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Credit Suisse-Aktie: Vertane Chance?

Mann im Anzug mit leeren Hosentaschen
Foto: Getty Images

Die Bankenwelt blickt seit Wochen und Monaten gebannt in Richtung Zürich: Was wird aus der Credit Suisse (WKN: 876800), der international einflussreichen Nummer 2 der Schweiz? Nun hat das Management seinen Restrukturierungsplan vorgestellt. Doch obwohl die Erwartungen im Vorfeld gering waren, überwog in der ersten die Enttäuschung – zumindest bei den Aktionären. In Saudi-Arabien hingegen knallen zwar nicht die Sektkorken, aber getanzt wird bestimmt!

Die neue Credit Suisse

Wie erwartet, steht ein großer Umbau an, um die Credit Suisse zu stabilisieren. Künftig will sich die „neue Credit Suisse“ auf die Bereiche Vermögensmanagement und Universalbank Schweiz konzentrieren, wo sie sich gut aufgestellt sieht und gute operative Erträge erwirtschaftet, bei geringer Kapitalintensität.

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Risikogewichtete Vermögenswerte im Bereich des weitaus volatileren Investmentbankings sollen um 40 % reduziert werden. Das Filetstück, der Zugang zu speziellen Märkten mit zugehörigen Lösungen, soll in die neue Credit Suisse überführt werden. Sie agiert als Dienstleister für die anderen Segmente.

Der US-Geschäftsbereich CS First Boston hingegen schält Credit Suisse heraus, um ihn eigenständig aufzustellen als unabhängige Kapitalmarkt- und Beraterbank mit Fokus auf den amerikanischen Markt.

Auch bei den verbrieften Produkten soll das Risiko durch einen Deal mit einer Investorengruppe heruntergefahren werden. Zudem werden eine Reihe von schwachen Randgeschäften aufgegeben oder verkauft.

Vieles erinnert an den Umbau der Commerzbank (WKN: CBK100), die seit Jahren auf ähnliche Weise dabei ist, ihre Risikoposition zu verbessern und sich auf ihre Stärken zu fokussieren.

Der kleine Unterschied

Während bei der Commerzbank allerdings der Staat eingesprungen ist, um das Finanzinstitut zu stabilisieren, hat sich bei der Credit Suisse keine nationale Lösung ergeben, wie Schweizer Kommentatoren zum Teil lamentieren.

Weder einer der großen Schweizer Versicherungskonzerne noch ein Mitbewerber, noch die Schweizer Nationalbank oder der Bund wollten hier riskieren, sich die Finger zu verbrennen.

Auch das Einfädeln eines komplexeren Deals mit einem strategischen Partner gelang nicht in der Kürze der Zeit. Aus meiner Sicht mangelt es an dieser Front auch an Fantasie beim Management, sodass die Credit Suisse hier große Potenziale liegen lässt.

Stattdessen hat man sich für eine arabische Lösung entschieden. Von den 4 Mrd. Schweizerfranken, die über Eigenkapitalmaßnahmen eingeworben werden sollen, übernimmt die Saudi National Bank 1,52 Mrd., um sich knapp 10 % des Konzerns zu sichern.

Unterschiedliche Reaktionen

Auch wenn der Plan gute Chancen hat, die Credit Suisse operativ wieder profitabler und stabiler zu machen, haben Aktionäre auf absehbare Zeit nicht allzu viel davon.

Zunächst wird der Umbau eine Menge Geld kosten, und die Ausgabe neuer Anteile im Umfang von 4 Mrd. Schweizerfranken verwässert die Anteile. Zudem muss der Konzern weiterhin hohe Zinsen für sein Fremdkapital bezahlen, sodass von etwaigen operativen Gewinnen unterm Strich womöglich auch mittel- bis langfristig nicht viel bleibt.

Kein Wunder also, dass die Aktie zunächst abgestürzt ist. Gefreut haben sich hingegen die Anleihegläubiger. Die unbefristete 6,25-%-Anleihe stieg in den letzten Tagen signifikant von 80 auf über 84. Die Zuversicht, dass Credit Suisse seinen Schuldendienst auch auf lange Sicht leisten kann, hat also wieder etwas zugenommen. Das Management hat klar aufgezeigt, dass die eingeleiteten Maßnahmen das Kernkapital auf einem akzeptablen Niveau halten werden.

Noch mehr Grund zu feiern hat allerdings das Regime in Saudi-Arabien. Durch seinen Status als Großaktionär sitzen Vertreter der Diktatur künftig regelmäßig am Tisch, wenn der Verwaltungsrat tagt. Und einen erfahrenen Vermögensmanager können sie sicherlich gut gebrauchen angesichts der gigantischen Gewinne, die Saudi Aramco abwirft.

Worauf Anleger bei der Credit-Suisse-Aktie achten sollten

Ich würde auf jeden Fall noch ein weiteres Quartal abwarten, um zu sehen, wie die ganzen Umbau- und Kapitalmaßnahmen sich tatsächlich auf die Bilanz auswirken.

Sollte sich das mangelnde Vertrauen zahlreicher Kunden und auch des schweizerischen Umfelds weiterhin in schlechten Zahlen widerspiegeln, dann wird es schwierig mit dem Turnaround. Mitten im aufreibenden Umbau das Vertrauen der Stakeholder zurückgewinnen zu wollen, ist kein Zuckerschlecken.

Daneben ist völlig unklar, was bei der Abwicklung der ausgegliederten Problembereiche unterm Strich herauskommt. Hier kommt es sicherlich sehr stark darauf an, wie günstig sich in den kommenden Quartalen und Jahren das makroökonomische Umfeld entwickelt.

Wer hier die Zusammenhänge richtig einordnen kann, ist klar im Vorteil. Im Moment ist mir das noch zu undurchsichtig. Aber es könnte sich lohnen, an dieser Story dranzubleiben.

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Ralf Anders besitzt keine der genannten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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