4 stark gesunkene Aktien, die du diesen Sommer kaufen kannst: Ford Motor, Juniper Networks, Allegiant Travel, Express Scripts
Der amerikanische Aktienmarkt durchlebte 2016 eine Menge Turbulenzen. Es begann bereits mit dem schlechtesten Jahresbeginn der Geschichte und der Brexit sorgt für eine schwache Börse. Aber die Punktetabelle ist trotzdem noch im grünen Bereich und der breit aufgestellte S&P 500 Index liegt immer noch 5 % über dem Jahresanfang.
Leider hatten nicht alle Aktien so viel Glück. Es gibt normalerweise einen Grund, warum ein Unternehmen den Marktdurchschnitt nicht schafft. Aber es liegt an den Investoren zu entscheiden, ob der Grund das Unternehmen grundlegend betrifft oder ob es sich nur um zeitweise Schwierigkeiten handelt. Wenn das Letzte der Fall ist, dann könnten sich ein paar Schnäppchen unter den Aktien befinden, die die kürzliche Rally nicht mitgemacht haben.
Vier Spitzenwerte, die man sich genauer ansehen sollte
Wertaktien sind von besonderem Interesse. Der Begriff „Wertaktie“ hat keine konkrete Definition, aber ich definiere diese Aktiengruppe als Unternehmen, die Marktbewertungen haben, die deutlich unter dem Marktdurchschnitt liegen. Traditionell wird entweder das KGV oder KGV-Wachstum herangezogen, um die relative „Billigkeit“ einer Aktie zu erkennen. Liegt das KGV im einstelligen Bereich oder das KGV-Wachstum unter eins, deutet dies auf eine „Wertaktie“ hin.
Wenn du nach deutlich reduzierten Wertaktien für diesen Sommer suchst, dann rate ich dir, diese vier Unternehmen genauer unter die Lupe zu nehmen.
Ford Motor
Vor einem Jahr traten die Investoren von Ford Motor (WKN:502391) auf die Bremse. Die Aktie verlor seit Jahresbeginn bis zum 8. August 13 % ihres Wertes.
Der Hauptgrund für den Absturz war die Veröffentlichung der Ergebnisse des zweiten Quartals. Darin verfehlte das Unternehmen seine Gewinnziele. Obwohl der Umsatz um 6 % gegenüber dem Vorjahresquartal gestiegen war, sank der Gewinn je Aktie um 0,02 US-Dollar auf 0,52 US-Dollar. Dieser Wert lag 0,08 US-Dollar unter den Erwartungen der Börse. Die Schwäche in den USA, besonders in den Autoverkäufen, führte zu dieser Enttäuschung.
Allerdings ist Ford weit entfernt von einem kaputten Unternehmen, selbst wenn der kurzfristige Kursverlauf wie ein Albtraum aussieht. Zwar sanken die Verkaufszahlen im Juli bei inländischen Verkäufen um 3 %, aber die Absatzzahlen bei LKW verbesserten sich um 4,8 % und setzten die gute Leistung seit Jahresbeginn fort. Wenn wir uns die Zahlen seit Jahresbeginn anschauen, sind im amerikanischen Markt SUVs und LKW um 7,4 % bzw. 11,4 % im Plus. Auch wenn die Autoverkäufe um 8,9 % gesunken sind, ist Ford in einer guten Verfassung, da SUVs und LKW höhere Margen bringen.
Historisch niedrige Zinssätze helfen dabei, die hochmargigen Verkäufe anzukurbeln. Und dank der niedrigen Benzinpreise dürfte der Wunsch nach einem SUV oder LKW wohl nicht so schnell schwinden.
Ford hat zudem gute Arbeit geleistet, um im Ausland seine Ziele zu erreichen. Das Unternehmen legte ein starkes Umsatzwachstum in Europa vor. Das Gesamtvolumen hier stieg um 11 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. In China sind die Lieferzahlen um 6 % gestiegen, was 577.000 Fahrzeugen in der ersten Jahreshälfte entspricht. Das Management hat einen besonders guten Verkauf seines Ford und Lincoln SUVs in China festgestellt. Wenn Ford seine Expansion in das neue Gebiet fortsetzt, dann kann es die Abhängigkeit vom amerikanischen Markt reduzieren und seine Umsätze in schneller wachsenden Märkten in die Höhe treiben.
Zu guter Letzt erhält Ford gute Bewertungen von Kunden. IHS krönte das Unternehmen 2016 zum wiederholten Male als die Marke mit den loyalsten Kunden. Die Kundenloyalität ist in dieser wettbewerbsintensiven Umgebung kritisch, da sie eine emotionale Bindung zwischen Kunden und der Marke schaffen kann. Und diese Liebe zu Ford kann auch von einer Generation auf die nächste übertragen werden.
Das zukünftige KGV liegt bei 6 und die Rendite bei 5 %. Ford könnte also mit Vollgas eine Wertaktie werden.
Juniper Networks
Eine weitere billige Aktie, die Investoren klugerweise genauer unter die Lupe nehmen sollten, ist der Netzwerklösungsanbieter Juniper Networks (WKN:923889).
Die Aktien von Juniper sind seit Jahresbeginn um 16 % gefallen. Das lag an Investoren, die durch das ausbleibende Wachstum ungeduldig wurden. In den vorläufigen Ergebnissen des zweiten Quartals, die letzten Monat veröffentlicht wurden, erzielte Juniper einen Umsatz in Höhe von 1,22 Milliarden US-Dollar. Das sind 11 % mehr als im vorangegangenen Quartal, aber im Vergleich zum gleichen Vorjahresquartal ist das konstant. Der Ausblick für das dritte Quartal von 0,48 bis 0,54 US-Dollar Gewinn je Aktie enttäuschte die Analysten ebenfalls, die von 0,54 US-Dollar ausgegangen sind.
Ich halte dem entgegen, dass ein paar Quartale schwaches Wachstum die Tatsache nicht schmälern, dass Juniper ein gut geführtes, hochrentables Networkingunternehmen ist, das langfristig große Gewinne an seine Investoren ausspucken kann.
Eine der größten Wachstumschancen für Juniper liegt in der Netzwerksicherheit. Da immer mehr Unternehmenskunden die Cloud nutzen, wachsen die Datenanforderungen. Es ist nun Aufgabe der Netzwerklösungsanbieter wie Juniper, dies umzusetzen. Juniper hat stark in eine sichere Infrastruktur investiert. Dies umfasst Produkte, die die Bedürfnisse von Enterprise und Software-as-a-Service-Cloud Anbietern befriedigen. Außerdem decken sie die Wünsche der Kunden ab, die auf Leistung und Sicherheit setzen. Allerdings ist die Sicherheitssparte noch ein relativ kleines Segment für Juniper. Sie hat aber ein zweistelliges Wachstum für den Rest des Jahrzehnts, wenn nicht sogar darüber hinaus.
Juniper Networks profitiert ebenfalls von den großen Telekom-Anbietern, die die Hauptkunden sind. Ein Bericht von SNS Research Ende 2014 sagte voraus, dass softwaredefiniertes Networking und die Virtualisierung von Netzwerkfunktionen großer Telekomanbieter bis 2020 ein Volumen von 21 Milliarden US-Dollar haben würde. Zwar diversifiziert Juniper seine Umsatzquellen, aber die großen Telekomunternehmen werden immer noch einen großen Teil des Umsatzes und Gewinns ausmachen.
Juniper wird gegenwärtig zu einem zukünftigen KGV von 10 bewertet. Aber das KGV-Wachstum liegt bei nur 0,9. Die Dividende beträgt 1,7 %. Juniper scheint eine „sichere“ Wertaktie zu sein, über deren Kauf man diesen Sommer nachdenken könnte.
Allegiant Travel
Wenn Wertinvestoren nach einer billigen Aktie suchen, die bald abheben könnte, dann ist Allegiant Travel (WKN:A0LFDN) ein weiterer Name auf der Liste.
Allegiant wurden 2016 die Flügel gestutzt, als die Aktien des Billigfliegers bis zum 9. August um 25 % abstürzten. Das größte Problem für Allegiant war etwas, was du eigentlich als positiv ansehen würdest: niedrige Rohölpreise. Die niedrigen Preise haben das Kerosin billiger gemacht und der Branche so zu Kostenersparnissen verholfen. Das sind schlechte Nachrichten für Allegiant, welches nun einen Preiskampf mit den großen Fluglinien bei den Tickets ausfechten muss, die plötzlich mehr operativen Cashflow zur Verfügung haben.
Allerdings gibt es keinen Grund zu denken, dass die Ölpreise lange Zeit so niedrig bleiben. Daher könnte der Preisrückgang von Allegiant eine außerordentlich attraktive Kaufgelegenheit sein.
Der Grund, warum Allegiant für viele Jahre so hervorstach, ist sein einzigartiger Ansatz, Flugzeuge zu kaufen. Anstatt die neusten Flugzeuge anzuschaffen, kauft Allegian gebrauchte Maschinen zu günstigen Preisen. Obwohl dies aufgrund der geringeren Effizienz der älteren Flotte höhere Kerosinkosten bedeutet, muss das Unternehmen keine Schulden aufnehmen. 2006 verfügte Allegiant über 30 Flugzeuge. Ende 2016 will es bereits 85 Flugzeuge in seiner Flotte haben. Und vor Kurzem gab das Unternehmen sogar eine Bestellung eines neuen Flugzeugs in Auftrag (1,2 Milliarden US-Dollar für 12 Airbus A320 Jets). Dieser Schritt sollte Allegiant helfen, wenn die Kerosinkosten wieder steigen.
Die Preisstrategie ohne Extras stellte sich ebenfalls als langfristig überlegen heraus. Allegiant zieht kostenbewusste Kunden an, indem es außerordentlich niedrige Ticketpreise hat. Das Unternehmen differenziert dann über das Angebot von „optionalen Services“. Diese sind in manchen Fällen Nebenleistungen mit sehr hohen Margen, und die direkt in den Gewinn eingehen. Allegiant erhebt für Handgepäck, Priority Boarding und sogar für das Drucken des Boardingpasses am Flughafen zusätzliche Gebühren. Mit anderen Worten schiebt Allegiant die Verantwortung für die Effizienz auf die Passagiere. Dies senkt die Arbeitsbelastung der Mitarbeiter, reduziert Kosten und vergrößert die Margen.
Gegenwärtig wird das Unternehmen mit weniger als dem Zehnfachen der zukünftigen Gewinne gehandelt. Die billige Wertaktie könnte daher bald einen Höhenflug erleben.
Express Scripts
Wertinvestoren, die nach einer günstigen Gelegenheit suchen, könnten mit dem Pharmacy-Benefits-Management (PBM)- Riesen Express Scripts (WKN:A1JWJL) glücklich werden.
Express Scripts Bewertung war am 9. August im Vergleich zum Jahresbeginn um 13 % niedriger. Der Hauptteil dieses Rückgangs kann auf die Schwäche der Gesundheitsaktien Anfang des Jahres zurückgeführt werden. Der Gesundheitssektor hatte in den vergangenen Jahren den Gesamtmarkt übertroffen, aber zum Jahresbeginn folgte ein zweistelliger Absturz in allen drei großen US-Indizes. Da die Gesundheitsaktien volatiler sind als der Gesamtmarkt, trugen sie die Hauptlast dieses Rückgangs. Zudem haben Politiker (besonders Hillary Clinton) über Reformen des Verschreibungsprozesses diskutiert, die Medikamentenhersteller und PBMs wie Express Scripts betreffen könnten.
Das sind kurzfristige Nachrichten. Die gute Neuigkeit ist, dass es viele Gründe gibt, Express Scripts zu kaufen und zu halten, ohne sich große Sorgen zu machen.
Eine Entwicklung, die Express Scripts zugutekommt, ist die schnell wachsende Zahl älterer Amerikaner. Laut dem Zensus wird sich die ältere Bevölkerung zwischen 2012 und 2050 auf 83,7 Millionen verdoppeln. Ältere Menschen benötigen mehr Medikamente. Das würde dazu führen, dass der PBM als Mittelsmann zwischen den Apotheken und den Medikamentenherstellern in den kommenden Jahrzehnten ziemlich viel zu tun bekommt.
Ein weiterer Vorteil von Express Scripts ist, dass es seine Kunden langfristig bindet. 2011 gingen Express Scripts und Walgreen Boots Alliance getrennte Wege. Dieser Schritt kostete Walgreens Milliarden Dollar, da die Kunden zu Konkurrenten abwanderten. Walgreens kam nur ein Jahr später zurück und unterschrieb einen langfristigen Vertrag mit dem PBM. Express Scripts ist im Moment in einen Rechtsstreit mit Anthem über die Medikamentenpreise verwickelt. Aber ich denke, wenn Walgreens einen Präzedenzfall geschaffen hat, dann wird der Vertrag höchstwahrscheinlich noch vor dem Auslaufen der Vereinbarung im Jahre 2019 unterzeichnet.
Das KGV für zukünftige Gewinne liegt bei nur 11. Das KGV-Wachstum ist kleiner als 0,8. Express Scripts könnte also genau die richtige Medizin für Wertinvestoren sein.
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Hier sind vier Schritte, die man unserer Meinung nach immer vor Augen haben sollte, wenn der Aktienmarkt einen Rücksetzer erlebt.
The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Express Scripts und Ford. The Motley Fool empfiehlt zudem Anthem.
Dieser Artikel wurde von Sean Williams auf Englisch verfasst und am 11.08.2016 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.