Mercedes kriegt den EQC nicht verkauft – droht Daimler ein Elektrodesaster?
Der Mercedes EQC aus dem Hause Daimler (WKN: 710000) ist noch nicht lange auf dem Markt – und doch lässt sich schon abschätzen, dass der Elektro-SUV wohl keine große Erfolgsgeschichte für die Stuttgarter werden wird. Denn wie die Welt unter Berufung auf Daten des Kraftfahrtbundesamtes berichtet, wurden von der gesamten EQC-Reihe im November 2019 nur 55 Stück zugelassen.
Wie lassen sich diese Zahlen einordnen und was könnten die Gründe sein? Werfen wir einen Blick unter die Haube.
Verschwindend geringe Zulassungszahlen
Wie wenig 55 Autos sind, machen ein paar Vergleiche deutlich: Der Audi e-tron, der seit einigen Monaten auf dem Markt ist und ebenfalls im SUV-Segment mitmischt, kam im November 192 mal neu auf die Straße. Auch der Vergleich mit dem Mercedes GLC, dem Verbrennerbruder des EQC, spricht eine klare Sprache: Dieser hat sogar über 4.500 Zulassungen zu verzeichnen. Und wenn man sich dann noch vor Augen führt, dass im gleichen Zeitraum insgesamt rund 66.000 SUVs zugelassen wurden, dann ist der Anteil des EQC geradezu bedeutungslos.
An mangelndem Marketing wird es sicher nicht liegen: Jeder, der in letzter Zeit seinen Fernseher angeschaltet hat, wird zumindest einmal vom EQC gehört haben. Und doch liegen die Zulassungszahlen nahe null.
Der neue Mercedes EQC ist eine Blamage für Daimler
… und zwar nicht nur hinsichtlich der Zulassungszahlen. Denn schon bei der offiziellen Präsentation im September 2018 sorgte das Auto bei uns Fools für Stirnrunzeln – vor allem aufgrund der wenig glanzvollen technischen Daten. Und hier haben wir meines Erachtens schon den Grund für das schwache Abschneiden des EQC. Vor allem, wenn wir dazu noch den Preis von knapp 71.300 Euro bedenken.
Vergleichen wir den EQC mal mit zwei völlig verschiedenen, aber relevanten Konkurrenten: mit dem bereits erwähnten GLC und dem Crossover-SUV Model Y von Tesla, das ab 2021 in Berlin vom Band läuft.
Mercedes GLC | Mercedes EQC | Tesla Model Y | |
Grundpreis | ca. 46.200 Euro | ca. 71.300 Euro | 56.000 Euro |
Reichweite | ca. 1245 km (nach NEFZ) | ca. 460 km (nach NEFZ) | ca. 540 km (nach WLTP) |
Laden/Tanken | in fünf Minuten zu 100 % voll | in 40 Minuten zu 80 % voll | in 25 Minuten zu 80 % voll |
Quellen: Daimler, Tesla, eigene Berechnungen
Was Daimler scheinbar nicht erkannt hat, ist, dass die allermeisten Kunden nicht einfach ein Elektroauto wollen, um sich damit gut zu fühlen und dafür alle möglichen Unannehmlichkeiten in Kauf zu nehmen. Kunden wollen ein Elektroauto nur dann, wenn es ihnen einen Mehrwert bieten kann.
Die geringere Reichweite und die längeren Ladezeiten könnte Daimler mit einem ausgedehnten Schnellladenetz, einem umfassenden Unterhaltungsangebot in den Autos und einem niedrigeren Preis kontern – doch bei allen drei Punkten liegt wiederum Tesla vorne.
Das klingt etwas zynisch, doch man muss sich schon fast wundern, dass überhaupt 55 EQC den Weg auf die Straße gefunden haben.
Quo vadis, Daimler?
Der Konzern sollte sich entscheiden: Elektromobilität entweder ganz oder gar nicht. Der aktuelle Ansatz wirkt halbgar und führt zu den desolaten technischen Daten und Zulassungszahlen, die wir weiter oben diskutiert haben. Wenn das so weitergeht, könnte es für Daimler sogar schwierig werden, die Ausgaben für die Werbekampagne mit dem EQC wieder reinzuholen – von den Entwicklungskosten ganz zu schweigen.
Erst wenn Daimler es schafft, wirklich wettbewerbsfähige Elektroautos auf den Markt zu bringen, werden die Zulassungszahlen besser aussehen. Gelingt das nicht, dann könnte es durchaus sein, dass die Elektromobilität sich für Daimler zu einem großen Fiasko entwickelt.
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Christoph Gössel besitzt Aktien von Tesla. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Tesla.