entwicklung und Fertigung konzentrieren.
Tesla: 2
Herausforderer: 0
Teslas Vorsprung: Praxiserfahrung mit Elektroflotte
Dadurch, dass Tesla bereits seit ein paar Jahren eine stattliche Elektroflotte auf die Straße gebracht hat, gewinnt das Unternehmen unschätzbare Erfahrung. Sowohl Kunden als auch Werkstätten geben kontinuierliches Feedback, das in die Entwicklung der nächsten Modelle einfließen kann. Porsche und Audi können hier bis 2018 nur aus der Entfernung zuschauen sowie über Hybridmodelle und einige wenige Konzeptfahrzeuge eigene Erkenntnisse gewinnen.
Tesla: 3
Herausforderer: 0
Audis und Porsches Vorsprung: Ein Jahrhundert Automobilbau
Beim Thema Elektromobilität mögen Audi und Porsche hinterherhinken, was allerdings den Automobilbau insgesamt angeht, sind sie rund ein Jahrhundert länger dabei. Das Gespür dafür, was bei Kunden ankommt, die über Jahrzehnte gepflegten Lieferantenbeziehungen und die Expertise in der Automatisierung der Produktion wird den deutschen Marken auch in Zukunft zu Gute kommen. In diesen Bereichen muss Tesla sicherlich noch einen Lernprozess durchlaufen.
Tesla: 3
Herausforderer: 1
Kurze Wege durch das süddeutsche Automobiltechnik-Cluster
In Süddeutschland zwischen Ludwigshafen und Nürnberg besteht eine unglaublich hohe Dichte an Automobilzulieferern. Ob Leichtbau von BASF (WKN:BASF11), Mechatronik von Bosch, Elektrotechnik von Siemens (WKN:723610) oder Mechanik von ZF – innerhalb von 2 Stunden können die Manager und Ingenieure von Hersteller und Zulieferer ein persönliches Treffen arrangieren. Spezialisten aus Österreich und der Schweiz sind ebenfalls in greifbarer Nähe.
Im viel weitläufigeren Amerika sieht das alles ganz anders aus. Tesla wird häufig auf Telekonferenzen zurückgreifen müssen, wenn es kurzfristig etwas zu besprechen gibt. Lediglich wenn es darum geht, Software-basierte Lösungen zu entwickeln, profitiert Tesla von der Nähe zum Silicon Valley – insgesamt aber ein klarer Vorteil für Audi und Porsche.
Tesla: 3
Herausforderer: 2
Unterschiedliche Strategien bei der Fertigungstiefe
Ob Batterie, Motor oder Elektronik – Tesla möchte vieles selbst fertigen oder bindet sich an einzelne Partner wie Panasonic. Dies stellt zunächst einen Vorteil dar, weil man so weniger Gewinn an Zulieferer abgeben muss und direkten Zugriff auf die Produktentwicklung hat. Zu bedenken ist allerdings, dass sich technologisch in diesen Bereichen derzeit sehr viel tut.
Porsche und Audi sind hier flexibler aufgestellt und können je nach Bedarf die jeweils beste Technologie einsetzen. Dies stellt aus meiner Sicht eine klare Chance für die beiden dar, Tesla zu übertrumpfen. Ob sie wahrgenommen werden kann, hängt zu einem gewissen Teil davon ab, ob Tesla den zeitlichen Vorsprung auch in einen bleibenden technologischen Vorsprung ummünzen kann. Ich würde sagen, vorerst unentschieden in diesem Punkt.
Tesla: 3
Herausforderer: 2
Finanzierung der Elektrifizierung mit Benzinern
Tesla wurde von sehr potenten Finanziers gegründet, während hinter Porsche und Audi der mächtige Porsche/Piech-Clan (Porsche Holding (WKN: PAH003)), Hauptaktionär der Volkswagen-Gruppe (WKN: 766403), steht. Beide sind daher gut mit Kapital ausgestattet, wobei Letztere den zusätzlichen Vorteil haben, dass sie über ihr hochrentables Bestandsgeschäft jährliche Milliardenzuflüsse erwirtschaften, während Tesla durch die hohen Anlaufkosten noch keine Gewinne abwirft und somit oft auf externe Finanzierung angewiesen ist.
Tesla: 3
Herausforderer: 3
Fazit
Aktuell fährt Tesla an der Spitze einsam seine Runden. Schon bald ist jedoch mit erbitterter Konkurrenz aus allen Richtungen zu rechnen. Der zeitliche Vorsprung und die Fokussierung sind hierbei zunächst bedeutende Vorteile für Tesla. Mit der ersten Generation von eigenen Elektrofahrzeugen werden sich Audi und Porsche voraussichtlich nicht auf Anhieb an die Spitze katapultieren können, sodass Teslas Führungsposition für dieses Jahrzehnt noch gesichert erscheint.
Aber schon mit der zweiten Generation werden die beiden durch ihre vereinten Konzernressourcen und technologische Stärke meiner Meinung nach in der Lage sein, in jeder Hinsicht mit Tesla gleichzuziehen oder die Amerikaner sogar abzuhängen. Langfristig wird Tesla daher größte Schwierigkeiten haben, seine hohe Bewertung zu rechtfertigen und im immer härter werdenden Wettbewerbsumfeld entsprechend profitabel zu werden.
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Ralf Anders hält keine der genannten Aktien. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Tesla.