Endava-Aktie verliert erneut 30 %: Ist die Turnaround-Chance endgültig verspielt?

Während bei dem einen oder anderen IT-Dienstleister das Geschäft wieder anzieht, tritt Endava (WKN: A2JRLY) weiterhin auf der Stelle. Nachdem die Aktie der Briten zuletzt etwas angezogen hatte (befeuert durch Gerüchte über ein Management-Buy-out, also eine Übernahme durch die Unternehmensführung), brach die Endava-Aktie nach den jüngsten Zahlen um weitere 30 % ein.

Seit den Höchstkursen im Dezember 2021 hat die Endava-Aktie inzwischen fast 95 % an Wert verloren. Der aktuelle Rückgang ist daher nur die Fortsetzung einer längerfristigen Geschichte. Gibt es hier noch Turnaround-Chancen?

So läuft das Geschäft bei Endava

Kommen wir zuerst zu den jüngsten Zahlen. Im vierten Quartal des Geschäftsjahres 24/25 (30. Juni) ging der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 3,9 % auf 186,8 Mio. Pfund zurück. Zwar ist der Großteil des Rückgangs währungsbedingt, aber auch bereinigt steht ein Minus von 0,7 % in den Büchern. Ein Quartal zuvor war der Umsatz noch zweistellig gestiegen.

Im gesamten Geschäftsjahr erzielte Endava 772,3 Mio. Pfund Umsatz und damit 4,3 % mehr als ein Jahr zuvor. Währungsbereinigt waren es 6,3 %. Das ist zwar ein Fortschritt, weil der Umsatz im Jahr 23/24 noch gesunken war; von Zuwachsraten über 20 %, die es bis 2023 regelmäßig gab und die die Endava-Aktie auf ihre alten Höhen getragen hatten, ist das aber weit entfernt.

Aufgeschlüsselt nach Branchen ist der Bereich Banking & Capital Markets am bedeutendsten. Im vierten Quartal steuerte er 22 % zum Umsatz bei; ein Jahr zuvor waren es noch 17 % gewesen. Schwächer war dagegen die Telekommunikation, die von 21 auf 17 % sank. Auch Payments fielen von 19 auf 17 %. Von der geografischen Aufteilung blieb das Vereinigte Königreich mit einem Drittel gleich. Nordamerika stieg dagegen von 33 auf 38 % zulasten Europas und des Rests der Welt.

Endava-Aktie: Gewinne, aber …

Dank einer strikten Kostenkontrolle gelang es Endava, den Quartalsverlust des Vorjahres von 1,9 Mio. Pfund in einen Gewinn von 1,2 Mio. Pfund zu drehen. Im gesamten Geschäftsjahr 24/25 steht unterm Strich ein Gewinn von 21,2 Mio. Pfund oder 36 Pence pro Endava-Aktie. Gegenüber dem Vorjahr ist das eine Zunahme um 24 %.

Diese Zahlen sehen noch einigermaßen in Ordnung aus, aber es waren andere Informationen aus dem Jahresabschluss, die den Kurs der Endava-Aktie einbrechen ließen. So zeigte sich, dass Endava Probleme hat, sich breiter aufzustellen. Die Zahl der Kunden, die einen Umsatz von mindestens 1 Mio. Pfund erzielen, sank von 146 vor einem Jahr auf 133 per 30. Juni. Die zehn größten Kunden des Unternehmens machten im gerade abgeschlossenen Quartal 37 % des Umsatzes aus, gegenüber 34 % im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Gerade hier möchten wir eine Entwicklung in Richtung weniger als 30 % sehen. Das ist schon enttäuschend.

Auch der Ausblick enttäuscht stark

Auffallend ist aus unserer Sicht auch, dass die Mitarbeiterzahl im Vergleich zum Vorjahr um 5 % gesunken ist. Das passt zwar zu der oben schon genannten Kostenkontrolle, jedoch ist die Zahl der Mitarbeiter ein nützlicher Maßstab für Beratungsunternehmen: Diese passen ihre Einstellungen auf der Grundlage der erwarteten zukünftigen Arbeitsbelastung an. Ein Personalabbau spricht also eher dafür, dass Endava nicht mit stark steigenden Aufträgen rechnet.

Dazu passt auch die Prognose von Endava für das neue Geschäftsjahr. Demnach rechnet das Management mit einem Umsatz zwischen 750 und 765 Mio. Pfund. Natürlich gibt es hier Unsicherheiten wegen der Währung, aber im Vergleich zum letzten Jahr wäre das ein leichter Rückgang. Der bereinigte Gewinn pro Endava-Aktie wird zwischen 82 und 94 Pence erwartet – im letzten Jahr waren es 1,13 Pfund. Inspirierend sieht anders aus.

Der CEO der Endava-Aktie ist optimistisch

CEO John Cotterell verbreitet dennoch Optimismus und weist darauf hin, dass Endava das Geschäftsjahr mit dem höchsten Auftragsbestand aller Zeiten abgeschlossen hat. Wir können diese positive Sicht nicht teilen. Wobei wir immerhin zugeben müssen, dass die Endava-Aktie nach dem Einbruch auf 9,97 US-Dollar mit einem laufenden Kurs-Gewinn-Verhältnis von 7 bis 9 gehandelt wird – das ist für einen Player in der so sehr gehypten KI-Branche ein echtes Schnäppchen.

Damit die Nebenwerte-Aktie diese günstige Bewertung in einen Turnaround umsetzen kann, ist es dann aber auch notwendig, dass Endava zumindest die versprochenen Ergebnisse liefert, besser aber endlich wieder ein deutliches Umsatz- und Ergebniswachstum. Bis dahin wird sich am Siechtum der Endava-Aktie wohl wenig ändern.