Welche Aktie ist jetzt günstiger, Vonovia oder Deutsche Wohnen?
Der Bedarf nach Wohnraum wächst in Deutschland mit der Zunahme der Bevölkerung konsequent an. Bis 2030 wird Deutschland Prognosen zufolge 85 Millionen Einwohner erreichen. Zusätzlich ist ein bedeutender Anteil des im Moment zur Verfügung stehenden Wohnraums für die Bedürfnisse der heutigen Gesellschaft nicht mehr attraktiv.
Hiervon können die beiden größten deutschen privaten Wohnungsunternehmen Vonovia (WKN:A1ML7J) und Deutsche Wohnen (WKN:A0HN5C) profitieren. Beide scheinen interessante Investments zu sein, doch die Aktien unterscheiden sich. Welche von den beiden ist heute günstiger?
Fundamentaler Vergleich
Eine Kennzahl, die geeignet ist, um die Bewertung der beiden Wohnungsunternehmen miteinander zu vergleichen, ist der Aktienkurs geteilt durch den Nettoinventarwert (NAV) je Aktie, welcher nach den Vorgaben der European Public Real Estate Association berechnet wird (EPRA NAV).
Diese Kennziffer gibt das Verhältnis zwischen der Marktkapitalisierung und der Summe der Vermögenswerte des Unternehmens an. Je höher der Wert, desto mehr bezahlt man relativ für die Vermögensgegenstände, welches in diesem Fall größtenteils Immobilien sind. Damit ähnelt der Wert dem Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV).
Vonovia SE | Deutsche Wohnen AG | |
EPRA NAV je Aktie | 36,58 € | 29,68 € |
Anstieg EPRA NAV je Aktie 2016 | 22 % | 29 % |
Aktienschlusskurs 08.06.2017 | 35,89 € | 34,98 € |
Aktienkurs x 100 / EPRA NAV je Aktie | 98 % | 118 % |
Quellen: Geschäftsbericht 2016 Vonovia SE, Geschäftsbericht 2016 Deutsche Wohnen AG
Anhand dieser Zahl scheint Vonovia deutlich günstiger bewertet. Hier kauft man beim Aktienerwerb praktisch gleichzeitig ein Stück Nettoinventarwert von gleichem Wert mit, was für eine Immobiliengesellschaft, welche regelmäßig steigende Gewinne erwirtschaftet hat, sehr preiswert erscheint.
Gleichzeitig war jedoch das Wachstum des EPRA NAV für die Deutsche Wohnen mit 29 Prozent auch klar höher, als bei dem Konkurrenten aus dem DAX. Das kann bedeuten, dass die Deutsche Wohnen die höhere Beertung im Laufe der kommenden Jahre kompensieren kann.
Perspektive
Zwischen Vonovia und der Deutsche Wohnen besteht ein Unterscheid. Dieser liegt in der Verteilung ihrer Immobilien.
2016 hielt die Deutsche Wohnen 70 Prozent ihrer Immobilien in der Trendmetropole Berlin. Vonovia hingegen ist breiter aufgestellt. Zwar hielt auch Vonovia 2016 die meisten der eigenen Immobilien in Berlin, jedoch ist der Schwerpunkt mit ca. 12 Prozent bedeutend weniger ausgeprägt. Weitere Schwerpunkte von Vonovia sind dagegen beispielsweise das Rhein-Main-Gebiet, das Rheinland, Dresden und das südliche Ruhrgebiet.
Zur Zeit läuft Berlin jedoch allen anderen deutschen Metropolregionen den Rang ab, wenn es um die Wohnungsnachfrage geht. Jedes Jahr ziehen 40.000 Menschen zu. Die Leerstandsquote liegt bei extrem niedrigen 0,9 Prozent.
Dies würde dafür sprechen, dass die Deutsche Wohnen auch in Zukunft schneller wächst als Vonovia und ein höherer Preis gerechtfertigt ist. Andersherum ist Vonovia gegen eine lokale Blasenbildung durch die Diversifizierung besser abgesichert. Davon scheint die deutsche Hauptstadt jedoch noch entfernt zu sein, schließlich sind die Immobilien- und Mietpreise in anderen europäischen Metropolregionen zum Teil noch deutlich höher.
Fazit
Die beiden Branchenschwergewichten lassen sich anhand verschiedenster Kriterien sinnvoll gegenüberstellen, da beide im Kern das gleiche Geschäft betreiben.
Beide Unternehmen haben ihre Vorzüge. Vonovia ist günstiger bewertet. Die Deutsche Wohnen hat kurz- bis mittelfristig mehr Potenzial für schnelles Wachstum.
Welche der beiden Aktien jetzt der bessere Kauf ist, sollte jeder Foolishe Investor nach einer tiefergehenden Analyse für sich selbst entscheiden.
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Robert Schleifenbaum besitzt Aktien von Vonovia. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.