Wie die Superreichen investieren und was du dir von ihnen abschauen kannst
Heute möchte ich zwei Fragen besprechen, die vielen von uns in Zeiten der nahenden Rezession unter den Nägeln brennen: Investieren die Wohlhabenden anders als alle anderen? Und wenn ja, was können wir von ihnen lernen? Schließlich wachsen die großen Vermögen in der Krise munter weiter.
Im vergangenen Oktober veröffentlichte die Bank of America ihre aktuelle „Private Bank Study of Wealthy Americans“, in der ihre Experten versuchten, genau diese Fragen zu beantworten. Im Rahmen der Studie, die von Mai bis Juni 2022 durchgeführt wurde, befragten sie 1.052 Haushalte mit einem investierbaren Vermögen von jeweils mehr als 3 Mio. US-Dollar, wie sie investieren und wie sie über verschiedene Anlageklassen denken.
Zu den wichtigsten Ergebnissen der Studie gehören folgende Punkte:
- Jüngere vermögende Haushalte (im Alter von 21 bis 42 Jahren) stehen traditionellen Anlagen skeptischer gegenüber und befürworten eher nachhaltige ESG-Investments als ältere vermögende Haushalte (ab 43 Jahren)
- Vor allem ältere Haushalte investieren im Durchschnitt 55 % ihres Portfolios in Aktien und Indexfonds, während jüngere Haushalte nur 25 % in Aktien investieren. Ferner investieren ältere Haushalte nur 2 % ihres Portfolios in Kryptowährungen, während jüngere Haushalte rund 15 % investieren.
- Während jüngere Haushalte überzeugt sind, dass Kryptowährungen, Immobilien und Private Equity die besten Wachstumschancen bieten, sind ältere Haushalte der Meinung, dass dies für US-Aktien, Immobilien und Aktien aus Schwellenländern gilt.
Nicht alle über einen Kamm scheren
Aber noch viel wichtiger als diese Erkenntnisse ist aus meiner Sicht das Studien-Design. Wenn wir genauer auf die Zahlen schauen, erkennen wir Folgendes: Mit einem Nettovermögen von 3 Mio. US-Dollar gehören 55- bis 59-Jährige zu den reichsten 7 % ihrer Altersgruppe, die 25- bis 29-Jährigen aber zu den reichsten 0,1 % ihrer Altersgruppe.
Dies zeigt, wie einzigartig diese jüngeren, wohlhabenderen Haushalte wirklich sind. Einige von ihnen begannen mit einem größeren Anfangsvermögen als die meisten anderen, während andere einen außergewöhnlichen finanziellen Erfolg hatten. Infolgedessen würde es Sinn ergeben, dass diese jüngeren wohlhabenden Haushalte anders darüber denken, wie man reich wird, als die meisten anderen Menschen. Betrachten wir also die absolut reichsten jüngeren Haushalte, so lassen sich Schlussfolgerungen ziehen, die auf den Rest der wohlhabenden Bevölkerung womöglich nicht zutreffen.
Manchen ist Exklusivität wichtiger als die Rendite
Eine andere Frage ist natürlich auch die Höhe des angelegten Vermögens. Laut einer aktuellen Studie des Investmenthauses Kohlberg Kravis Roberts investieren Anleger mit mehr als 1 Mio. US-Dollar Vermögen etwa 50 % in Aktien, 20 % in Anleihen, 25 % in alternative Anlagen und 5 % in Barmittel. UHNW-Anleger mit mehr als 30 Mio. US-Dollar investieren hingegen 30 % in Aktien, 10 % in Anleihen, 50 % in alternative Anlagen und 10 % in Barmittel.
Diese Umschichtung von Kapital weg von traditionellen Anlageklassen wie Aktien und Anleihen und hin zu alternativen Anlagen scheint also positiv mit der Höhe des Vermögens einer Person zu korrelieren. Und wie Ernst & Young berichtet, setzten nur 14 % der vermögenden Haushalte in ihrem Portfolio auf alternative Anlagen, verglichen mit 29 % der vermögenden Haushalte und 81 % der sehr vermögenden Haushalte.
Aber warum ist das so? Ganz einfach: Der Zugang zu alternativen Geldanlagen ist in der Regel durch den Geldbeutel begrenzt. Während jeder, der über 1.000 Dollar verfügt, Anteile an einem S&P 500 ETF kaufen kann, gilt dies nicht für Investitionen in Private Equity oder einen Hedgefonds. Für einige wohlhabende Anleger kann die Exklusivität einer Anlage sogar noch attraktiver sein als die Aussicht auf eine überdurchschnittliche Wertentwicklung. Nicht bei allen Investments geht es um Geld, manchmal geht es auch um Status.
Aber nur weil vermögende Anleger mehr in alternative Anlagen investieren, bedeutet dies nicht, dass sie durch alternative Anlagen überhaupt erst reich geworden sind. Diese ultravermögenden Haushalte hätten auf unzählige andere Arten reich werden können, die überhaupt keine Alternativen erfordern. Sie könnten reich geboren worden sein, ein privates Unternehmen verkauft haben oder als frühe Mitarbeiter in ein erfolgreiches Start-up eingestiegen sein. Sobald sie wohlhabend waren, hätten sie ihre alternativen Anlagen erwerben können.
Wichtig ist es, zu starten
Wenn wir also etwas aus der Art und Weise, wie die Reichen investieren, lernen können, dann, dass sie es auf viele verschiedene Arten tun. Einige von ihnen besitzen Aktien, Anleihen und Immobilien, während andere ein breites Spektrum an Alternativen nutzen. Und obwohl die Daten zeigen, dass wohlhabendere Menschen tendenziell mehr Alternativen besitzen, bedeutet das nicht, dass sie die traditionellen Anlageklassen aufgegeben haben. Vergiss bitte nicht, dass die reichsten 10 % der US-Amerikaner fast 90 % aller US-Aktien besitzen.
All das zeigt, dass es viele Wege gibt, reich zu werden. Es gibt viele Möglichkeiten, dein Vermögen zu erhalten und zu vermehren. Der schwierige Teil besteht darin, herauszufinden, was für dich optimal funktioniert. Viel Spaß beim Investieren!
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Henning Lindhoff besitzt keine der erwähnten Aktien. Bank of America ist ein Werbepartner von The Ascent, einem Unternehmen von Motley Fool. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.