Deutsche Bank: Trauerspiel mit Happy End?
Jetzt heißt es aufpassen! Die Deutsche Bank (WKN:514000) steht am Abgrund. Meine Hoffnung ist nur, dass der neue CEO Christian Sewing nicht noch einen Schritt weitergeht. Obgleich ich bei seiner Strategie in einigen Bereichen schon deutlich optimistischer bin, als es noch bei seinem Vorgänger John Cryan der Fall war.
S&P senkt den Daumen
Die Herabstufung von A- auf BBB+ bereitet mir zusammen mit der Kursentwicklung im 9 Euro-Bereich aktuell am meisten Bauchschmerzen. Die Bank befindet sich sowohl bei den Ratingagenturen als auch an den Märkten in einem Zustand, der absolut keinen Investor zufriedenstellen dürfte. Auch der CEO machte bereits deutlich, dass der jetzige Aktienkurs keineswegs den wahren Wert des Unternehmens widerspiegelt.
Allerdings muss ich hier sagen, dass mich diese Äußerung nicht wirklich beruhigt. Der Aktienkurs ist nämlich keineswegs eine Momentaufnahme. Seit 2013 geht es mit dem Papier bis auf wenige Ausnahmen kontinuierlich bergab, in Konsequenz verlor die Aktie bis heute grob sagenhafte drei Viertel ihres ursprünglichen Kurswertes von rund 35 Euro.
Zwar greift Sewing nun an wichtigen Stellen, wie dem Investment-Geschäft, Arbeitsplätzen sowie dem Filialnetz durch, es dürfte aber noch eine ganze Weile dauern, bis diese Maßnahmen auch wirklich spürbar wirken. Im Moment, das ist leider offensichtlich, steckt Deutschlands Banken-Primus aber eher im Chaos.
Merger mit Commerzbank?
Hinter den Kulissen tut sich bei der Deutschen Bank wohl eine ganze Menge. Aufsichtsratschef Paul Achleitner soll sich laut aktuellen Medienberichten von Bloomberg seit Monaten in Gesprächen mit Großinvestoren über einen möglichen Zusammenschluss mit der Commerzbank (WKN:CBK100) befinden.
Wesentlicher Haken sei jedoch der niedrige Aktienkurs, welcher vermutlich eine Kapitalerhöhung mit Abschreibungen auslösen könnte. Zudem wolle die Deutsche Bank ein Portfolio aus Energie-Darlehen im Wert von drei Milliarden US-Dollar verkaufen.
Möglich wäre ein Zusammengehen beider Institute aber ohnehin nur, wenn Achleitner die institutionellen Großaktionäre überzeugen könnte: Diese wären insbesondere BlackRock (WKN:928193), Cerberus, das Emirat Katar und der Finanzinvestor C-Quadrat, welcher wiederum in den Händen der chinesischen Unternehmensgruppe HNA (WKN:880973) liegt. Laut aktuellen Medienberichten stehen die Großinvestoren dem Plan ablehnend gegenüber.
Auf den ersten Blick scheint ein Zusammengehen von Deutscher Bank und Commerzbank meiner Meinung nach gar nicht so uninteressant, denn die Großinvestoren BlackRock und Cerberus sind bei beiden Instituten an Bord.
Cerberus engagiert sich aktuell sehr stark im europäischen Banken-Geschäft. So sind sie unter anderem auch an der österreichischen Postbank BAWAG P.S.K (WKN:A2DYJN) beteiligt und in Deutschland bei der eher regional tätigen Südwestbank aktiv. Allerdings: Cerberus-Chef Stephen Feinberg hatte laut Reuters bereits im Dezember vergangenen Jahres in Gesprächen mit dem Kanzleramt klargestellt, dass die deutsche Volkswirtschaft genügend Raum für zwei große Privatbanken biete.
Unrealistisches Gedankenspiel
Nun aber die entscheidende Frage: Welche Vorteile würde eine solche Entwicklung den Aktionären der Deutschen Bank bieten?
Roy Smith, Professor Emeritus für Managementpraktiken an der New Yorker Stern School of Business beschrieb die Idee im Gespräch mit Bloomberg folgendermaßen: Eine Verschmelzung von Deutscher Bank und Commerzbank wäre etwa so, als würde man zwei Betrunkene zusammenbinden, damit sie sich gegenseitig Halt geben.
Und um direkt einmal im Bild zu bleiben: Welcher Aktionär möchte sein Geld schon in zwei Alkoholiker investieren? Egal ob Privat- oder institutioneller Investor: Sie alle sollten ein Interesse daran haben, dass sich ein Unternehmen aus eigener Kraft nachhaltig und positiv entwickelt.
Die Deutsche Bank befindet sich aktuell in einer sehr schwierigen Lage, das ist unbestritten so. Ein Zusammengehen mit der Commerzbank kann aber absolut nicht die Lösung sein. Damit schafft man für Investoren keinen Mehrwert, sondern vernichtet am Ende Kapital und auch genau das, wofür die Deutsche Bank ursprünglich einmal stand.
Sie ist eine private Großbank von Weltrang, die tief in Deutschland verwurzelt ist. Mit dem großflächigen Rückzug aus dem Investmentbanking spielt die Deutsche Bank an der Wall Street künftig nur noch in der zweiten Liga.
Fazit
Wenn Sewings Reformen greifen, hat die Deutsche Bank-Aktie meiner Ansicht nach eine gute Chance, sich von ihrem Allzeittief zu erholen. Auf viel mehr sollte sich aber kein Aktionär allzu große Hoffnungen machen. Die Zeiten, in denen die Deutsche Bank ein wirklicher Global Player war, sind zumindest nach meiner Einschätzung auf absehbare Zeit vorbei. Und das ist nicht nur für die Aktionäre, sondern für Deutschland insgesamt mehr als bedauerlich.
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Björn König besitzt Aktien der Deutschen Bank. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.