Du willst von Dividenden leben? Diese vier Meilensteine zeigen dir, wie weit du schon gekommen bist
35 Milliarden Euro schütten die DAX-Unternehmen in diesem Jahr an ihre Aktionäre aus. Anleger, die sich ein Aktienportfolio mit potenten Dividendentiteln aufgebaut haben, werden prächtig verdienen. Vielleicht sogar so viel, dass allein die Dividenden genug Bares in die Kasse spülen, um alle alltäglichen Kosten des Lebens abdecken zu können.
Nun haben sicher nicht alle Anleger ein Aktienportfolio, das Dividenden in dem Maße generieren kann, wie es notwendig wäre, um davon in vollem Umfang leben zu können. Gerade junge Anleger haben, je nach Sparquote, noch mehrere Jahrzehnte vor sich, bis der Traum von der finanziellen Freiheit durch Dividenden in Erfüllung gehen wird.
Ziele, die so weit entfernt sind, rufen bei mir immer eine bestimmte Art der Ungeduld hervor. Natürlich weiß ich, dass der Zinseszinseffekt vor allem Zeit benötigt. Je mehr Zeit vorhanden ist, desto besser kann sich die Wirkung des Effekts entfalten. Leider ertappe ich mich hin und wieder selbst dabei, wie ich das große Ziel aus den Augen verliere. Ist der Zeitpunkt nur weit genug entfernt, dann erscheint die finanzielle Freiheit unerreichbar. Egal, wie gut die Börsen gerade laufen.
Wenn die Ungeduld in schlechte Laune übergeht, leidet bei mir die Disziplin. Dem einen oder anderen Anleger mag es ähnlich ergehen. Manch einer wird sich sogar dazu genötigt fühlen, die Anlagedisziplin komplett über Bord zu werfen.
Bevor es so weit kommt, empfehle ich, die Ungeduld mit einer trivialen Überlegung zu zähmen. Statt sich zu fragen, wie weit die finanzielle Freiheit noch entfernt ist, sollte man sich meiner Ansicht nach zuallererst fragen, wie es bereits heute um die persönliche finanzielle Teilfreiheit bestellt ist.
Vier Meilensteine der finanziellen Teilfreiheit
Auch Dividenden aus vergleichsweise jungen Aktiendepots reichen oft schon aus, um die Kosten einzelner Segmente des alltäglichen Lebens abdecken zu können. Aus „irgendwann in ferner Zukunft werde ich finanziell frei sein“ kann also auch ein „ich bin jetzt schon frei von Kostenpunkt X“ werden. Diese Art zu denken fördert meiner Meinung nach die Motivation. Denn aus einem weit entfernten Ziel, dessen Erfüllung im Zweifel Jahrzehnte in Anspruch nehmen wird, werden viele kleine Ziele, die regelmäßig abgehakt werden können. „Teile und herrsche“, wenn man so will.
Für die folgenden Berechnungen orientiere ich mich an einem handelsüblichen DAX-ETF und setze eine Dividendenrendite von 2,6 % pro Jahr als gegeben voraus. Zusätzlich zu den Kapitalanforderungen interessiert mich auch die Ansparzeit. Bei dieser Komponente rechne ich mit einer durchschnittlichen DAX-Rendite von 6,2 % pro Jahr. Dies entspricht der jährlichen Rendite des DAX-Kursindex seit 1988 (Dividenden werden hier nicht berücksichtigt).
Meilenstein | Kosten pro Jahr | Investiertes Kapital | Ansparzeit (50 Euro pro Monat) | Ansparzeit (200 Euro pro Monat) |
Haftpflichtversicherung | 40 Euro (realitätsnaher Beispielwert) | 1.538 Euro | 2,4 Jahre | 0,6 Jahre |
Rundfunkgebühr | 210 Euro | 8.067 Euro | 9,8 Jahre | 3,1 Jahre |
Elektrizität | 425 Euro (realitätsnaher Beispielwert für 1.700 kwH pro Jahr) | 16.346 Euro | 16,1 Jahre | 5,7 Jahre |
Öffentlicher Nahverkehr | 761 Euro (Abonnement der Berliner Verkehrsbetriebe) | 29.269 Euro | 22,73 Jahre | 9,1 Jahre |
Versichert, vernetzt und mobil. Mit insgesamt 64.450 Euro investiertem Kapital können die Dividenden der DAX-Unternehmen schon einige schwer zu vermeidende Alltagskosten abdecken. Schon ab etwas über 8.000 Euro investiertem Kapital könnte man sich über die „Befreiung“ von der Rundfunkgebühr freuen. Die Kosten des öffentlicher Nahverkehrs wären mit 29.269 Euro eine etwas größere Hürde. Wie lange es letztendlich dauert, um die Meilensteine zu erreichen, hängt allerdings vor allem von der Sparquote ab.
Die Suche nach dem persönlichen Sweet Spot
Es macht für mich schon einen Unterschied, ob ich mein Investitionsziel in 10,8 Jahren oder in 3,5 Jahren erreichen kann. Ich denke, bei der Ansparzeit sollte jeder Anleger seinen persönlichen Sweet Spot ausfindig machen und die Sparquote dementsprechend justieren. Manche Anleger werden sich mit einer Ansparzeit von zehn Jahren pudelwohl fühlen. Viele andere werden sich schon einen Zeithorizont von drei Jahren kaum vorstellen können.
Bei Investitionszeiträumen, die nur wenige Jahre umfassen, sollte natürlich auch das Risiko einer größeren Korrektur oder gar eines massiven Crashs am Aktienmarkt bedacht werden. Nur bei langen Zeiträumen fallen negative Sondereffekte nicht ins Gewicht. Die durchschnittliche Rendite des DAX-Kursindex von 6,2 % basiert immerhin auf der Betrachtung mehrerer Jahrzehnte. Auch die Annahme einer konstanten Dividendenrendite wird an der Realität scheitern. Dieser Wert kann steigen oder sinken, je nach Ermessen der Unternehmen.
Auch an anderen Stellen kann optimiert werden. In meiner exemplarischen Berechnung nehme ich an, dass Dividenden grundsätzlich nicht reinvestiert werden. Die durchschnittliche Rendite des DAX inklusive Dividenden liegt allerdings bei etwa 8,5 % und damit höher als die 6,2 %, die ich in meiner Berechnung verwende. Bei einer jährlichen Rendite von 8,5 % und einer Sparquote von 50 Euro pro Monat wäre der Meilenstein Öffentlicher Nahverkehr in 19,6 statt in 22,7 Jahren zu erreichen. Eine Ersparnis von knapp drei Jahren spricht meiner Ansicht nach dafür, Dividenden in der ersten Zeit konsequent zu reinvestieren.
Trotz der Vielzahl an Möglichkeiten zur Kalibrierung der persönlichen Investitionstätigkeit zählt für mich vor allem der psychologische Vorteil, den mir die Idee der finanziellen Teilfreiheit bietet. Bei Zielen, die voraussichtlich in wenigen Jahren erreicht werden können, kann ich eine gewisse Vorfreude entwickeln. Bei der Aussicht, mehrere Jahrzehnte auf ein wohlkalkuliertes Stillleben zu starren, sinkt meine Laune in den Keller. In dem Maße langfristig zu denken wie Warren Buffett fällt mir nicht leicht. Aber wer weiß, vielleicht hat auch der Altmeister ähnliche Tricks auf Lager, um sich das nötige Maß an Disziplin zu bewahren.
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