Warum die Amazon-Aktie in nur 5 Tagen um 8 % stieg
Viele Tech-Werte sind in der aktuellen Phase wieder günstig zu haben. Auch Amazon (WKN: 906866) sieht jetzt von der Bewertung her interessant aus. Seit Jahresanfang sackte der Kurs um satte 31 % ab. Aber in den vergangenen fünf Tagen ging es wieder um 8 % auf heute 114,33 US-Dollar hoch (Stand aller Daten: 7. Juli 2022).
Amazon dominiert seinen Markt und verfügt über hohe Cash-Reserven. Das mögen die Investoren. Aber das ist noch lange nicht alles. Was steckt hinter dem Kurshopser der jüngsten Zeit?
Amazon holt sich weiteren Lieferdienst ins Portfolio
Der Onlinehändler beteiligt sich am Essenslieferdienst Grubhub. Zwar geht es hier nur um 2 % der Anteile, die der Grubhub- und Lieferando-Eigner Just Eat Takeaway.com (WKN: A2ASAC) an Amazon abgibt. Dennoch ist die Freude bei einigen Marktteilnehmern groß.
Die Akquisition soll Vorteile für die Amazon-Kunden und mehr Geschäft für Grubhub bringen. Der konkrete Plan sieht so aus: Prime-Mitglieder in den USA können für ein Jahr eine kostenfreie Grubhub-Mitgliedschaft abschließen. Sie zahlen dann keine Gebühren für Bestellungen, die über 12 US-Dollar liegen.
Das Amazon-Management um CEO Andy Jassy will die weitere Entwicklung genau beobachten. Bringt der Deal viele neue Kunden, wird Amazon seinen Anteil an Grubhub auf bis zu 13 % hochfahren. Bislang sammelte das Unternehmen recht gute Erfahrungen auf dem Gebiet der Essenslieferungen. Die Beteiligung an Deliveroo läuft recht gut. Und auch Amazon Fresh liefert Lebensmittel aus.
Wo ist der Burggraben?
Der Markt der kulinarischen Lieferdienste ist breit gefächert. Viele Wettbewerber tummeln sich hier. Und von Land zu Land sieht die Marktlage unterschiedlich aus. Einen klaren Gewinner sehe ich noch lange nicht. Ich zweifle auch daran, dass wir hier jemals ein global dominierendes Unternehmen finden werden.
Der Markt wird zurzeit konsolidiert, das heißt viele Anbieter sind auf Einkaufstour und schließen Deals à la Amazon und Grubhub ab. Aber ich denke, auch lokale Restaurants und nischige Anbieter werden auf diesem Markt immer eine echte Chance haben.
Grubhub ist für Amazon kein Wachstumstreiber
In der Corona-Krise lief das Geschäft der Essenslieferanten auf Hochtouren. Im Sommer 2022 allerdings halten viele Menschen das Geld beisammen. Die Wirtschaft kühlt sich aber. Immer mehr Menschen sprechen von Rezession und Inflation. Die Zukunft erscheint ungewisser denn je. In solchen Zeiten achten die Konsumenten auf jeden Cent.
Das Interesse, sich mal schnell eine Pizza nach Hause liefern zu lassen, geht deutlich zurück. Und das hat natürlich Folgen für die operativen Zahlen der Anbieter. Wie die meisten Wettbewerber schreibt auch Grubhub Verluste. Vor Steuern betrug das Minus im vergangenen Jahr rund 403 Mio. Euro.
Wir Anleger dürfen von diesem Deal also nicht zu viel erwarten. Amazon tut aber gut daran, sich für die Zukunft breit aufzustellen. Ausreichend Cash dafür ist vorhanden. Ende 2021 standen rund 96 Mrd. US-Dollar in den Büchern. Der Verschuldungsgrad liegt bei 51 %. Das ist angesichts des hohen operativen Cashflows vertretbar.
Amazon geht weiter voran
Innovationen in der Logistik sind das A und O, um auf der Kostenseite immer besser zu werden. Amazon testet etwa bald die Paketzustellung mittels Drohnen. Konkret entschied sich Amazon für die Gemeinde Lockeford als Testregion. Ende dieses Jahres soll es mit der Testphase losgehen. Kunden in dieser Region können eine Bestellung aufgeben und erhalten eine voraussichtliche Ankunftszeit sowie einen Status-Tracker für ihre Bestellung. Allerdings muss Amazon noch grünes Licht von der Flugaufsicht bekommen.
Meine Investment-These bleibt stabil
Die Bilanz ist solide, die Zukunftsaussichten sind mittelfristig etwas eingetrübt, langfristig aber interessant. Der faire Wert der Aktie liegt heute aus meiner Sicht bei rund 150 US-Dollar. 32 % Kursrendite sind möglich.
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Hier sind vier Schritte, die man unserer Meinung nach immer vor Augen haben sollte, wenn der Aktienmarkt einen Rücksetzer erlebt.
Henning Lindhoff besitzt keine der erwähnten Aktien. John Mackey, CEO von Amazon-Tochter Whole Foods Market, sitzt im Board of Directors von The Motley Fool. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Amazon.