Aktien im Rückblick: Mieser Dezember-Start, Lufthansa im Sinkflug, Linde auf Jahreshoch
Die überraschende Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten hat der DAX gut weggesteckt: Der deutsche Leitindex verlor im November gerade einmal 0,2 %.
Zwei weitere Wahlentscheidungen am kommenden Sonntag sorgten in der zu Ende gehenden Woche jedoch für Nervosität auf dem Frankfurter Börsenparkett: das italienische Verfassungsreferendum und die Bundespräsidentenwahl in Österreich. Man fürchtet, dass bei beiden Terminen Euro-Skeptiker die Oberhand bekommen könnten.
Kein Wunder also, dass der Dezember weniger erfreulich begann …
Was war an der Börse los?
Die Volksabstimmung in Italien sorgte am ersten Tag der aktuellen Handelswoche für miese Stimmung auf dem Frankfurter Parkett. Der DAX (WKN:846900) gab 1,1 % auf 10.583 Punkte ab.
Banktitel gerieten besonders stark unter Druck. Die Aktie der Commerzbank (WKN:CBK100) gab über 3 % ab und ging als schlechtester DAX-Wert aus dem Handel. Der Börsenwert der Deutschen Bank (WKN:514000) verringerte sich um 2,5 %.
Die Piloten der Lufthansa (WKN:823212) kündigten die Fortsetzung ihres Streiks am Dienstag und Mittwoch an. Die Anteilscheine der Kranich-Airline gingen deshalb in den Sinkflug über und verbilligten sich um mehr als 2 %.
Die wegen positiver US-Konjunkturdaten und einer Steigerung des Verbrauchervertrauens freundlich eröffnende Wall Street wirkte sich am Dienstag unterstützend aus. Freunde der Chart-Technik atmeten erleichtert auf, als der DAX beim Stand von 10.620 mit einem kleinen Plus von 0,4 % schloss – denn der deutsche Leitindex hatte die „psychologisch wichtige“ 10.600er-Marke „verteidigt“. In diesem Zusammenhang sei hier daran erinnert, dass die Parkettastrologen der Schwelle von 10.800 Zählern bis zur Vorwoche eine ähnliche Bedeutung zuerkannt hatten.
An die DAX-Spitze setzte sich die Aktie von RWE (WKN:703712), der die Marktteilnehmer einen Aufschlag von 3,0 % genehmigten. Parkettbeobachter erklärten das Plus für den Versorger mit der Analystenempfehlung durch eine französische Großbank. Diese hatte auch die Dividendenpapiere des Konkurrenten E.ON (WKN:ENAG99) zum Kauf vorgeschlagen und damit zu einem Kursanstieg von 1,0 % beigetragen.
Trotz weitgehend lustlosen Handels konnte das Börsenbarometer am Mittwoch um 0,2 % auf 10.640 Zähler steigen. Ans untere Ende der deutschen Blue-Chip-Liste schickten die Marktteilnehmer die Lufthansa, die 1,6 % abgab.
Stark gefragt waren Papiere des Industriegaseherstellers Linde (WKN:648300), die nach der Wiederaufnahme von Fusionsgesprächen mit dem US-Konkurrenten Praxair um 4,7 % anzogen und ein neues 52-Wochen-Hoch markierten. Eine erste Verhandlungsrunde war im Spätsommer gescheitert.
Am Donnerstag war die italienische Volksabstimmung wieder das Hauptgesprächsthema. Zahlreiche Marktteilnehmer fürchteten, dass nach dem britischen Brexit-Entscheid und der Trump-Wahl in den USA diesmal aus dem Mittelmeerstaat eine unangenehme Überraschung drohen könne. Die Folge: Der DAX sackte um 1,0 % auf 10.503 Punkte ab.
Die schlechteste Wertentwicklung im DAX zeigte Vonovia (WKN:A1ML7J) mit einem Minus von mehr als 3 %. Die Papiere litten unter der Erwartung, dass die US-Notenbank noch in diesem Jahr die Leitzinsen erhöhen werde. Dies, so die Argumentation der Parkettbeobachter, verringere die Attraktivität der bei Dividendenjägern beliebten Immobilienaktien im Vergleich zu festverzinslichen Anlageformen. Vom erwarteten Zinsanstieg konnten Bankaktien profitieren: Commerzbank-Titel und Anteile der Deutschen Bank legten jeweils rund 2 % zu.
Grund zur Freude hatten auch Aktionäre des im MDAX (WKN:846741) notierten Düngemittelherstellers K+S (WKN:KSAG88). Ihre Papiere zogen nach Kurssteigerungen bei Aktien der nordamerikanischen Konkurrenten Mosaic und Potash um 5 % an.
Am Freitag vermieste der bevorstehende italienischen Volksentscheid den Anlegern weiter die Kauflaune. Die ebenfalls für den Sonntag angesetzte Wahl des österreichischen Bundespräsidenten schürte zusätzlich die Angst vor einer Zunahme des Skeptizismus gegenüber dem Euro. Der DAX fiel bis 16:45 Uhr um 0,3 %.
Wie geht es weiter?
Am Montag (05.12.) gibt das Sentix Investorenvertrauen für Dezember Aufschluss über die Stimmung der professionellen Investoren in der Euro-Zone. Die Europäische Zentralbank (EZB) gibt ihren Monatsbericht heraus. Der November-Wert des Einkaufsmanagerindex für das deutsche Dienstleistungsgewerbe wird bekannt gegeben. Das US-Pendant dieses Indikators wird ebenfalls veröffentlicht.
Am Dienstag (06.12.) verkündet das Bundesverfassungsgericht sein Urteil über die Rechtmäßigkeit des beschleunigten Atomausstiegs, gegen den u. a. die Energiekonzerne E.ON und RWE geklagt haben. Die deutschen und die US-Statistiker informieren uns über die Auftragseingänge bei der Industrie im Oktober. Aus den Vereinigten Staaten kommen außerdem Zahlen zur US-Handelsbilanz für Oktober und zur Produktivität im dritten Quartal.
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Winfried Rauter besitzt keine der im Text genannten Aktien. The Motley Fool empfiehlt Linde.