4 Gründe, warum du die Crashjahre 2000 und 2008 nicht mit heute vergleichen solltest
Bist du einer der Anleger, denen das Wort Crash sofort die Schweißperlen auf die Stirn treibt? Zumindest ist für viele Investoren ein Crash am Aktienmarkt das Horrorszenario schlechthin. Viele denken dann sofort an die Jahre 2000 oder 2008, die der Beginn kräftiger Kursrücksetzer waren und die weltweiten Aktienmärkte um über die Hälfte in die Tiefe stürzen ließen. Klar wird es auch in Zukunft immer mal wieder einen Crash geben. Warum du allerdings im Moment nicht zu sehr beunruhigt sein solltest und die Situation heute grundlegend anders ist als in den beiden Crashjahren 2000 und 2008, erläutere ich dir im Folgenden anhand von vier Faktoren.
Faktor 1: Allgemeine Börsenstimmung
In den Jahren 2008 und insbesondere 2000 war die allgemeine Börsenstimmung von überschwänglicher Euphorie geprägt. Davon ist heute allerdings wenig zu spüren. Skepsis und Sorgen sind heute verbreiteter denn je und Pessimismus überwiegt. Oder lassen die schwächelnde chinesische Konjunktur, der fallende Ölpreis oder der drohende Brexit bei dir Euphorie aufkommen?
Vielleicht erinnerst du dich daran, dass die Situation um die Jahrtausendwende ganz anders war. Damals riefen selbst unerfahrene Anleger zum Aktienkauf auf. Die Börse war das Dauerthema in Kneipen, Taxis oder auf dem Fußballplatz. Gerade eine überzogene Euphorie und Gier der Anleger sind jedoch erforderlich, damit eine größere Korrektur wahrscheinlicher wird. Von dieser Situation sind wir heute weit entfernt.
Faktor 2: Aktienquote der Investoren
Die Aktienquote der Investoren liegt heute deutlich unter den Quoten vergangener Crashjahre. Sowohl institutionelle Anleger wie Versicherungen oder Fonds als auch private Anleger halten heute weniger Aktien als im Jahr 2000. Ein hoher Aktienanteil kann jedoch dafür verantwortlich sein, dass bei schlechten Nachrichten ein Überangebot auf den Markt kommt und dadurch Preise ins Trudeln geraten.
Im Umkehrschluss sind Situationen, in denen Anleger eine geringe Investitionsquote aufweisen, weniger anfällig für Korrekturen, da die Nachfrage auf ein begrenztes Angebot stößt. Solange ein gewisser Anlagenotstand vorherrscht und viel Liquidität zum Investieren vorhanden ist, ist das Crashrisiko als moderat einzustufen.
Faktor 3: Bewertungskennzahlen
Anhand von Bewertungskennzahlen kannst du erkennen, ob ein Aktienmarkt im historischen Vergleich teuer oder billig ist. Typische Kennzahlen sind zum Beispiel das KGV, der Buchwert oder die Dividendenrendite. Ein Vergleich dieser Kennzahlen zwischen heute und dem Jahr 2000 zeigt, dass der Aktienmarkt heute deutlich günstiger bewertet ist.
Im Jahr 2000 betrug das KGV im DAX über 30, während es heute bei nur 12 notiert. Somit wurden Aktien auf Basis dieser Kennzahl damals 2,5-mal höher als heute bewertet. In anderen Worten: Der DAX müsste aktuell bei rund 25.000 Punkten stehen, um die gleiche Bewertung wie damals aufzuweisen.
Was den Buchwert des DAX betrifft, lag dieser vor 16 Jahren umgerechnet bei einem Indexstand von 2.700 Punkten. Heute entspricht dieser einem Indexstand von fast 7.000 Punkten. Der Buchwert ist eine Substanzkennzahl und drückt zumindest auf Basis eines Gesamtindex eine Absicherung nach unten aus, da bei diesem Niveau Aktienkurse in Höhe des bilanziellen Eigenkapitals gehandelt werden.
Die Dividendenrendite lag im Jahr 2000 bei rund 2 %, während diese heute etwa 3 % beträgt. Die geringere Rendite um die Jahrtausendwende ist unter anderem auf das im Vergleich zu den Dividenden höhere Kursniveau zurückzuführen. Höhere Kurse reduzieren bei gegebener Dividende im Allgemeinen die Dividendenrendite.
Faktor 4: Zinsniveau
Das allgemeine Zinsniveau liegt heute signifikant unter den Jahren 2008 und 2000. Je höher das Zinsniveau für Fest- oder Tagesgeld bzw. Bundesanleihen ist, desto konkurrenzfähiger sind diese Anlagen gegenüber der Investition in Aktien. Somit sind Alternativanlagen heute deutlich unattraktiver als damals.
Betrug die Umlaufrendite für deutsche Bundesanleihen im Zeitpunkt der letzten beiden Crashs um die 5 %, so liegt diese heute nahe der Nulllinie. Eine Opportunität ist demnach faktisch nicht existent. Die Investition in risikolose Anlagen stellt heutzutage damit eine deutlich geringere Konkurrenz als vor einigen Jahren dar.
Fazit
Auch wenn du in Zukunft immer mit einem Crash rechnen solltest, sprechen im Moment wenige Faktoren dafür, dass dieser unmittelbar bevorsteht. Größere Kursrückgänge kamen in der Vergangenheit meist unerwartet und waren das Resultat lang anhaltender Kursanstiege, die sich am Ende in einer überschwänglichen Euphorie äußerten. Davon ist am Aktienmarkt im Moment nicht viel zu spüren. Auch legen verschiedene Bewertungskennzahlen aktuell keine Überbewertung nahe. Die Aktienquote vieler Anleger ist historisch auf einem Tiefstand. Darüber hinaus stellt das aktuell niedrige Zinsniveau keine wirkliche Alternativanlage dar, die der Aktie ernsthafte Konkurrenz bieten könnte.
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