Henkel-Aktie: Kurzfristige Schwächen, aber langfristig aussichtsreich
Es gibt in Deutschland kaum einen Haushalt, der nicht in irgendeiner Weise auf Produkte des Konsumgüterherstellers Henkel (WKN: 604840) zurückgreift. So kennst du mit hoher Wahrscheinlichkeit Marken wie z. B. Persil, Schwarzkopf oder Pritt. Aber weißt du auch, dass die Aktie von Henkel im DAX als Top-Performer seit vielen Jahren hervorsticht und den Vergleichsindex geschlagen hat?
Im heutigen Teil unserer Artikelserie zu den DAX Unternehmen möchte ich darlegen, warum meiner Meinung nach die Aktie auf Sicht vieler Jahre weiterhin ein aussichtsreicher Kandidat ist und sich vor allem für langfristig orientierte Anleger anbietet. Dennoch möchte ich auch Gründe nennen, warum die Aktie kurzfristig nicht gleich abheben sollte.
Was macht Henkel genau?
Das im Jahr 1876 gegründete Unternehmen beschäftigt derzeit rund 50.000 Mitarbeiter aus mehr als 120 Nationen und erzielte im Geschäftsjahr 2014 einen Umsatz von 16,4 Mrd. Euro. Der weltweit tätige Konzern gliedert sich in die drei folgenden Geschäftsfelder:
- Laundry & Home Care: Herstellung von Wasch- und Reinigungsmitteln mit bekannten Marken wie Persil, Pril, Weißer Riese, Perwoll oder Fewa.
- Beauty Care: Angebot von Produkten für die Schönheitspflege (Haare, Körper, Haut und Mundhygiene) mit Marken wie Schwarzkopf, Schauma, Fa oder Taft.
- Adhesive Technologies: Angebot von Klebstofftechniken für eine Vielzahl von Branchen (z. B. Luft- und Raumfahrt, Automobilbau und Medizintechnik) sowie Klebstoffe für Heim, Schule und Beruf mit bekannten Marken wie Pritt, Ponal oder Pattex.
Adhesive Technologies stellt den umsatzstärksten Bereich bei Henkel dar. Für das Geschäftsjahr 2014 verteilen sich die Umsätze auf die drei Geschäftsfelder wie folgt:
Was spricht langfristig weiterhin für die Aktie?
- Marktführer und Markenbekanntheit: Henkel hat mit vielen seiner Produkte eine marktführende Position in den reifen Märkten Europas und Nordamerikas. Durch die hohe Bekanntheit zahlreicher Marken erreicht Henkel eine hohe Kundenbindung und -treue. Die sehr gute Marktstellung führt zu einer guten Verhandlungsposition und ist verantwortlich für die besten Regalpositionen bei vielen Händlern. Das Unternehmen investiert weiterhin kräftig in die Marken, um auch in Zukunft das volle Gewinnpotenzial auszuschöpfen.
- Globalisierung und Schwellenländerexpansion: Wachstum sieht das Unternehmen in den nächsten Jahren vor allem in den Schwellenländern. Durch die Expansion und gezielten Zukäufe lässt sich die abnehmende Dynamik in Europa und Nordamerika mehr als ausgleichen. So trugen die aufstrebenden Schwellenländer in den letzten Quartalen überdurchschnittlich zum organischen und anorganischen Wachstum bei.
- Krisenresistenz: Basiskonsumgüter gelten im Allgemeinen als krisensicher. Sie werden auch in Phasen wirtschaftlichen Abschwungs nachgefragt. So würden Konsumenten in Krisenzeiten wohl eher auf ein neues Auto verzichten als auf Hygieneprodukte. Und Henkel bietet mit Waschmitteln oder Klebstoffen genau die Produkte an, auf die man auch in Konjunkturabschwüngen ungern verzichtet. Bemerkbar wird die Krisenresistenz in der Umsatzentwicklung der letzten Jahre. Selbst im Jahr der Finanzkrise 2009 nahm der Umsatz verhältnismäßig wenig ab.
in Mrd. € | 2004 | 2005 | 2006 | 2007 | 2008 | 2009 | 2010 | 2011 | 2012 | 2013 | 2014 |
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Umsatz | 10,6 | 12,0 | 12,7 | 13,1 | 14,1 | 13,6 | 15,1 | 15,6 | 16,5 | 16,4 | 16,4 |
Quelle: Unternehmenswebseite
Was spricht kurzfristig gegen die Aktie?
Trotz der langfristig vielversprechenden Aussichten von Henkel weist das Unternehmen zur Zeit eine nachlassende Wachstumsdynamik auf. Neben Europa haben auch einige aufstrebende Märkte in Asien und Lateinamerika gewisse Konjunktursorgen, die sich negativ auf den Konzernumsatz von Henkel auswirken können. Auch Russland als wichtiger Wachstumsmarkt bereitet Henkel Sorgen.
Obwohl die Aktie vom Höchstkurs rund 20 Prozent verloren hat, ist sie derzeit mit einem KGV von etwa 20 (16.09.2015) immer noch nicht ganz billig. So liegt das KGV deutlich über dem aktuellen DAX-Durchschnitt. Auch wenn ein Bewertungsaufschlag aufgrund der allgemein hohen Wachstumsraten durchaus gerechtfertigt ist, könnten die konjunkturellen Wachstumsabschwächungen durchaus noch für tiefere Aktienkurse sorgen.
Was sollte ein Anleger nun tun?
Meiner Meinung nach übertreffen bei Henkel die Chancen eindeutig die Risiken. Wenn du ein Foolisher Anleger bist, also einen Anlagehorizont von einigen Jahren mitbringst und nach Unternehmen mit höchster Qualität suchst, ist Henkel eine gute Wahl – nicht zuletzt auch aufgrund der interessanten Dividendensteigerung.
Inwieweit China und einige Schwellenländer dem Unternehmen kurzfristig Umsatzprobleme bereiten werden, kann natürlich niemand genau vorhersagen. Grundsätzlich sollte einem einzelnen Quartal ohnehin eine nicht zu hohe Bedeutung beigemessen werden. Wichtig sind die langfristigen Perspektiven und die sind bei Henkel weiterhin gut. Als Foolishe Anleger können wir uns meiner Ansicht nach glücklich schätzen, dass ein Qualitätsunternehmen wie Henkel im Moment mit einem Rabatt gegenüber dem Höchstkurs zu erhalten ist. Da es solche Chancen nicht allzu häufig an der Börse gibt, wurde Henkel ein Teil meines Portfolios.
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Hier sind vier Schritte, die man unserer Meinung nach immer vor Augen haben sollte, wenn der Aktienmarkt einen Rücksetzer erlebt.
Timo Defren besitzt Aktien von Henkel. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.