Munich Re: Warum die Aktie zum digitalen Shootingstar wird
Munich Re (WKN:843002) ist meiner Meinung nach gerade eine der spannendsten Versicherungsaktien am Markt, denn sie machen was, das sich noch keine andere Versicherung in Deutschland getraut hat. Wenn sie damit erfolgreich sind, wird das den Markt grundsätzlich verändern.
Du fragst dich, wovon ich rede? Es geht um die Digitalisierung des kompletten Versicherungsmarktes. Munich Re ist der erste traditionelle deutsche Versicherer, der gleich in zwei starke InsureTechs mit großer Perspektive eingestiegen ist.
Getsafe startet durch
Ursprünglich ist die Smartphone-App Getsafe als digitaler Versicherungsmakler gestartet. Im Dezember vergangenen Jahres hat das Start Up aus Heidelberg nun offiziell den Versicherungsbetrieb aufgenommen, allerdings ohne im Besitz einer eigenen BaFin-Lizenz zu sein.
Und genau hier kommt nun Munich Re ins Spiel. Risikoträger der Getsafe-Haftpflichtversicherung ist die Great Lakes Insurance SE, welche unter dem Dach von Munich Re als Spezialanbieter für Versicherungsdienste arbeitet.
Zum Start der Kooperation ist aber zunächst nur ein eingeschränktes Produktangebot verfügbar. Im Mittelpunkt stehen dabei die klassische Haftpflichtversicherung sowie Zusatzversicherungen für Zahnbehandlungen und Zahnersatz. Ein besonderes Feature ist zudem, dass Getsafe auch die Möglichkeit bietet, privat betriebene Drohnen in den Versicherungsschutz mit aufzunehmen. Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Produkten am Markt sind die Versicherungen zudem monatlich kündbar. Wenn kein Schaden anfällt, will Getsafe einen Teil der gezahlten Beiträge an karitative Zwecke spenden, die der Kunde zuvor in seiner App auswählen kann.
Vorbild für das Produkt war übrigens der im April 2015 gegründete US-Versicherer Lemonade, an dem unter anderem der japanische Tech-Investor SoftBank (WKN:891624) beteiligt ist.
ONE ist Nummer Zwei…
Und weil Munich Re gerade einen Lauf hat, steigen sie in ein zweites InsureTech-Startup ein. Konkret geht es um die ONE Versicherung mit Sitz im idyllischen Liechtenstein. Was sich zunächst mal nicht besonders spektakulär anhört, könnte aber womöglich der nächste große Hammer in der Versicherungsbranche werden. Denn hinter ONE verbirgt sich die bekannte Wefox-Group um ihren Gründer Julian Teicke.
Das Prinzip funktioniert dabei ähnlich wie bei Getsafe: Kunden schließen das Produkt in der App ab, dort erfolgen auch Service und Schadensmeldungen. Als Risikoträger fungiert wie auch bei Getsafe im Hintergrund Munich Re. An den Erfolg von ONE glaubt man mittlerweile offensichtlich auch auf der anderen Seite des Atlantiks. US-Schauspieler Ashton Kutcher ist als Investor bei dem digitalen Versicherungs-Startup mit eingestiegen und glaubt fest an dessen Erfolg.
Freude auch für Investoren?
Das ein Rückversicherer sich so stark im Endkundenbereich engagiert, dazu noch bei jungen, digitalen Startups, erscheint mir schon ein ziemlich ungewöhnlicher Schachzug zu sein. Wenn man einen Blick auf das Retailgeschäft der großen deutschen Versicherer wirft, verhalten diese sich größtenteils ausgesprochen konservativ und scheuen die Digitalisierung. Bei nicht wenigen Anbietern ist es schon ein besonderer Service, wenn zum Beispiel eine Kfz-Schadensmeldung per App abgesendet werden kann.
Auch sonst sieht es bei den großen Namen im deutschen Versicherungsgeschäft eher ziemlich dürftig aus: Allianz (WKN:840400) hatte zwar erst kürzlich zusammen mit Tencent (WKN:A1138D) den Einstieg beim Berliner FinTech N26 verkündet, doch handelt es sich hier explizit um eine Bankenbeteiligung.
Meiner Meinung nach dürfte Munich Re nun ein ganz entscheidender Coup gelungen sein und der Zeitpunkt war genau richtig gewählt: Die Versicherungsbranche wird exakt jetzt von den ersten InsureTech Startups durchgewirbelt. Kurz gesagt: Die etablierten Anbieter haben sich zu lange auf ihren Lorbeeren ausgeruht, anstatt in eigenen Inkubatoren entsprechende Produkte zu entwickeln.
Munich Re scheint hier nach einem ziemlich pragmatischen Prinzip zu handeln: Wenn du sie nicht besiegen kannst, steig bei ihnen ein. Ich gehe zwar grundsätzlich davon aus, dass wir in den kommenden Monaten und Jahren noch den Start der einen oder anderen Digitalversicherung erleben werden, doch die Erfahrung zeigt deutlich, wie wichtig der Vorsprung am Markt ist. Bis die Allianz so weit wie Getsafe und ONE ist, dürften diese sich in Kooperation mit Munich Re schon ein ansehnliches Produktangebot und den entsprechenden Kundenstamm aufgebaut haben.
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Björn König besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Tencent Holdings. The Motley Fool empfiehlt SoftBank.