Wo bleibt in der Videospielbranche das Wachstum?
Es gibt derzeit eine seltsame Diskrepanz in der Videospielbranche. Die meisten Investoren dürften sie wohl als eine Wachstumsbranche mit großen Chancen zum Fortschritt betrachten. Man denke nur an E-Sports und digitale In-Game-Käufe. Aber die Realität sieht eher so aus, dass es enorm schwierig ist, weiteres Wachstum zu finden.
Activision Blizzard (WKN: A0Q4K4) und Electronic Arts (WKN: 878372) sind schon seit zehn Jahren nicht mehr viel gewachsen und Take Two Interactive (WKN: 914508) hat je nach den auf den Markt gebrachten Spielen große Höhen und Tiefen durchlebt. Bei Videospielen vollzieht sich ein Wandel, aber ein stetiges Wachstum ist selbst für die größten Namen weiterhin schwer zu erreichen.
Wo das Wachstum herkommt
Die folgende Grafik zeigt das Umsatzwachstum von Activision Blizzard und Electronic Arts in den letzten zehn Jahren. Im Jahr 2016 erwarb Activision Blizzard King Digital für 5,9 Milliarden US-Dollar, was der einzige echte Wachstumsschub war.
Aus heutiger Sicht beläuft sich das Wachstum von Electronic Arts auf eine jährliche Rate von nur 2 % über zehn Jahre. Bei Activision Blizzard sieht es nicht viel anders, wenn wir die Akquisition von King Digital herausnehmen. Wie auch immer man es betrachtet, das Wachstum ist für Videospielhersteller generell nur sehr, sehr schwach.
Wo bleibt das Wachstum?
Es gibt eine Reihe von Gründen, warum die Einnahmen aus Videospielen in den letzten zehn Jahren nicht signifikant gestiegen sind. Ein Grund ist der Trend zu Gratisspielen, bei dem die Monetarisierung erst recht weit am Ende stattfindet. Anstelle eines Vorabkaufs von 50 US-Dollar oder mehr können Spieler auf PCs und mobilen Geräten im Laufe der Zeit bestimmte kleinere Beträge ausgeben – oder auch gar nichts. Wenn ein Spiel Millionen von Benutzern hat, kann das Freemium-Modell großartig sein, aber wenn die Benutzerzahl nur klein ist, kann das Spiel möglicherweise erst gar nicht profitabel werden.
Wir sehen diesen Trend bei Blockbuster-Spielen wie Call of Duty, das immer noch eines der beliebtesten Spiele der Branche ist. Aber Activision Blizzard hat in den Eröffnungswochen in den letzten zehn Jahren stets einen Rückgang der Umsätze verzeichnet. Der Premium-Videospielmarkt könnte derzeit tatsächlich rückläufig sein.
E-Sports sollten 2019 und darüber hinaus die große Wachstumsmaschine für die Branche sein, aber das hat sich noch nicht in den Zahlen niederschlagen können. Franchisegebühren bringen Ligenbesitzern wie Activision Blizzard zwar Millionen in bar, aber die laufenden Einnahmen aus dem Sport werden mit den Franchiseinhabern geteilt. So kann es zu mehr Verkäufen von Spielen aufgrund des Interesses an E-Sports kommen, aber auch das hat nicht zu einem signifikanten Wachstum geführt.
Ohne eine neue Konsole oder Technologie (wie Smartphones) gibt es keine naheliegenden Wachstumsoptionen für Videospielhersteller.
Die gute Nachricht
Ich habe oben gezeigt, dass der Umsatz bei Videospielen nicht gewachsen ist, insbesondere bei Electronic Arts und Activision Blizzard – dafür aber das Nettoeinkommen. Und das ist es, was dazu beigetragen hat, dass die Aktien von Videospielen steigen konnten.
Ein wichtiger Grund für den Anstieg des Nettogewinns ist die steigende Bruttomarge. Der digitale Vertrieb, der sehr kostengünstig ist, ist der Schlüssel zu diesem Ergebniswachstum. Ein weiterer Grund ist der Fokus auf Blockbuster-Games, die Jahr für Jahr aktualisiert werden. So werden die Ergebnisse von Activision Blizzard beispielsweise von World of Warcraft, Candy Crush und Call of Duty getragen, die in der Regel jedes Jahr aktualisiert werden. Electronic Arts hat wichtige Titel wie FIFA, Madden und Battlefield, auf die man sich stützen kann. Take-Two vertraut auf Grand Theft Auto, um das Geschäft weiter auszubauen.
Ein Risiko für Investoren
Videospielaktien haben in den letzten zehn Jahren eine heiße Phase durchlaufen, wobei Activision Blizzard, EA und Take-Two um 164 %, 338 % bzw. sogar 1.270 % gestiegen sind. Aber dieses Wachstum war schwer zu erreichen und es kann durchaus Probleme geben, wenn die Käufer im Voraus weniger für die Spiele ausgeben.
Die Geschäftsmodelle werden angepasst und weiter auf Freemium-Angebote umgestellt werden, aber dies ist vielleicht nicht der Wachstumsmarkt, den die Investoren erwarten. Und wenn die Umsatzentwicklung nicht steigt, wird sich dies schließlich in langsameren Gewinnen im Endergebnis niederschlagen – und genau darauf sollte man als Anleger dieses Jahr achten.
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The Motley Fool empfiehlt Aktien von Activision Blizzard, Electronic Arts and Take-Two Interactive. Travis Hoium besitzt keine der angegebenen Aktien.
Dieser Artikel von Travis Hoium erschien am 11.6.2019 auf Fool.com. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.