Steinhoff-Töchter zwischen Expansion und Kontraktion
Die Aktie von Steinhoff International (WKN:A14XB9) wird weiterhin massiv abverkauft und erreicht immer neue Tiefs. Aber während die Dachholding darum kämpft, bis zum Ende dieses Jahres wieder zur Normalität zurückkehren zu können, arbeiten die zahlreichen Töchter munter weiter. Hier ist der aktualisierte Überblick, wie es dort läuft.
Das unüberschaubare Netzwerk
Steinhoff hat über die Jahre Dutzende Marken zusammengekauft, die in Afrika, in den USA, auf den britischen Inseln sowie weiten Teilen des europäischen Festlands primär im Einzelhandel aktiv sind. Es ist fast unmöglich, jede einzelne Geschäftseinheit zu verfolgen, weshalb ich mich im Folgenden auf einige der größten konzentriere.
Jedenfalls boomt der Einrichtungsmarkt dank der guten Konjunktur in vielen Regionen. Eine PwC-Studie vom November 2017 kommt zum Schluss, dass die niedrigen Zinsen, der expandierende Wohnungsbau und steigende Löhne die Umsätze in der deutschen Möbelbranche treiben. Der Online-Handel sei zwar im Kommen, aber noch ist seine Bedeutung relativ gering.
Ähnliches gilt sicherlich auch für viele weitere Länder, in denen Steinhoff operiert, weshalb ich grundsätzlich mit einer positiven Entwicklung des laufenden Geschäfts rechnen würde. Aber genug der Vorrede!
So läuft es bei Pepco
Pepco ist eine der größten Einzelhandelsketten in Zentral- und Osteuropa. Im 4. Quartal 2017 wurde die Marke von 1.000 Zweigstellen übersprungen, heute sind es schon 1354. Völlig unbeeindruckt von den Tumulten bei der Muttergesellschaft geht die Expansion weiter. Bis 2020 soll es schon 2.000 Läden geben, in denen ein buntes und preiswertes Sortiment rund um Kleidung, Schuhe und Haushaltsgegenstände verkauft wird und 2023 werden es den Planungen zufolge beeindruckende 4.000 sein.
Im Heimatmarkt Polen wird PEPCO regelmäßig für seine starke Marke und die Qualität der Läden ausgezeichnet. Das Konzept, das mich ein bisschen an die deutsche Woolworth erinnert, kommt offenbar gut an. Neue Regionen wie die baltischen Staaten, Bosnien, Kroatien, Serbien, Slowenien und Bulgarien sollen nun in Windeseile erobert werden.
So läuft es bei Conforama
Eine weitere Kerngesellschaft ist die französische Conforama, die Möbel und Einrichtungsgegenstände für Zuhause und Büros verkauft. Die Marke ziert weiterhin den Namen der ersten französischen Fußballliga. Anfang dieses Jahres umfasste das Netzwerk 315 Niederlassungen in 8 Ländern, darunter auch eine starke Präsenz in der Schweiz.
In diesen Tagen wurde ein neues Ladenkonzept namens „Confo!“ gestartet. Auf einer reduzierten Fläche von 1.400 m² sollen dort die umsatzstärksten Produktlinien rund um Küche, Schlaf- und Wohnzimmer, mit einem besonderen Fokus auf Deko-Bedarf, angeboten werden.
Conforama hat sich vor einigen Monaten eine eigene Finanzierung besorgt und arbeitet allem Anschein nach profitabel. Sie ist daher nicht auf die derzeit spärlichen Geldmittel aus dem Holding-Pool angewiesen.
So läuft es bei Poundland
Die britische Poundland entspricht weitgehend den deutschen Pendants TEDi und Euroshop. Dort wird allerlei Hausrat zum kleinen Preis vertrieben, sowie vermehrt auch Kleidung der Konzernmarke Pep&Co. Das Konzept gilt vor allem bei einkommensschwachen Bevölkerungsschichten als äußerst beliebt. Seit einiger Zeit wird auch in Euroland unter „Dealz“ firmiert. Das Netzwerk in Irland wird beispielsweise aktuell um weitere 10 Zweigstellen ausgebaut. Außerdem soll eine Präsenz in Polen aufgebaut werden.
Im Januar sicherte sich Poundland Finanzmittel in Höhe von 180 Mio. britischen Pfund, sodass die Expansion der operativ profitablen Kette aus der eigenen Tasche bezahlt werden kann.
So läuft es bei STAR
Das seit letztem Jahr börsennotierte Südafrikageschäft namens Steinhoff Africa Retail (WKN:A2DXY7) ist vielfältig aufgestellt und in elf Ländern im südlichen Afrika sowie Nigeria mit Tausenden Niederlassungen präsent. Selbst Autohändler, Baumärkte und Elektronikketten sind dabei. Die Marktkapitalisierung beläuft sich umgerechnet auf rund 4,5 Mrd. Euro und der Aktienkurs ist einigermaßen stabil.
Gerade wurde gemeldet, dass Steinhoff International weitere Anteile an institutionelle Investoren abgegeben hat, um die Liquiditätsreserven aufzufüllen. Von 77 % reduziert sich die Beteiligung nun auf 71 % im Wert von etwa 3,2 Mrd. Euro. Das passt gut zur Strategie des STAR-Managements, das die Eigenständigkeit betont und möglichst nicht mehr mit dem Steinhoff-Konzern in Verbindung gebracht werden will.
Operativ ist STAR im Expansionsmodus. Steinbuild hat sich im Februar mit dem Baustofflieferanten BSG verstärkt und PEP, das afrikanische Pendant zu PEPCO, strebt eine verstärkte Präsenz in Nachbarländern an. Mittlerweile gibt es 2.152 Geschäfte, Umsatz und Gewinn steigen seit Jahren zweistellig. Ergänzende Geschäftsfelder wie der Handyvertrieb und Finanzdienstleistungen laufen gut.
Und sonst?
Nicht so rund läuft es bei der letztes Jahr teuer hinzugekauften Mattress Firm aus den USA, die viele unprofitable Standorte schließen muss und gleichzeitig von der günstigeren Online-Konkurrenz bedrängt wird. Dort ist fraglich, ob Verluste vermieden werden können und es drohen Abschreibungen auf die Firmenwerte (Goodwill). Auch bei Kika-Leiner in Österreich steht nicht alles zum Besten, nicht nur wegen der aufgeblähten Immobilienwerte. Vier Filialen werden derzeit geschlossen.
Die deutsche Beteiligung POCO berichtet hingegen von einer erfreulichen Umsatz- und Gewinnentwicklung, die praktisch nicht von den Problemen bei Steinhoff beeinträchtigt worden sei. Zukünftig fällt der Umsatz aus dem Konsolidierungskreis der Holding raus, weil Steinhoff 50 % der Anteile besitzt, ohne den Möbelhändler zu kontrollieren. Die Holding darf aber natürlich auf Dividenden hoffen.
Insgesamt gibt es also auf der operativen Ebene zwar ein paar dunkle Flecken, aber doch auch viel Licht, sodass es weiterhin spannend bleibt, wie die ganze Geschichte ausgeht.
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Ralf Anders besitzt Aktien von Steinhoff International. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.