Stirling-Motor für Trucks! Hyliion und GE bringen ihn zurück
Alle reden von Batterien und Brennstoffzellen, wenn es darum geht, den Schwerlastverkehr sauber zu bekommen. Hyliion (WKN: A2QBTD) denkt, eine überlegene Lösung in der Pipeline zu haben. Eine Art Stirling-Motor, entwickelt von General Electric (WKN: 851144), soll den Strom an Bord produzieren. Die versprochenen Vorteile sind bestechend. Und Hyliion hat die Technik gekauft.
Darum geht es bei diesem Deal
Schon seit einiger Zeit hat das aufstrebende Lkw-Unternehmen Hyliion in seinen Präsentationsfolien eine „fuel-agnostic“-Variante angekündigt, also ein Truck, der mit nahezu beliebigem Kraftstoff betankt werden kann, von Wasserstoff und Erdgas über Methanol und Ammoniak bis hin zu Diesel und Benzin. Was genau dahintersteckt, war jedoch geheim.
Jetzt ist die Katze aus dem Sack. GE Additive, die Sparte von General Electric, die das immer wichtigere 3D-Druckgeschäft umfasst, wird ihre Karno getaufte Technologie in Hyliion einbringen. Dafür erhält GE 15 Mio. US-Dollar in bar und Hyliion-Aktien im Umfang von 22 Mio. US-Dollar. Der Industriegigant reiht sich damit zu den Großaktionären des jungen Unternehmens ein, zu denen auch der große Automobilzulieferer Dana (WKN: A0NC7J) gehört.
Hyliion wiederum übernimmt das Entwickler-Team samt 3D-Druck-Equipment und etabliert damit einen neuen F+E-Standort in Cincinatti. Zusammen mit den eigenen Ingenieuren arbeite man bereits an der Integration in künftige Truck-Generationen.
Das Management um CEO Thomas Healy zeigt sich begeistert über die Potenziale, die sich daraus für Hyliion ergeben, da die Technik nicht nur einen Wettbewerbsvorteil im Schwerlastverkehr verspricht, sondern auch weitere große Anwendungsfelder eröffnet.
Was das Besondere an der Karno-Technologie ist
Wer im Physik-Unterricht aufgepasst hat, erinnert sich wahrscheinlich an den Stirling-Motor. Dieser zeichnet sich dadurch aus, dass er Wärme in Bewegung umsetzen kann. Wie die Wärme erzeugt wird, ist ihm dabei egal – „fuel-agnostic“ eben. Selbst eine warme Handfläche kann bereits genügen. Ein zusätzliches Medium wie in der Dampfmaschine ist ebenfalls nicht erforderlich.
Ingenieure hat das Prinzip schon immer fasziniert. Aber wenn man damit ein Fahrzeug direkt antreiben will, dann hapert es an der dynamischen Leistungsregelung. Und die Effizienz steigt mit der Größe der erforderlichen Wärmetauscher. Bisher kamen Stirling-Motoren deshalb allenfalls in stationären Anwendungen zum Einsatz.
Aber mit den neuesten Erkenntnissen der Fluiddynamik und dem Einsatz von 3D-Druck haben sich offenbar neue Möglichkeiten ergeben. Karno kann alle Vorteile des Stirling-Motors in ein sehr kompaktes System übernehmen. Es wird weniger Platz beanspruchen als der Gasmotor von Cummins (WKN: 853121), der im zweiten Halbjahr 2023 in den ersten kommerzialisierten Lkw-Modellen verbaut wird.
Karno wird als mobiler Generator im Zusammenspiel mit einer Batterie arbeiten und kann damit kontinuierlich am optimalen Betriebspunkt laufen. Das ist ein großer Vorteil gegenüber konventionellen Motoren, die schnelle Lastwechsel bewältigen müssen. Die erwartete Gesamteffizienz soll Werte erreichen, die weit über dem heutigen Standard liegen.
Sie soll sogar an Brennstoffzellen heranreichen. Dank des relativ simplen Aufbaus und der wenigen beweglichen Teile erwartet Hyliion allerdings eine viel längere Lebenszeit ohne Leistungsabbau. Selbst gegenüber dem Dieselmotor soll sich der Wartungsaufwand stark reduzieren.
Als weiteren Vorteil nennt das Management die flammenlose Verbrennung, die so sauber sein soll, dass sie selbst zukünftige Emissionsstandards locker einhalten kann.
Darum ist es noch zu früh für Jubel
Es sind fantastische Nachrichten. Hier kommt eine Technologie, die einen Sack voller Herausforderungen auf einmal lösen kann. Hyliion wird ein attraktives Paket schnüren können, das riesigen Kundenzuspruch verspricht. Und darüber hinaus eröffnen sich gewaltige Chancen durch die Kommerzialisierung von Karno selbst, wobei die Rückendeckung durch GE sicherlich auch nicht schadet.
Aber leider gibt es wie fast immer bei solchen technologischen Durchbrüchen den Faktor Zeit. Es ist ein langer Fahrplan, auf dem zuerst der Gasmotor-Lkw Hypertruck ERX steht. Die Weiterentwicklung von Karno, bis die Technik für Hyliion nutzbar ist, wird noch einige Quartale dauern.
Und damit, dass die „fuel-agnostic“-Zugmaschine Hyliion Karno auf die Straßen kommt, braucht man vor 2026 wohl nicht zu rechnen. Eher noch etwas später, so wie ich die unspezifischen Aussagen von CEO Healy interpretiere.
Bis dahin stehen auch Batterien und Brennstoffzellen der nächsten Generation zur Verfügung, was den scheinbaren Vorsprung, den Karno heute hätte, mindern könnte. Hyliion hat zunächst einen beschwerlichen Weg vor sich, der viele Ressourcen kosten wird. Können für den ERX nicht genügend Kunden begeistert werden, dann wird es schwierig, den Karno zur Marktreife zu führen.
Dennoch regt dieser besondere Stirling-Motor die Fantasie an. Jede Erfolgsmeldung mit dem ERX wird durch diese spannende Chance potenziert. Mit Karno bleibt Hyliion im Spiel.
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Ralf Anders besitzt Aktien von Hyliion. The Motley Fool empfiehlt Cummins.