Mittwochsbilanz: Brexit-Angst nimmt ab, Banktitel auf Erholungskurs, DAX nimmt 10.000er-Hürde

Was noch in der Vorwoche für fallende Aktienkurse sorgte, wird seit Montag von den Marktteilnehmern konsequent ausgeblendet: die möglichen negativen Folgen eines Austritts des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union. Die Folge: In Frankfurt legte der DAX stark zu und übersprang wieder die 10.000er-Marke.
Den plötzlich aufkeimenden Optimismus halten nicht nur professionelle Schwarzmaler für etwas übertrieben. Aktuelle Umfragewerte deuten zwar auf eine Mehrheit der EU-Befürworter hin, aber deren Vorsprung beträgt nur wenige Prozentpünktchen …
Was war an der Börse los?
Am Montag kehrte der Optimismus zurück. Da einige Meinungsumfragen zum britischen Volksentscheid eine knappe Mehrheit zugunsten des Verbleibs in der EU signalisierten, gerieten die Marktteilnehmer in Kauflaune. Der DAX (WKN:846900) machte einen Riesensatz und legte 3,4 % auf 9.962 Punkte zu.
An den europäischen Börsen profitierten vor allem Banktitel vom verringerten Brexit-Risiko. Im Frankfurter Handel setzte sich die Deutsche Bank (WKN:514000) mit einem Kursplus von 5,9 % an die DAX-Spitze. Die Vorzüge von Volkswagen (WKN:766403) verteuerten sich nach einer Kaufempfehlung durch eine US-Investmentbank um 5,1 %. Ihren ersten Tag im MDAX (WKN:846741) feierte die Aktie des Automobilzulieferers Schaeffler (WKN:SHA015) mit einem Aufschlag von 2,3 %.
Auch am Dienstag sorgte die gestiegene Hoffnung auf eine Fortsetzung der EU-Clubmitgliedschaft des Inselvolks für steigende Kurse. Der deutsche Leitindex übersprang die 10.000er-Marke und verbesserte sich um weitere 0,5 % auf 10.016 Zähler.
Die Papiere der Deutschen Bank setzten ihren Erholungskurs fort und gewannen weitere 2,2 %. Die Aktie der Commerzbank (WKN:CBK100), die am Vortag bereits 2,7 % gewonnen hatte, stieg um 1,4 %.
Als die europäischen Börsianer bereits den Feierabend genossen, lauschten ihre US-Kollegen gebannt einer Rede der Notenbankchefin Janet Yellen vor dem Bankenausschuss des Senats. Deren Hauptaussage: Die FED werde bei der bevorstehenden geldpolitischen Straffung vorsichtig agieren. Außerdem verwies die oberste Währungshüterin auf das britische Referendum, das auch für die US-Wirtschaft ein Unsicherheitsfaktor sei. An der Wall Street wurden Yellens Äußerungen mit vorsichtigem Optimismus aufgenommen. Der Dow Jones stieg um 0,1 % und der S&P 500 legte 0,3 % zu.
Am Mittwoch, also am Vortag der Brexit-Abstimmung, blendeten die Marktakteure die Möglichkeit eines EU-Ausstiegs der Briten ebenfalls weitgehend aus und ließen den DAX bis 15:50 Uhr noch einmal um 1,1 % steigen.
Wie geht es weiter?
Am Donnerstag (23.06.) stimmen die Briten über einen Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union ab. Da die Wahllokale bis 23:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit geöffnet sein werden, sind erst am Freitag aussagekräftige Hochrechnungen zu erwarten. Freunde volkswirtschaftlicher Indikatoren vertreiben sich bis dahin die Zeit mit der Analyse der Juni-Werte der deutschen Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende und das Dienstleistungsgewerbe. In den USA wird ebenfalls der Juni-Wert des Einkaufsmagerindex für das verarbeitende Gewerbe veröffentlicht. Außerdem gibt es Informationen zu den wöchentlichen Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe und zum Verkauf neuer Häuser im Monat Mai.
Am Freitag (24.06.) können die Wertpapiermärkte auf das Ergebnis der Brexit-Abstimmung reagieren. Zusätzliche Impulse liefert der ifo-Geschäftsklimaindex für Juni. Die Uni Michigan äußert sich zum US-Verbrauchervertrauen im sechsten Monat.
Wir wünschen den Lesern des Motley Fool eine angenehme Restwoche.
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Winfried Rauter besitzt keine der im Text genannten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der im Text genannten Aktien.