Kann Plug Power mehr wert sein als Siemens Energy? Träum weiter!
In diesem Artikel ordne ich die Aussichten der Plug Power-Aktie ein:
- Die Wasserstoffwirtschaft nimmt an Fahrt auf und die Bewertung von Plug Power und Siemens Energy liegt eng beieinander.
- Plug Power ist ein rasend schnell wachsender Spezialist, der die gesamte Wertschöpfungskette von der Elektrolyse bis zum Vertrieb abdecken will.
- Siemens Energy ist ein breiter aufgestellter Konzern, der die Energiewende aktiv gestalten will und auch 2025 noch zehnmal größer sein wird.
Die Frage ist also, welches der beiden Unternehmen auf lange Sicht mehr Umsätze und vor allem Gewinne schreiben wird. Und die Antwort fällt für mich eindeutig aus.
Chart erstellt mit YCharts; die Entwicklung der Marktkapitalisierung von Plug Power (WKN: A1JA81) und Siemens Energy (WKN: ENER6Y) seit Oktober 2020 in US-Dollar
Plug Power wächst schnell
Man muss es anerkennen: Plug Power zieht alle Register, um schneller als die Konkurrenz Märkte zu besetzen und seine Expansion voranzutreiben. Jedes Mittel ist dabei recht. Über Kapitalerhöhungen werden Milliarden eingesammelt, über Zukäufe das anorganische Wachstum angefeuert und mittels Partnerschaften die Reichweite erhöht. Zuletzt akquirierte das Unternehmen Applied Cryo Technologies, die sich auf Anlagen zur Gasverflüssigung konzentriert.
In Partnerschaft mit Fortescue Future soll in Australien ein großer Standort zur Herstellung von Elektrolyseuren entstehen, in Deutschland werden massive Engineering-Kapazitäten aufgebaut und mit koreanischen Partnern soll der asiatische Markt erobert werden.
Gleichzeitig investiert Plug in den Ausbau der Vertriebsinfrastruktur und des Produktspektrums, um die vertikale Integration zu stärken und die Absatzmärkte zu diversifizieren. Auf diese Weise sollen Größenvorteile entlang der Wertschöpfungskette generiert werden. Im Jahr 2024 werde man die weltweit erste PEM-Gigafactory haben.
2020 fiel aufgrund von ungewöhnlichen Deals, die die Ausgabe von Aktienkaufoptionen und Vorauszahlungen beinhalteten, ein negativer Umsatz von (nachträglich korrigiert) 93,2 Mio. US-Dollar an, wobei brutto 337 Mio. Euro in Rechnung gestellt wurden. Im laufenden Jahr soll es etwa eine halbe Milliarde werden und nächstes Jahr will Plug um weitere zwei Drittel auf bis zu 850 Mio. US-Dollar zulegen.
Noch im September 2020 lautete der Plan, für 2024 einen Umsatz von 1,2 Mrd. US-Dollar anzupeilen. Dank der zwischenzeitlich erfolgten Investitionen und der guten Marktaussichten glaubt das Management nun, dass ein Jahr später sogar schon 3 Mrd. US-Dollar machbar seien.
Wie Siemens Energy dagegenhält
An Dynamik mangelt es Plug Power also sicherlich nicht. Das ist schon beeindruckend, wie das internationale Netzwerk ausgerollt wird und die Kapazitäten hochgefahren werden. Dennoch verblassen die für 2025 angepeilten 3 Mrd. US-Dollar, wenn man sie der aktuellen Größe von Siemens Energy gegenüberstellt. Im schwierigen Coronajahr belief sich der konsolidierte Umsatz dort auf 27,5 Mrd. Euro. Das ist mehr als zehnmal so viel wie Plug in vier Jahren erreichen will.
Bis dahin will Siemens Energy auch nominal mehr wachsen als Plug. Analysten rechnen im Schnitt mit über 36 Mrd. Euro. Das bedeutet, dass Plug selbst dann nicht an Siemens Energy herankommen wird, wenn es sich in der folgenden zehn Jahren erneut verzehnfacht. Und das wird bei den erwartbaren sinkenden Preisen eine große Herausforderung sein.
Nun kann man natürlich behaupten, dass Plug als Spezialist einen Kursaufschlag verdient, weil Siemens Energy in vielen eher langweiligen Märkten aktiv sei. Allerdings könnte gerade das lange Zeit strauchelnde Geschäft rund um Kompressoren und Gasturbinen mit der Wasserstoffwirtschaft Rückenwind bekommen. Und durch das ganzheitliche Know-how von der Energieerzeugung über die Stromübertragung bis hin zu industriellen Anwendungen kann der Konzern die Energiewende auch über das Wasserstoffthema hinaus mitgestalten.
Beim Wasserstoff selbst muss sich Siemens Energy auch nicht verstecken. Über die Zusammenarbeit mit Mubadala in Abu Dhabi, der Messer Group in Spanien, Air Liquide (WKN: 850133) in Frankreich, Siemens Mobility in Deutschland und SPIC in China hat sich der deutsche Gigant im Laufe der letzten Quartale ebenfalls eine gute Ausgangsposition verschafft.
Der größte Trumpf stellt jedoch die Tochter Siemens Gamesa (WKN: A0B5Z8) dar, über die Siemens Energy aus einer Hand Projekte zur Erzeugung von Wasserstoff und Kraftstoffen mit Windstrom realisieren kann. Die Kombination von Offshore-Windkraft und Elektrolyse erlaubt die Erschließung von Standorten weitab von Verbrauchern. Dieser Markt dürfte nach 2025 geradezu explodieren.
Zwei aussichtsreiche Spieler, aber nur eine aussichtsreiche Aktie
Plug Power fährt eine riskante Wachstumsstrategie, die mit Verlusten und der Verwässerung der Aktionäre einhergeht. Selbst wenn sie umsatzseitig ihre ambitionierten Ziele erreichen kann, ist unklar, wie sich die Profitabilität entwickeln wird. Schließlich investieren nicht nur Plug und Siemens Energy in den Ausbau ihrer Kapazitäten.
Zuletzt haben beispielsweise Sunfire, Hyundai Mobis (WKN: 955991) und Cummins (WKN: 853121) angekündigt, massiv aufrüsten zu wollen. Dass Plug Power in diesem dicht gedrängten Feld als klarer Sieger mit hohen Gewinnmargen hervorgeht, ist zwar möglich, aber eher unwahrscheinlich. Siemens Energy auf der anderen Seite hat es dank seiner Windturbinen bis zu einem gewissen Grad selbst in der Hand und verfügt durch seine breitere Aufstellung über vielfältige Wege zum Erfolg.
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Ralf Anders besitzt Aktien von Siemens Energy und partizipiert über ein von ihm betreutes Indexzertifikat an der Aktienentwicklung von Siemens Gamesa. The Motley Fool empfiehlt Cummins.