Und, warum ist der Aktienmarkt letzte Woche Freitag um 0,03 % eingebrochen?

Schriftzug "TecDAX" in einer Finanzzeitung in Nahaufnahme
Foto: Markus Spiske via Pexels

Lieber Aktiensegler,

heute möchte ich etwas sehr Wichtiges mit dir teilen. Nein, natürlich nicht den Grund, warum der Aktienmarkt um 0,03 % eingebrochen ist. Wobei uns diese titelstiftende Frage auf die Spur dessen führt, worum es mir geht.

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So einfach und banal diese Frage wirken kann: Wir müssen zunächst klären, welcher Aktienmarkt gemeint ist. Würde ich dir daher jetzt direkt eine Antwort liefern, so wärst du vermutlich immer noch nicht schlauer. Du wüsstest ja nicht einmal, ob ich gerade über den DAX, den S&P 500, den MSCI World oder einen anderen Index rede. „Den Aktienmarkt“ gibt es schließlich als eine solche Zielgröße nicht.

Wissen und Nicht-Wissen scheinen am Aktienmarkt daher zwei sehr gängige Faktoren zu sein. Die, die wissend sind, teilen es sehr gerne. Sehr komplex. Die, die nicht-wissend sind, halten sich gerne zurück. Wobei wir als Investoren in einigen Fällen gerade denen lauschen sollten. Sie sind manchmal einfach authentischer.

Der Aktienmarkt ist um 0,03 % gefallen: Die Spurensuche

Um eine Antwort auf die Frage zu finden, warum der DAX am Freitag dem 15. März bis zum Xetra-Schluss um 0,03 % gefallen ist, können wir auf viele Informationen zurückgreifen. Eine Google-Suche offenbart sehr schnell: Es könnte mit den Erzeugerpreisen in den USA zusammenhängen, die unter den Erwartungen lagen. Oder es könnte möglicherweise auch rein technischer Natur sein. Der Kampf mit 18.000 Punkten erschien als eine zu große Hürde. Wir können sehr viel darüber lesen, warum der Aktienmarkt performte, wie er performte.

Im Gegenzug möchte ich gerne eine andere Überlegung teilen. Wie viele derjenigen, die den Markt kommentieren, können auch mit Sicherheit in die Zukunft blicken? Können sie sagen, ob der DAX am darauffolgenden Monat steigt oder fällt? Falls er steigt: Wird er es um 1 % tun oder um 0,5 %? Oder möglicherweise um 1,27 %? Faktoren dürfte es über das Wochenende erneut reichlich gegeben haben. Ob wir hieraus die richtigen Schlüsse ziehen können, ist für mich die eigentlich relevante Frage. Wenn wir lediglich im Nachhinein Kontext irgendwie einordnen können, bleiben bei mir häufig Zweifel zurück: Sind das wirklich die richtigen Analysen? Oder sind es lediglich irgendwelche Zusammenhänge, die aufgrund der jeweiligen Performance hergestellt worden sind, obwohl sie bestenfalls eine Perspektive und eine Anekdote liefern. Aber dafür sehr häufig mit reichlich Sicherheit garniert sind.

Es ist für mich jedenfalls eine gefährliche Suche, die letztlich einfach nur Komplexität bringen soll. Komplexität, die hoffentlich beim Empfänger Erkenntnisse liefern soll. Aber es ist ein Trugschluss, dass Komplexität in jedem Fall mit Intelligenz einhergeht. Sowie auch: Dass selbst Intelligenz und das Liefern eines (stringenten) Kontexts zu Gewissheit oder zu einer ausreichenden Genauigkeit führt. Es liefert manchmal einfach nur irgendetwas.

Das Wissen und das Unwissen

Ich persönlich mag es bei einigen Fragen lieber, wenn mir jemand sagt: „Warum der Aktienmarkt um 0,03 % eingebrochen ist? Zum Teufel: Was weiß denn ich.“ Es ist ehrlich. Es ist authentisch. Und es ist einfach ein Eingeständnis dessen, dass man selbst als Analyst oder Marktbeobachter nicht zu jedem Sachverhalt eine direkte Erklärung abliefern muss.

Das zu versuchen, ist jedenfalls nicht mein Ansatz. Und, um so ehrlich mit dir zu sein: Ich kann dir wirklich nicht sagen, warum der Aktienmarkt an einem x-beliebigen Handelstag um 0,03 % eingebrochen ist. Das werde ich aber auch nie versuchen.

Auf die richtige Komplexität, die richtigen Perspektiven und aufrichtige, authentische Antworten.

Dein Vincent Uhr

Chefredakteur Aktienwelt360

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