Dividenden mit Rohstoffaktien! Immer noch ein Erfolgsrezept?

Die Aktien der großen Rohstoffkonzerne zählen seit jeher zu den besten Dividendenzahlern über alle Branchen hinweg. In den meisten Jahren liefern sie eine Dividendenrendite zwischen 5 und 10 %. In manchen Jahren dürfen sich die Aktionäre sogar über zweistellige Dividendenrenditen freuen.
Aber gilt dieses Erfolgsrezept, hohe Dividenden mit Rohstoffaktien zu kassieren, immer noch? Schauen wir es uns am Beispiel vier der größten Rohstoffkonzerne der Welt an: BHP (WKN: 850524), Glencore (WKN: A1JAGV), Rio Tinto (WKN: 852147) und Vale (WKN: 897136).
Stark schwankende Dividenden bei Rohstoffaktien
Die wichtigste Lektion, die du beim Investieren in Rohstoffkonzerne gelernt haben solltest, ist, dass ihre Dividenden sehr stark schwanken. Das liegt daran, dass die Preise der meisten Rohstoffe starken Schwankungen unterliegen. Je nachdem, wie sich der Preis für Aluminium, Gold, Kohle, Kupfer und Platin (um nur einige zu nennen) entwickelt, verdienen die Konzern gutes oder schlechtes (oder gar kein) Geld.
Das wirkt sich auch auf die Dividende aus. Wenn du dir die Dividendenentwicklung der vier genannten großen Rohstoffkonzerne ansiehst, wirst du feststellen, dass sie in den meisten Jahren mit schlechten Geschäftsergebnissen ihre Gewinnausschüttungen verringern. BHP, Glencore, Rio Tinto und Vale gehören nicht zur Gruppe der Unternehmen, die auch in schwächeren Geschäftsjahren ihre Ausschüttungen konstant lassen oder sogar leicht steigern.
Ein großer Vorteil und ein großer Nachteil
Die großen globalen Rohstoffkonzerne haben einen großen Vorteil und einen großen Nachteil. Der große Vorteil ist, dass sie bei der Förderung vieler Rohstoffe in einem Oligopol mit wenigen Anbietern tätig sind. Das reduziert den Wettbewerbs- und Preisdruck und verschafft ihnen in Zeiten hoher Nachfrage hervorragende Geschäftsergebnisse.
Aber die Nachfrage ist eben nicht immer hoch. Das zeigt sich deutlich an der aktuellen Entwicklung. Das enorme Wachstum der chinesischen Volkswirtschaft hat in den letzten Jahren und Jahrzehnten für eine ebenso gewaltige Nachfrage nach vielen Rohstoffen gesorgt.
Inzwischen ist das Wachstum Chinas abgeflaut, was sich deutlich an der Preisentwicklung wichtiger Rohstoffe ablesen lässt. Der Preis für wichtige Industriemetalle wie Aluminium, Eisen (Stahl) und Platin ist in den letzten drei Jahren deutlich zurückgegangen bzw. konstant geblieben.
Der große Nachteil von Rohstoffkonzernen ist, dass sie auf dieses oft rasche Wechselspiel von Angebot und Nachfrage nicht schnell genug reagieren können. Die Erhöhung der Förderkapazität von Minen dauert oft Jahre und auch eine Stilllegung passiert nicht von heute auf morgen. Die Konzerne sind deshalb nur mit mehrmonatiger Verzögerung in der Lage, auf eine Nachfrageänderung zu reagieren.
Die Durchschnittsbetrachtung ist wichtig
Wie ich es in allen meinen Analysen von Branchen oder Unternehmen mit stark schwankenden Dividendenzahlungen und -renditen tue, will ich auch bei Rohstoffaktien die Bedeutung einer Durchschnittsbetrachtung betonen. Lass dich nicht von zweistelligen Dividendenrenditen ködern. Sie können bei Rohstoffaktien schnell der Vergangenheit angehören. Ein Blick auf die Renditeentwicklung von BHP, Glencore, Rio Tinto und Vale zeigt, dass keine der vier Aktien mehr als zwei Jahre lang eine zweistellige Dividendenrendite geliefert hat.
Vielmehr brechen die Dividenden der Rohstoffkonzerne nach guten Jahren oft brutal ein. Dividendenkürzungen um über 50 % sind keine Seltenheit bei ihnen. Deshalb kann ich dir nur empfehlen, die durchschnittliche Dividendenrendite der großen Rohstoffkonzerne über einen längeren Zeitraum zu berechnen.
Idealerweise legst du dieser Durchschnittsberechnung mindestens zehn Jahre zugrunde. So kommst du auf eine durchschnittliche Dividendenrendite, mit der du wahrscheinlich auch in Zukunft rechnen kannst.
Vernachlässige nicht die Kursentwicklung von Rohstoffaktien
Und noch ein wichtiger Hinweis: Auch wenn du dich primär für Dividenden interessierst, solltest du niemals die Aktienkursentwicklung außer Acht lassen. Sie ist schließlich ebenfalls ein entscheidender Faktor bei der Berechnung der Gesamtrendite deiner Investments.
Rohstoffaktien sind stark zyklische Werte. Das bedeutet, dass du idealerweise dann investierst, wenn ein Abwärtszyklus in einen Aufwärtszyklus übergeht. Momentan könnten wir an solch einem Punkt stehen.
Die Aktienkurse von BHP, Glencore, Rio Tinto und Vale haben sich in jüngster Vergangenheit relativ schwach entwickelt. Mit Ausnahme von BHP sind die Kurse der anderen großen Rohstoffkonzerne in den letzten drei Jahren gesunken, zum Teil sogar erheblich. Sollte die globale Konjunktur, allen voran in China, wieder Fahrt aufnehmen, dürfte es mit den Aktienkursen der großen Rohstoffunternehmen wieder nach oben gehen.
Fazit: Achte für den Erfolg auf zwei Punkte
Rohstoffaktien sind meiner Meinung nach auch in Zukunft ein Erfolgsrezept für alle Dividendenjäger. Ihr Geschäftsmodell ist in keiner Weise in Gefahr und jeder Konjunkturabschwung wird irgendwann wieder von einem Konjunkturaufschwung abgelöst. Der langfristige Rohstoffhunger der Welt ist angesichts einer immer noch steigenden Weltbevölkerung und einer zunehmenden Industrialisierung vieler Weltregionen nach wie vor groß.
Mit einem Investment in die großen Rohstoffkonzerne BHP, Glencore, Rio Tinto und Vale kannst du deshalb relativ wenig falsch machen. Achte aber dabei auf zwei Punkte. Erstens: Schau dir die Dividendenrenditen über einen längeren Zeitraum an, um nicht zu hohe Erwartungen an die Rendite zu haben. Zweitens: Steige besser nicht zum Höhepunkt eines Konjunkturzyklus in die Aktien ein. Dann wirst du möglicherweise einen zu hohen Preis bezahlen.
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Peter besitzt keine der genannten Aktien. Aktienwelt360 empfiehlt keine der erwähnten Aktien.