Takkt-Aktie: Gemischtes Halbjahresergebnis, aber starke Strategie

Ein Lagerhaus von Takkt bei Dämmerung.
Foto: TAKKT AG

Der Versandhändler für Geschäftsausstattung Takkt (WKN: 744600) hat im ersten Halbjahr 2025 einen Umsatz von 491,7 Mio. Euro erzielt. Das entspricht einem Rückgang von 7,10 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum; organisch – also bereinigt um Währungs- und Konsolidierungseffekte – lag das Minus bei 6,70 %. Operativ ist der Druck deutlich spürbar: Das EBITDA, der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, halbierte sich auf 16,90 Mio. Euro. Die bereinigte EBITDA-Marge, also das Verhältnis von EBITDA zum Umsatz nach Anpassung um Sondereffekte, fiel auf 4,30 %.

Was belastet die Takkt-Aktie aktuell?

Beim EBIT – dem Ergebnis nach Abschreibungen – stehen für das Halbjahr 1,90 Mio. Euro zu Buche, nach 13,30 Mio. Euro im Vorjahr. Die Rohertragsmarge, die grob gesagt zeigt, wie viel vom Umsatz nach Abzug der direkten Wareneinsatzkosten übrig bleibt, sank leicht auf 39,50 %. Besonders wichtig: Der Free Cashflow, also der Mittelzufluss nach Investitionen, drehte von +25,60 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum auf –9,30 Mio. Euro ins Negative. Parallel stieg die Nettofinanzverschuldung auf 151 Mio. Euro.

Im Kern wirken drei Faktoren zusammen: erstens die schwächere Nachfrage im Projektgeschäft, primär bei Büromöbeln für US-Behörden und andere Großkunden, zweitens operative Gegenwinde durch veränderte US-Importzölle, die Beschaffung und Preissetzung erschweren, und drittens temporäre Bestandsaufbauten, die Liquidität binden. Zugleich sehen wir aber, dass die Effekte nicht in allen Bereichen gleich stark sind. Das ist wichtig, weil es Hinweise gibt, wo die Erholung zuerst ansetzen kann – und wo strukturelle Maßnahmen den größten Hebel haben.

Wo Takkt Geld verdient – und wo es derzeit hakt

Die Division Industrial & Packaging (I&P), das Kerngeschäft für Industriebedarf und Verpackungslösungen, verzeichnete im Halbjahr einen Umsatzrückgang von 5,10 %, lieferte aber mit 23,80 Mio. Euro das beste EBITDA der Gruppe. Das zeigt: Die Ertragskraft sitzt nach wie vor im industriellen Kern, auch wenn die Nachfrage gedämpft ist.

Office Furniture & Displays, die Abteilung rund um Büroeinrichtung und Präsentationslösungen, spürte die Zurückhaltung im US-Projektgeschäft am stärksten und verlor organisch 12,6 % Umsatz. FoodService – also Ausstattung für Gastronomie und Catering – kam mit –3,80 % vergleichsweise glimpflich davon und zeigte im zweiten Quartal sogar organisches Wachstum. Diese Binnenstruktur ist entscheidend, denn sie bestimmt, wo Maßnahmen zur Effizienzsteigerung am schnellsten durchschlagen und wo die Markterholung den größten Ergebniseffekt haben kann.

Warum der Free Cashflow aktuell schwach ist

Free Cashflow ist für uns eine Schlüsselkennzahl. Er misst, wie viel Geld nach Abzug der Investitionen tatsächlich zur Entschuldung, für Dividenden oder Zukäufe übrig bleibt. Das Minus von 9,30 Mio. Euro im Halbjahr hat Gründe, die wir sauber auseinanderhalten müssen. Ein wichtiger Treiber war der Lageraufbau. Takkt hat Bestände erhöht, um Lieferfähigkeit sicherzustellen und die Zeit nach Zollsenkungen zu nutzen. Gleichzeitig belastete das schwächere Projektgeschäft, weil zugesagte größere Aufträge später realisiert werden und Geld später zufließt.

CFO Timo Krutoff adressierte das im Call mit den Analysten explizit: Das Nettoumlaufvermögen – also Vorräte plus Forderungen minus Verbindlichkeiten – soll im zweiten Halbjahr deutlich sinken. Das Mittel der Wahl: Lager abbauen, Forderungslaufzeiten (Days Sales Outstanding) verkürzen und Zahlungsziele bei Lieferanten optimal nutzen. Zielgröße ist ein positiver Free Cashflow im „niedrigen bis mittleren zweistelligen Millionenbereich“ für die zweite Jahreshälfte. Wenn das gelingt, dreht sich der wichtigste Risikoindikator ins Positive – ein Katalysator auch für die Bewertung am Markt.

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Das Management hat die Jahresprognose angepasst und rechnet nun mit einem organischen Umsatzkorridor von –9 % bis –2 %. Für das zweite Halbjahr erwartet das Management eine Verbesserung der bereinigten EBITDA-Marge auf 4 bis 6 %. Dass die Topline konservativ geführt wird, ist aus unserer Sicht sinnvoll. Entscheidend ist nicht die Jagd auf jeden Umsatz-Euro, sondern die Qualität der Marge und die Freisetzung von Cash. Genau das spiegelt die Priorisierung wider: weniger Volumen um jeden Preis, mehr Fokus auf profitables Geschäft und konsequentes Working-Capital-Management.

Digitale Transformation: E-Commerce, Daten, KI

Parallel treibt Takkt die digitale Transformation voran. Mehr als die Hälfte des Auftragseingangs läuft bereits über E-Commerce-Kanäle; der E-Commerce-Anteil am Umsatz liegt bei über 60 %. Das ist mehr als ein hübscher Marketing-Fakt: Digitale Kanäle sind in diesem Geschäft kosteneffizient, skalierbar und erlauben eine feinere Steuerung von Preisen, Sortimenten und Kampagnen.

Mit modernen ERP-Systemen, PIM-Lösungen (Product Information Management für konsistente Produktdaten) und integriertem CRM (Customer Relationship Management zur Steuerung von Kundenbeziehungen) schafft Takkt die Grundlage, um Kundengruppen differenziert anzusprechen. Künstliche Intelligenz spielt dabei eine operative Rolle: von automatisierten Produkt- und Content-Erstellungen über Nachfrageprognosen im Lager bis zu intelligentem Pricing.

Das Marktumfeld von Takkt

Der B2B-E-Commerce wächst strukturell. Bis 2025 wird für Europa ein Volumen im Billionenbereich erwartet; für Takkts Kernfelder wie Industrieverpackung werden weltweit steigende Bedarfe prognostiziert.

Diese langfristigen Treiber – Digitalisierung des Einkaufs, regulatorische Anforderungen an Verpackung und Nachhaltigkeit, Outsourcing in der Gastronomie – bleiben also intakt (oder intakkt?). Kurzfristig bremsen jedoch Investitionszurückhaltung und Unsicherheit rund um Zölle und Tarife. Diese Diskrepanz erklärt, warum Umsatz und Marge unter Druck stehen, während die strategische Logik unverändert überzeugt.

13+1 | RisikoReich

Unser Fazit

Trotz volatiler Märkte halten wir an unserer positiven Einschätzung für die Takkt-Aktie und das Unternehmen fest. Die fundamentalen Argumente haben sich sogar verstärkt.

Die „Takkt Forward“-Strategie zeigt erste Erfolge: Das Shared Service Center in Ungarn, KI-Automatisierung und über 60 % E-Commerce-Anteil schaffen die Basis für nachhaltige Margensteigerungen auf bis zu 6,5 %. Mit 55 % Eigenkapitalquote und geplanten Kosteneinsparungen von 30 Mio. Euro verfügt Takkt über ausreichend Flexibilität für die Transformation. Bei erfolgreicher Strategieumsetzung dürfte sich die Aktie mittelfristig wieder erholen.

Was sind die größten Chancen der Takkt-Aktie?

  • Marktwachstum und Marktanteilsgewinne: Das Management sieht erhebliches Potenzial in einem nach wie vor sehr fragmentierten Markt. Mit einem aktuellen Marktanteil von lediglich 1 bis 3 % stehe das Unternehmen vor der Chance, sein Wachstum deutlich zu beschleunigen und einen größeren Marktanteil zu erobern.
  • Effizienzsteigerung und Profitabilität: Durch die Integration von Technologie- und Logistikinfrastrukturen und eine stärkere Skalierung erwartet Takkt erhebliche Effizienzverbesserungen. Das Unternehmen zielt darauf ab, mittelfristig eine Bruttomarge von 40 % und eine EBITDA-Marge in Richtung 12 % zu erreichen.
  • Nachhaltige Produkte: Takkt plant, den Anteil nachhaltiger Produkte zu erhöhen. Dies könnte nicht nur positive Auswirkungen auf das Kaufverhalten der Kunden haben, sondern auch die Profitabilität steigern.
  • Differenziertes Pricing: Ein Ansatz für differenziertes Pricing, bei dem die Margen je nach Produkt und Wettbewerbsumfeld kalkuliert werden, könnte dem Unternehmen dabei helfen, seine Profitabilität in einem Markt mit zunehmender Preistransparenz zu sichern.

Was sind die größten Risiken für die Takkt-Aktie?

  • Wirtschaftliche Unsicherheit: Das zyklische Geschäftsmodell von Takkt macht das Unternehmen anfällig für wirtschaftliche Schwankungen. Derzeitige Herausforderungen wie eine eingetrübte Nachfrage könnten die Geschäftsleistung kurzfristig beeinträchtigen.
  • Preistransparenz: Der zunehmende Onlinehandel und die damit einhergehende Preistransparenz könnten Druck auf die Margen ausüben. Obwohl der Vorstand eine Bruttomarge von 40 % für realistisch hält, ist die Aufrechterhaltung dieser Marge in einem wettbewerbsintensiven und preissensitiven Umfeld eine Herausforderung.
  • Umstellungskosten: Die Integration von Geschäftsprozessen und die Umstellung auf ein effizienteres Betriebsmodell erfordern anfängliche Investitionen und könnten kurzfristig zu Kosten führen, die die finanzielle Leistung belasten.

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