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Warum Foolishe Investoren jetzt ihre Finger von Aurelius lassen sollten

Short-Attacken sind etwas hässliches für Investoren der betroffenen Unternehmen. Es passiert immer wieder, dass jemand von fallenden Kursen bei einer Aktie profitieren möchte und sich dafür besondere Mühe gibt, für schlechte Publicity des angegriffenen Unternehmens zu sorgen.

Für langfristige orientierte Investoren wie uns ist die Frage: Bietet der kollabierende Aktienkurs eine Kaufgelegenheit, oder kann man sich eher die Finger verbrennen? In diesem Artikel schaue ich mir zunächst an, wer der Angreifer im Falle von Aurelius (WKN:A0JK2A) ist und erlaube mir dann zu begründen, warum ich als Foolisher Investor trotz einer fast-Halbierung des Aktienkurses Abstand von einer Investition halten würde.

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Ein Angreifer mit potentiell moralischen Motiven

Hinter der Short-Attacke steckt ein vermeintlicher Hedgefonds namens Gotham City Research. Dahinter soll ein Herr Daniel Yu stecken. Die britische Zeitung Telegraph hat im Jahr 2014 versucht, herauszufinden, wer diese Person ist. In einem Artikel berichtet die Zeitung darüber, dass nahestehende Personen Daniel Yu als Person mit „einem starken moralischen Kern“ bezeichnen.

Es stimmt zwar nicht alles, was in einer Zeitung steht. Und selbst wenn dies richtig ist, bedeutet das noch nicht, dass Gotham City Research bei Aurelius mit seinen Anschuldigungen richtig liegt.

Allerdings wäre es nicht das erste mal, dass man zumindest teilweise richtig liegen kann. Unter anderem attackierte Gotham City Research vor drei Jahren das britische Unternehmen Quindell auf vergleichbare Art und Weise. Und im Nachhinein stellte sich heraus, dass das Unternehmen in der Vergangenheit seine Umsätze überbewertete. Die Folge war, dass vergangene Gewinne nachträglich zu Verlusten angepasst werden mussten.

Ich würde also nicht im Voraus davon ausgehen, dass wir es hier mit einer unbegründeten Short-Attacke rein aus Profitgier zu tun haben.

Aurelius selbst teilte in seiner Pressemitteilung zum Bericht von Gotham City Research mit, dass dieser auf bekannten von Aurelius veröffentlichten Fakten beruhe, die beabsichtigt auf eine irreführende Art und Weise und mit falschen Behauptungen präsentiert wären.

Ob dies komplett stimmt, darüber sollen andere entscheiden. Es gibt für mich unabhängig davon Gründe, die Finger von Aurelius zu lassen.

1. Aurelius Management verkauft erhebliche Anteile am eigenen Unternehmen

Zwischen Ende November und Mitte Dezember letzten Jahres hat das Aurelius-Management eigene Anteile am Unternehmen verkauft. Dafür muss man nicht Gotham’s Bericht lesen und das ist grundsätzlich auch nichts Verwerfliches. Die Höhe und die Art und Weise ist jedoch überraschend.

CEO Dirk Markus zum Beispiel scheint am 8. Dezember 2016 Aurelius-Aktien im Wert von über 114 Millionen Euro verkauft zu haben. Das entspricht immerhin einem mittleren, einstelligen Prozentbereich aller ausstehender Aktien von Aurelius und einem beträchtlichen Anteil der Aurelius-Aktien, die Dirk Markus besaß. Die Aktien wurden scheinbar nicht direkt von ihm veräußert, sondern von der Lotus Aktiengesellschaft, wo er „Mitglied des Managements“  ist.

Ähnliches findet sich auch zu anderen Personen bei Aurelius:

  • Die Trisotech GmbH, bei der Aurelius-Manager Gert Purkert „Mitglied des Managements“ ist, hat ebenfalls am 8. Dezember Aurelius-Anteile im Wert von über 54 Millionen Euro verkauft.
  • Aurelius-Aufsichtsratsmitglied Dirk Roesing hat am 9. Dezember Aurelius-Aktien im Wert von über 1,1 Millionen Euro veräußert. Am 6. März 2017 kamen weitere Aktien im Wert von über 3,4 Millionen Euro dazu.

Es gibt viele Gründe, weshalb sich das Management von einem Teil der Aktien des eigenen Unternehmens trennt oder sogar trennen muss. Deshalb würde ich solchen Transaktionen normalerweise wenig Beachtung schenken.

Bedenkt man jedoch die Breite und die Tiefe der Verkäufe und die Tatsache, dass das Kurs-Buch-Verhältnis zum Zeitpunkt des Verkaufs bei rund 4 lag – was ich für sehr hoch halte –, würde ich als Foolisher Investor erst einmal abwarten.

2. Der Vorwurf, dass veräußerte Unternehmen häufig Bankrott gehen

Ein Vorwurf des Berichts von Gotham City Research ist, dass 58 % aller von Aurelius veräußerten Unternehmen im Nachhinein bankrottgegangen sind. Die Quellenangaben im Bericht machen es relativ einfach, diese Anschuldigungen nachzuvollziehen. Ich habe nicht jedes einzelne Unternehmen überprüft, aber in meinen Stichproben habe ich keine Falschangabe gefunden.

Die 58 % würden mich als Aurelius-Aktionär beunruhigen. Vor allem, wenn man berücksichtigt, dass Aurelius laut eigenen Angaben beim Verkauf von Unternehmen im Durchschnitt eine Rendite erzielt hat, die dem neunfachen des selbst investierten Kapitals entspricht.

Weshalb wäre ich beunruhigt? Nun, Aurelius lebt unter anderem davon, dass Beteiligungen auch verkauft werden können. Wenn ein Käufer nun aber weiß, dass historisch gesehen mehr als die Hälfte aller Verkäufe von Aurelius bankrottgehen, dann kann ich mir vorstellen, dass das Vertrauen in den Verkäufer Aurelius schwindet – und dann könnten die hohen Verkaufsrenditen der Vergangenheit schwieriger werden.

Foolishe Investoren können sich heute auf andere Gelegenheiten stürzen

Die historischen Kapitalrenditen von Aurelius sind großartig. Nur auf Basis dieser Zahlen hätte man mich für eine Investition in Aurelius nach dem Kurssturz der letzten zwei Tage begeistern können. Trotzdem würde ich derzeit abwarten. Einmal aufgrund der Tatsache, dass die Short-Attacke aus einer Richtung kommt, die in der Vergangenheit schon einmal ein glückliches Händchen bewiesen hat.

Ich gehe zwar davon aus, dass man die Anschuldigungen des Berichts selbst relativ einfach überprüfen und dann entscheiden kann, wie valide die Argumentation ist. Jedoch würde das voraussichtlich sehr viel Zeit in Anspruch nehmen.

Der groß angelegte Verkauf von Aurelius-Aktien von Insidern und die aus meiner Sicht potentiell schlechte Performance der von Aurelius veräußerten Unternehmen liefern für mich jedoch darüber hinaus Gründe, mir diese Zeit zu sparen und in die Recherche von anderen Investitionsmöglichkeiten zu stecken, bis geklärt ist, wie es wirklich um die Anschuldigungen von Gotham City Research steht.

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Bernd Schmid besitzt keine der erwähnten Unternehmen. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Unternehmen.



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