Lufthansa punktet mit Rekordergebnis – aber macht das die Aktie günstig?
Wer so wie ich bisher der Ansicht war, dass die Lufthansa (WKN:823212) dem für die Luftfahrt typischen Teufelskreis aus Wettrüsten und mangelnder Profitabilität nicht entkommen kann, wird durch Geschäftszahlen wie die für das Jahr 2017 eines Besseren belehrt.
Die Lufthansa strotz vor Stärke, und man kann sich jetzt durchaus fragen, ob dahinter mehr als ein guter Zyklus steckt und vielleicht sogar das operative Geschick so hoch ist, dass die aktuellen Profite von Dauer sein könnten. Für Investoren ist deshalb ein Blick auf die aktuelle Börsenbewertung unerlässlich.
Gut, besser, Lufthansa
Lufthansa hat im letzten Jahr zwei Dinge gleichzeitig geschafft. Einerseits hat die Airline aus eigener Stärke heraus gleichzeitig Umsatz, Gewinn und Qualität gesteigert, obwohl oftmals eine dieser erstrebenswerten Komponenten auf Kosten einer anderen erreicht wird.
So ist es der Lufthansa im letzten Jahr gelungen, das höchste und prestigeträchtige Skytrax-Rating von fünf Sternen zu erreichen. Das war bisher nur einigen ausgewählten Airlines aus der Golf-Region und dem asiatischen Raum vorbehalten. Nordamerikanische und europäische Airlines geben sich schon lange mit einem Spektrum der Mittelmäßigkeit zufrieden, auch weil Billigairlines den Kostenwettbewerb erhöhen.
Diesem Trend will die Lufthansa entgegenhalten und setzt auf Qualität. Das ist mittlerweile im Atlantikraum ein Alleinstellungsmerkmal und könnte sich zu einem Wettbewerbsvorteil entwickeln. Das Beeindruckende an der aktuellen Situation ist, dass die Lufthansa für die hohe Qualität nicht die Gewinne über Bord werfen musste. Das spricht für sehr gutes Management.
Der zweite wichtige Erfolg des letzten Geschäftsjahres war es, die Schwäche der Konkurrenz auszunutzen. So konnte die Lufthansa wichtige Teile der insolventen Air Berlin übernehmen. Das sorgt gleichzeitig für Umsatzwachstum und bessere Margen, da neue Strecken in Zukunft von einer der Lufthansa-Marken bedient werden und die verringerte Konkurrenz höhere Ticketpreise zulässt. Wie genau Lufthansa von der Alitalia-Insolvenz profitieren wird, ist noch unklar, aber ein Wettbewerber weniger dürfte langfristig durchaus gut für Umsatz, Margen oder sogar beides sein.
Die Geschäftszahlen und was sie für die Aktie bedeuten
Lufthansa hat wirklich hervorragende Zahlen vorzuweisen, wobei viele Einmaleffekte das Ergebnis ein wenig verzerren. Allerdings bleibt auch auf grundlegender operativer Ebene festzustellen, dass die Lufthansa zuletzt sehr ordentliche Gewinne erwirtschaften konnte.
Hier ein paar interessante Zahlen:
- Der Umsatz stieg 2017 um 12,4 % im Vergleich zum Vorjahr, auf 35.579 Mio. Euro.
- Das Konzernergebnis stieg 2017 um 33,1 % im Vergleich zum Vorjahr, auf 2.364 Mio. Euro.
- Der operative Cashflow stieg 2017 um 55,1 % im Vergleich zum Vorjahr, auf 5.035 Mio. Euro.
Ein kurzer Blick auf die Marktkapitalisierung der Lufthansa in Höhe von 12,25 Mrd. Euro (Stand: 16.03.) verrät, dass die Aktie sowohl im Vergleich zu dem Gewinn in Höhe von circa 2,36 Mrd. Euro als auch im Vergleich zum operativen Cashflow in Höhe von circa 5 Mrd. Euro anhand klassischer Kennzahlen sehr günstig aussieht.
Wer die Aktie Mitte 2016 zu einem Kurs von 10 Euro ergatterte, der darf sich jetzt dank der vorgeschlagenen Dividende in Höhe von 0,80 Euro je Aktie auf eine Ausschüttungsrendite von 8 % freuen.
Diese Risiken bleiben auch in Zukunft
Als zu teuer kann man die Lufthansa-Aktie dank der hervorragenden geschäftlichen Entwicklung aktuell also kaum bezeichnen. Da langfristig aber trotzdem die Geschäfte auch wieder schwieriger werden könnten, ist die Aktie meiner Ansicht nach eher fair bewertet als spottbillig.
Würde beispielsweise der Ölpreis stark anziehen, würde dies die Gewinne der Lufthansa erheblich in Mitleidenschaft ziehen. Außerdem droht langfristig noch immer extrem harte Konkurrenz durch Billigairlines wie Ryanair oder natürlich auch Neugründungen. Auch ist nicht auszuschließen, dass die Flaggenträger mittelfristig einen Blick auf Lufthansas gute Margen werfen, und auch einen Teil vom Kuchen abhaben wollen.
Wie der Wettbewerb der Zukunft genau aussehen und wie die Lufthansa darauf reagieren wird, ist eine spannende Frage. Bisher beeindruckt das operative Geschick der führenden deutschen Airline, und die neuesten Geschäftszahlen spiegeln den aktuellen Erfolg wider.
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Marlon Bonazzi besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.