Die Bewertung der Nvidia-Aktie: Pure Vernunft oder reiner Wahnsinn?
Der 21. Februar 2024 war ein denkwürdiger Tag. Angesichts eines unglaublichen Umsatz- und Gewinnwachstums schoss die Nvidia-Aktie (WKN: 918422) bei der Präsentation der Geschäftsergebnisse 2023 über 15 Prozent in die Höhe, was für eine Börsenwertsteigerung in Höhe von atemberaubenden 277 Milliarden USD sorgte. Es war der größte absolute Wertzuwachs in der Geschichte der Börse, den ein Unternehmen jemals an einem Tag schaffte.
Und auch den 19. Juni 2024 werden sich Nvidia-Aktionäre im Kalender vermerkt haben. Es war der Tag, an dem der Chipkonzern zum wertvollsten Unternehmen der Welt aufstieg und Microsoft vom Börsenthron stieß. Inzwischen musste Nvidia seinen Platz auf dem Thron wieder räumen und viele Anleger sehen darin einen Beweis für die heillose Überbewertung der Chip-Aktie. Ich komme zu einer gegenteiligen Einschätzung und glaube, dass Nvidia langfristig das wertvollste Unternehmen der Welt sein wird. Hier verrate ich euch, warum die Bewertung der Nvidia-Aktie absolut vernünftig ist.
Augen auf beim Kurs-Gewinn-Verhältnis
Um der Bewertung von Nvidia auf den Grund zu gehen, starte ich mit der Standardkennzahl, die die meisten Anleger zur Beurteilung einer Unternehmensbewertung heranziehen: das Kurs-Gewinn-Verhältnis. Auf Basis der Gewinne des letzten Jahres liegt das aktuelle KGV der Nvidia-Aktie bei 72 – auf den ersten Blick ein ganz schön sportlicher Wert, selbst für ein erfolgsverwöhntes und margenstarkes Technologieunternehmen.
Aber in Sachen KGV lohnt sich oftmals ein zweiter Blick, vor allem bei einem so stark wachsenden Unternehmen wie Nvidia. Wird der Aktienkurs ins Verhältnis zur Gewinnprognose für das aktuelle Geschäftsjahr gesetzt, ergibt sich „nur noch“ ein Forward-KGV von 36.
Dieser Wert liegt zwar immer noch deutlich über dem Durchschnitt aller im Vergleichsindex Nasdaq 100 gelisteten Unternehmen. Allerdings ist Nvidia auch eines der wachstumsstärksten und profitabelsten Technologieunternehmen der Welt, das meiner Meinung nach eine ordentliche Bewertungsprämie verdient.
Atemberaubendes Umsatz- und Gewinnwachstum
Ich würde das KGV niemals überbetonen, denn letztlich ist es immer nur eine Momentaufnahme auf Basis eines Aktienkurses und eines Unternehmensgewinns bzw. einer Gewinnschätzung. In Sachen Bewertung fokussiere ich mich vielmehr auf die mehrjährige Entwicklung der Geschäftszahlen, der Marktposition und des Marktwachstums. Schauen wir uns zuerst die Zahlen von Nvidia an – sie sprechen eine eindeutige Sprache.
In den letzten drei Geschäftsjahren hat Nvidia seinen Umsatz fast vervierfacht. Noch eindrucksvoller ist die Entwicklung des operativen Ergebnisses, das im selben Zeitraum mehr als versiebenfacht wurde. Das Verhältnis dieser Umsatz- und Gewinnentwicklung ist in meinen Augen von allergrößter Bedeutung, denn es zeigt deutlich, dass Nvidia von Jahr zu Jahr profitabler wird. Im vergangenen Geschäftsjahr erwirtschaftete der Technologiekonzern eine operative Marge von sage und schreibe 54% – ein Profitabilitätsniveau, von dem selbst megaerfolgreiche Tech-Schwergewichte wie Apple und Microsoft nur träumen können.
Neigt sich das Umsatz- und Gewinnwachstum von Nvidia dem Ende zu? Mitnichten! Im letzten Quartal steigerte das Unternehmen seinen Umsatz um 262% gegenüber dem Vorjahr. Der Nettogewinn legte gar um atemberaubende 600% zu.
Euphorie oder schon Hype?
Das atemberaubende Umsatz- und Gewinnwachstum von Nvidia spiegelt die beiden anderen Faktoren wider, die für mich bei einer Unternehmensbewertung die zentrale Rolle spielen: die Marktposition und das Marktwachstum.
Künstliche Intelligenz ist der Megatrend der Stunde. Seit einigen Monaten erobern KI-Anwendungen mit rasanter Geschwindigkeit alle Arbeits- und Lebensbereiche. Experten schätzen, dass der KI-Markt in den kommenden fünf Jahren mit mindestens 30% jährlich wachsen wird. Optimisten gehen sogar von einem Marktwachstum von über 50% pro Jahr aus.
Sehr häufig wird im Zusammenhang mit Künstlicher Intelligenz der Begriff „Hype“ verwendet. Bei einem Hype handelt es sich jedoch um eine Übertreibung, die kein solides Fundament besitzt. Das ist in meinen Augen bei KI nicht der Fall. Ich verwende viel lieber das Wort „Euphorie“ in Bezug auf die Entwicklung des KI-Markts, denn sie ist im Gegensatz zu einem Hype gerechtfertigt.
Nvidia ist für mich auch deshalb eine einzigartige Technologieaktie, weil der Tech-Gigant ein Quasi-Monopolist in einem der am stärksten wachsenden Märkte der Welt ist. Mit einem geschätzten Marktanteil von 75% dominiert der Chipkonzern derzeit den Markt für KI-Spezialprozessoren. Eine derartige Kombination aus starkem Marktwachstum und Marktdominanz findet man nur sehr selten auf der Welt.
Die Dominanz wird bleiben
An der Dominanz von Nvidia wird sich meiner Meinung nach in den kommenden Jahren wenig ändern. Bei der Entwicklungsgeschwindigkeit, die Nvidia an den Tag legt, haben Wettbewerber größte Probleme, technologisch nicht den Anschluss zu verlieren. Erst kürzlich kündigte der „KI-Chipmonopolist“ an, jedes Jahr eine neue Chipgeneration auf den Markt bringen zu wollen. Eine Kampfansage an den Wettbewerb. Bereits in den letzten Quartalen haben Chip-Schwergewichte wie AMD und Intel im Segment Hochleistungschips für Rechenzentren massiv Marktanteile an Nvidia verloren. Ein klarer Hinweis auf die technologische Führungsrolle des Chipentwicklers.
Den Kunden von Nvidia, allen voran die Tech-Riesen Alphabet, Meta Platforms und Microsoft, ist die marktbeherrschende Stellung allerdings schon seit längerem ein Dorn im Auge. Als Reaktion darauf haben sie mit der Entwicklung eigener KI-Chips begonnen. Das kann sich in den nächsten Jahren als größeres Risiko für Nvidia erweisen als die derzeitigen Wettbewerber. Trotzdem würde ich es nicht überbewerten. Es ist völlig ungewiss, wann diese Entwicklungen marktreif sind, ob sie technologisch mit den Chips von Nvidia mithalten können und ob sie jemals kommerziellen Erfolg haben werden.
Der Name ist Programm
Vor diesem Hintergrund ist die Nvidia-Aktie meiner Einschätzung nach immer noch sehr vernünftig und keineswegs wahnsinnig bewertet. Wer sich die Mühe macht, die Entwicklung des Aktienkurses mit der Entwicklung der Gewinne zu vergleichen, wird sehen, dass beide Linien bei Nvidia in etwa parallel verlaufen. Das bedeutet, dass die Nvidia-Aktie im Laufe der Zeit nicht teurer geworden ist.
Ich bin ein langfristiger Nvidia-Aktionär und beabsichtige trotz der atemberaubenden Kursentwicklung nicht, meine Anteile in naher Zukunft zu verkaufen. Angesichts der Euphorie rund um Künstliche Intelligenz und der exzellenten Marktposition von Nvidia bin ich der festen Überzeugung, dass der Chipkonzern schon bald wieder den Thron als wertvollstes Unternehmen der Welt erobern wird. Kein Wunder, bei diesem Namen. Auf Lateinisch bedeutet „invidia“ schließlich „Neid“.
Warum jetzt der schlechteste Zeitpunkt sein könnte, um Aktien zu kaufen
Stehen wir vor einem Crash wie 2001, 2008 und 2020?! Okay, so weit würden wir von Aktienwelt360 selbstverständlich nie gehen. Allerdings sind wir der Meinung: Jetzt ist einer der schlechteren Zeitpunkte, um All-in in Aktien zu gehen. Und das, obwohl die Börsen reihenweise Rekordhochs erklimmen.
In unserem kostenlosen Sonderbericht erfährst du, warum ausgerechnet jetzt Vorsicht geboten ist und wie clevere Investoren jetzt vorgehen, um langfristig doch zu profitieren.
Peter besitzt Aktien von Nvidia. Aktienwelt360 empfiehlt keine der erwähnten Aktien.