Vor dem Healthineers-IPO: Medizintechnik-Alternativen
Die steigende Nachfrage nach Medizintechnik ist zweifellos einer der sichersten und langlebigsten Megatrends überhaupt. Im Vorfeld des kommenden Börsengangs von Siemens (WKN:723610) Healthineers könnte die Branche besondere Aufmerksamkeit erlangen. Die Auswahl an einschlägigen europäischen Unternehmen ist für Anleger allerdings dürftig. Hier sind drei davon.
Medizintechnik: Zwischen Pillen und Gesundheitsdienstleistungen
Wer im Bereich Gesundheit investieren möchte, der kann unter Hunderten Unternehmen wählen. Die meisten davon sind allerdings im Bereich Pharmazeutika oder Biotechnologie angesiedelt. Geht es jedoch um medizinisches Gerät, dann wird die Lage zumindest in Europa schnell überschaubar. Dieser Teilbereich ist weiterhin stark mittelständisch geprägt. Selbst Weltmarktführer wie B.Braun Melsungen oder Prothesen-Champion Otto Bock bleiben in Familienhand.
Attraktiv ist die Medizintechnik vor allem aufgrund demographischer Entwicklungen und zwar auf gleich mehreren Ebenen: Erstens ist in den wohlhabenden Ländern eine alternde Bevölkerung zu beobachten, die möglichst lange aktiv am Leben teilnehmen möchte und deshalb vermehrt medizintechnische Lösungen nachfragt.
Zweitens wächst die Mittelschicht in vielen Schwellenländern überdurchschnittlich schnell. Selbst wenn die staatlichen Gesundheitssysteme oft nur unzureichende Leistungen bereitstellen, können sich diese Menschen immer häufiger Medizintechnik leisten.
Drittens geht das weltweite Bevölkerungswachstum ungebremst weiter, vor allem in Entwicklungsländern. Wer kostengünstige und gut skalierbare Lösungen im Portfolio hat, der kann auch dort gute Geschäfte machen.
Von dieser vorteilhaften Situation will nun Siemens profitieren. Bei einem Jahresumsatz von schätzungsweise gut 15 Mrd. Euro und hohen Gewinnmargen könnte Healthineers im Bereich von 20 bis 30 Mrd. Euro bewertet werden.
Sollte der angekündigte Börsengang ein Erfolg werden, dann trauen sich möglicherweise auch noch weitere Unternehmen auf das Börsenparkett. Bis dahin müssen wir uns aber mit dem begnügen, was das Angebot hergibt.
Philips: von der Wiege bis zur Bahre
Am besten mit Healthineers vergleichbar ist Philips, die aktuell mit 27 Mrd. Euro bewertet wird (alle Kurse Schluss 2.1.) bei einem Umsatz von zuletzt 25 Mrd. Euro. Die Holländer haben sich längst aus dem Geschäft mit Glühbirnen, Fernsehern und anderer Unterhaltungselektronik verabschiedet, für die sie über Jahrzehnte berühmt waren. Heute wird der gesamte Konzern rund um das Thema Gesundheit und gesunde Lebensführung aufgebaut.
Dazu gehören nicht nur massive bildgebende Krankenhaussysteme, sondern auch smarte Uhren, Elektrozahnbürsten, Stabmixer und Baby-Fläschchen. Dieser ganzheitliche Ansatz wird unter dem Schlagwort „Health Continuum“ zusammengefasst. Man will also eine feste Größe an der Seite von Menschen sein, in jedem Alter und in jeder Lebenslage.
Passend dazu wird auch eine ambitionierte Software-Plattform mit Apps entwickelt, welche die Kundenbindung erhöhen sollen und zukünftig voraussichtlich für zusätzliche Umsätze sorgen werden. Auch komplette Gesundheitsprogramme von Institutionen können damit effektiv unterstützt werden.
Ergänzend bietet Philips auch Ingenieursdienstleistungen für andere Medizintechnikunternehmen sowie umfassende Beratungsleistungen für Krankenhäuser.
Fresenius: der Gesundheitskonzern
Consulting für Krankenhäuser bietet auch Fresenius (WKN:578560), die mit einer aktuellen Bewertung von über 40 Mrd. Euro zu den größten Gruppen im Gesundheitssektor überhaupt gehört, wenn man von Arzneimittel-Konzernen absieht.
Das unbändig wachsende Stiftungsunternehmen gehört zu den Favoriten von Dividendenjägern. Die Ausschüttungsquote ist zwar ziemlich gering, aber dafür gibt es seit langer Zeit jedes Jahr ein bisschen mehr, während die einbehaltenen Gewinne für profitable Zukäufe verwendet werden.
Fresenius ist heute nicht nur Großaktionär der ebenfalls im DAX notierten Fresenius Medical Care (WKN:578580), sondern auch einer der größten europäischen Krankenhausbetreiber (Helios) und ein Marktführer im Bereich der künstlichen Ernährung (Kabi).
Große Teile des Geschäfts werden mit Pharma und Dienstleistungen gemacht. Dazu gehört aber auch ein immer umfangreicheres Angebot an medizintechnischen Systemen, wie beispielsweise Transfusionstechnologie, Applikationstechnik und Dialysegeräte.
So richtig sexy erscheint mir dieses breit aufgestellte Gesundheits-Konglomerat nicht, aber die beeindruckende Historie spricht für sich.
Medtronic: der Branchenprimus
Noch größer als Fresenius ist Medtronic (WKN:A14M2J). Der Kurs ist zuletzt wegen durchwachsenen Quartalsergebnissen ein gutes Stück zurückgekommen. Trotzdem liegt die Marktkapitalisierung noch bei stattlichen 97 Mrd. Euro.
Seit über 35 Jahren bezahlt Medtronic steigende Dividenden – und hat trotzdem genug freie Barmittelzuflüsse, um in den Schuldenabbau und weiteres Wachstum zu investieren.
Im Zuge der Übernahme der früheren Healthcare-Sparte des aufgespaltenen Tyco-Konzerns hat das ursprünglich amerikanische Unternehmen seinen Sitz steuervermeidend nach Irland verlegt.
Umsatz macht das Unternehmen mit einer breiten Palette an Medizintechnik-Produkten, darunter minimalinvasive Therapien, Diabetes-Lösungen und Chirurgie-Technik sowie zugehörige Dienstleistungen. Über 85.000 Mitarbeiter, eine Präsenz in nahezu allen Ländern weltweit und mehr als 53.000 Patente sind eindrückliche Fakten.
Bald gibt es noch einen Riesen mehr
Wer sich für den Healthineers-Börsengang interessiert und sich im Vorfeld positionieren möchte, der sollte sich vielleicht die hier vorgestellten Unternehmen genauer ansehen. Neben diesen Giganten gibt es natürlich auch noch eine Reihe von kleineren Spezialisten wie Carl Zeiss Meditech (WKN:531370) oder Nobel Biocare.
Ob diese Aktien Gesundheit für dein Depot bringen werden, weiß ich nicht sicher, aber damit kannst du auf alle Fälle auf einen robusten Trend setzen. Im Gegensatz zur Pillen-Industrie sind Medizintechnik-Unternehmen auch weniger von einzelnen Blockbustern abhängig und entwickeln sich deshalb stetiger.
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Ein erneutes Aufflammen von Corona in China, Krieg innerhalb Europas und eine schwächelnde Industrie in Deutschland in Zeiten hoher Inflation und steigender Zinsen. Das sind ziemlich viele Risiken, die deinem Depot nicht guttun.
Hier sind vier Schritte, die man unserer Meinung nach immer vor Augen haben sollte, wenn der Aktienmarkt einen Rücksetzer erlebt.
Ralf Anders hält keine Wertpapiere genannter Unternehmen. The Motley Fool besitzt Aktien von Medtronic. The Motley Fool empfiehlt Fresenius.