Glückwunsch, wenn du dein Geld auf Sparbuch und Girokonto geparkt hast, aber jetzt wird es Zeit zu handeln!
Für uns Fools ist klar: Wer langfristig ein Vermögen aufbauen will, der muss in erfolgreiche Unternehmen investieren. Und doch muss man nun feststellen, dass Leute, die ihre Ersparnisse zur Bank getragen haben, über die letzten Jahre zum Teil besser gefahren sind. Gehörst du dazu? Dann kann man dir nur mit Demut gratulieren.
Für einen Triumph auf ganzer Linie solltest du jetzt allerdings Flexibilität beweisen. Denn es ist eine Sache, an der Seitenlinie zu stehen, wenn es abwärts geht. Es ist eine andere Sache, einzusteigen, wenn die Kurse billig sind. Anleger, die bereits voll am Aktienmarkt investiert sind, beneiden dich um die Chancen, die sich für dich im Moment eröffnen.
3,5 Jahre seitwärts
Wer Mitte März 2015 entschieden hat, all sein Geld auf ein Tagesgeldkonto zu parken, hat heute dank der Minizinsen zwar kaum mehr, aber eben auch keinesfalls weniger (wenn man von der Inflation einmal absieht, die teilweise ebenfalls nahe der Nullprozentlinie lag). Anleger hingegen, die zum gleichen Zeitpunkt breit in den DAX investiert haben, der sich damals auf die 12.000er-Marke zubewegte, liegen auch gut dreieinhalb Jahre später noch im Minus (DAX-Stand 15.10.: 11.614).
Auch mit einem DAX-ETF-Sparplan mit monatlichen Zukäufen wäre man meinen Berechnungen zufolge nicht besser gestellt. Selbst wer damit relativ günstig vor zwei Jahren angefangen hat, als der DAX bei rund 10.500 Punkten lag, hat heute kaum einen Vorteil. Wer hingegen erst seit Januar 2017 dabei ist, der liegt heute sogar recht deutlich im Minus.
Rückblickend kann man natürlich sagen, dass man eben auf die richtigen Aktien hätte setzen müssen. Offensichtlich hätte man mit einem Investment in den DAX-Aufsteiger Wirecard (WKN:747206) oder auch in konservativere Papiere wie Fresenius (WKN:578560) oder Vonovia (WKN:A1ML7J) gute Gewinne verbuchen können. Im Nachhinein ist man immer schlauer. Wer hingegen dachte, dass die Deutsche Bank (WKN:514000) ein großes Comeback feiern oder Bayer (WKN:BAY001) in der Erfolgsspur bleiben würde, der wurde schwer enttäuscht.
Wie man es auch dreht und wendet: Im Ergebnis war es nicht das Dümmste, in letzter Zeit dem Aktienmarkt fernzubleiben.
Neue Chancen
Allerdings müssen wir ja weder alles auf einmal in den Aktienmarkt investieren noch stur monatlich in einen Sparplan einzahlen. Vielmehr können wir uns zu jedem Zeitpunkt überlegen, welches Wertpapier das günstigste Chancen-Risiko-Verhältnis aufweist. Ein renditeschmälernder Einstieg zum Höchstkurs kann so vermieden werden, ohne die Chancen eines Einstiegs zu Tiefstständen zu verpassen. Denn wer Anfang 2016 kräftig zugegriffen hat, der wird sich wahrscheinlich auch heute noch über ein solides Plus freuen können.
Zwar gilt der Grundsatz, dass man in jeder Marktsituation gute Einstiegsgelegenheiten identifizieren kann, aber meistens stehen die Chancen am besten, wenn die Kurse wie jetzt ein Tal durchschreiten. Davon können diejenigen am meisten profitieren, die eine Menge Bargeld gebunkert haben. Wenn du dazugehörst, dann kannst du im Moment noch hämisch auf diejenigen blicken, die zu teuer gekauft haben und aktuell im Minus liegen.
Aber wenn du jetzt nicht anfängst, eine neue Strategie zu entwickeln, dann bleibst du auf halber Strecke stehen. Um den kompletten Sieg einzufahren, musst du die Macht, die deine Barbestände dir jetzt verleihen, auch nutzen.
Jetzt richtig handeln
Heute kannst du bei vielen guten Unternehmen 20, 30 oder sogar 50 % günstiger einsteigen als noch vor einigen Monaten. Schau dir zum Beispiel Continental (WKN:543900) an, ein Unternehmen, das für 2018 operative Gewinne in Höhe von rund 4 Mrd. Euro erwartet, aber dessen Kurs in diesem Jahr rund 40 % abgegeben hat.
Das heißt nicht, dass ich vorsichtigen Anlegern — zu denen Tagesgeldsparer ganz bestimmt gehören — empfehlen würde, nun auf einen Schlag in solche Einzelwerte umzuschichten. Aber um den ersten Schritt (zurück) in den Aktienmarkt zu machen, bietet sich jetzt eine ausgezeichnete Gelegenheit. Vielleicht wird es über die nächsten Monate im Umfeld von Brexit und Handelskrieg noch ein bisschen billiger, das will ich gar nicht ausschließen.
Das ist jedoch erstens nur eine Möglichkeit und zweitens kannst du dich dann darüber freuen, dass du noch mehr Anteile für dein Geld bekommst. Eine Strategie könnte daher sein, jeden Monat im Schnitt etwa 10 % deines Barvermögens in attraktive Wertpapiere zu investieren. Dadurch bekommst du wunderbar günstige Durchschnittskurse, die nicht nur knackige Dividendenrenditen, sondern langfristig auch solide Kursgewinne versprechen.
Flexibilität ist gefragt
Eine Strategie, die in der Vergangenheit funktioniert hat, kann für die Zukunft trotzdem falsch sein. Nullzinsen und steigende Inflation fressen aktuell Bargeld auf, während am Aktienmarkt Dividendenrenditen im Bereich von 5 % leicht zu finden sind. Deshalb sind diejenigen, die ihr Pulver trocken gehalten haben, nun in der komfortablen Lage, um von den zurückgekommenen Kursen zu profitieren.
Oder wie es der frühere Bundesbankpräsident Axel Weber am 11. Oktober im CNBC-Interview ausdrückte: „… die Menschen sind zu pessimistisch. Aus dem Aktienmarkt auszusteigen ist das Schlimmste, was Anleger jetzt machen könnten.“ – Dem Aktienmarkt weiterhin den Rücken zu kehren, anstatt flexibel die Chancen zu nutzen, wäre wohl fast genauso schlimm.
Der Bärenmarkt-Überlebensguide: Wie du mit einer Marktkorrektur umgehst!
Ein erneutes Aufflammen von Corona in China, Krieg innerhalb Europas und eine schwächelnde Industrie in Deutschland in Zeiten hoher Inflation und steigender Zinsen. Das sind ziemlich viele Risiken, die deinem Depot nicht guttun.
Hier sind vier Schritte, die man unserer Meinung nach immer vor Augen haben sollte, wenn der Aktienmarkt einen Rücksetzer erlebt.
Ralf Anders partizipiert über ein von ihm betreutes Indexzertifikat an der Aktienentwicklung von Continental. The Motley Fool empfiehlt Fresenius.