Diversifikation: Wie viele Aktien machen Sinn?
Diversifikation ist eine der wichtigsten und vermeintlich einfachsten Grundregeln für den Aufbau eines erfolgreichen Aktien-Portfolios. Doch hinter Diversifikation steht mehr als nur der Kauf möglichst vieler Aktien. Es gilt dabei Sachen wie Korrelation und Marktrisiko zu beachten. Sehen wir uns an, wie man ein gut aufgestelltes Portfolio erstellt.
Unterscheide zwischen unternehmensspezifischem Risiko und Marktrisiko
Viele Anleger denken durch ausreichend Diversifikation haben sie ein absolut sicheres Portfolio, das vor allen Schwankungen geschützt ist. Das stimmt so leider nicht, denn Diversifikation schützt nur vor unternehmensspezifischen Risiken. Darunter versteht man zum Beispiel solche Fälle wie der Einbruch der Volkswagen (WKN:766403)-Aktie durch den Abgasskandal oder der Nordex (WKN:A0D655)-Aktie durch die Flaute in der Windenergie-Branche. Umso mehr Aktien man hält, umso weniger wirken sich die Probleme eines einzelnen Unternehmens auf das gesamte Portfolio aus.
Das zweite Risiko, das Marktrisiko, bleibt hingegen bestehen und lässt sich nicht „wegdiversifizieren“. Darunter versteht man solche Ereignisse wie 2008, als – vor allem durch die geplatzte Preisblase am US-Immobilienmarkt ausgelöst – der ganze Aktienmarkt fiel. Davor schützt nur ein ausreichend großer Cash-Bestand im eigenen Portfolio, um diese Situationen zum Nachkauf zu nutzen oder die Aufteilung des Vermögens auch auf andere Anlageklassen wie Edelmetalle oder Immobilien.
Beachte die Korrelation
Korrelation bedeutet, dass Anlageklassen oder Aktien gemeinsam fallen und steigen. Hast du zum Beispiel Volkswagen-Aktien wird es eine schlechte Idee sein, zur Diversifizierung Aktien von Continental (WKN:543900) zu kaufen, denn wenn es der Autobranche (und damit Volkswagen) schlecht geht, werden auch die Zulieferer wie Continental darunter leiden.
Ein klassisches Beispiel für negative Korrelation (das bedeutet die Werte entwickeln sich entgegengesetzt) wäre ein Investment in BP (WKN:850517) und Lufthansa (WKN:823212). Sinken die Ölpreise, macht BP weniger Gewinn, dafür hat Lufthansa weniger Kerosinkosten und deren Gewinn steigt wiederum.
Eine hohe Korrelation kann nicht nur innerhalb von Branchen bestehen, sondern auch von der geographischen Lage abhängen. Jemand der all sein Geld nur in Russland oder nur in der Türkei anlegt, hat sicher kein gut diversifiziertes Portfolio, da durch politische Ereignisse oft alle Aktien eines Landes gemeinsam steigen oder fallen.
Wie viele Aktien sollten es also sein?
Das kann man pauschal schwer beantworten, denn das kommt vor allem auf dich an: Wie viel Geld hast du zur Verfügung, welche Art von Investor bist du bzw. welche Strategie verfolgst du und wie groß ist deine Risikotoleranz?
Hast du nur 5.000 Euro zur Verfügung wird es keinen Sinn machen, zehn verschiedene Aktien zu kaufen, da so alleine die Handelskosten einen Großteil deiner Gewinne auffressen, hast du hingegen 100.000 Euro auf der Kante, kannst du auch problemlos in 20 Aktien investieren, ohne dass die Handelsgebühren deinen Gewinn zu sehr belasten. Ich persönlich habe mir ein Limit von etwa 1.000 Euro gesetzt, unter dem ich normalerweise keine Positionen eröffne.
Der nächste Punkt ist deine Strategie. Bist du eher der Typ, der in große, verlässliche Standardwerte und Dividendenaktien investiert, wird es selbst bei hohen Geldbeträgen keinen Sinn machen, mehr als rund 15 Aktien zu kaufen, da das Risiko damit schon sehr gering ist und eine höhere Anzahl nur unnötig die Verwaltung erschwert und zusätzliche Handelskosten bedeutet.
Bist du hingegen so wie ich eher der Typ, der gerne in etwas riskantere Wachstumsaktien bzw. neue, kleine Unternehmen investiert, dann kann es leicht mal zu einem Totalausfall kommen. Hast du dann bei 100.000 Euro nur 10 verschiedene Aktien, kannst du gleich mal 10.000 Euro als Verlust abschreiben. Damit das nicht passiert, kann hier je nach Risikotoleranz durchaus auch eine Streuung auf 30 oder mehr Aktien Sinn machen.
Fazit
Diversifikation ist wichtig, jedoch bedeuten mehr Aktien nicht automatisch mehr Sicherheit. Viel wichtiger ist es dabei auf die Korrelation zu achten und richtig zu diversifizieren.
Ab einer bestimmten Anzahl bekommt man kaum noch ein mehr an Sicherheit und die Handelsgebühren sowie der Zeiteinsatz zur Verwaltung des Depots stehen in einem schlechten Verhältnis zur zusätzlich gewonnen Sicherheit.
Der Bärenmarkt-Überlebensguide: Wie du mit einer Marktkorrektur umgehst!
Ein erneutes Aufflammen von Corona in China, Krieg innerhalb Europas und eine schwächelnde Industrie in Deutschland in Zeiten hoher Inflation und steigender Zinsen. Das sind ziemlich viele Risiken, die deinem Depot nicht guttun.
Hier sind vier Schritte, die man unserer Meinung nach immer vor Augen haben sollte, wenn der Aktienmarkt einen Rücksetzer erlebt.
Jürgen Zefferer besitzt Aktien von Continental und Nordex. The Motley Fool empfiehlt Nordex.