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Was Discount-Optionsscheine sind und wozu man sie verwenden kann

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Quelle: Pixabay, Nutzer Tumisu, CC0 Public Domain, bearbeitet

In das unübersichtliche Feld der Derivate mag sich nicht jeder hineintrauen. Dort gibt es gefährliche Hebelpapiere, die innerhalb von Sekunden wertlos werden können und nur für hartgesottene Zocker geeignet sind. Aber darunter sind auch Varianten, die selbst für vorsichtige Anleger interessant sein können. Hierzu zähle ich Discount-Optionsscheine, welche sehr flexibel einsetzbar sind. Hier ist, was du darüber wissen musst.

So funktionieren Discount-Optionsscheine

Wesentlich bekannter als Discount-Optionsscheine sind ihre Verwandten, die Discount-Zertifikate, welche häufig von Finanzberatern empfohlen werden. Mit diesen kann man auf einen Index oder eine Aktie zu einem reduzierten Preis, also mit Discount, setzen. Eine Aktie, die an der Börse 80 Euro kostet, ist mit dem Zertifikat für vielleicht 75 Euro zu haben.

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Das hat allerdings einen kleinen Haken: Wenn zum Laufzeitende abgerechnet wird und die Aktie auf über 90 Euro gelaufen ist, dann erhält man nur einen zuvor festgelegten Maximalwert, zum Beispiel 85 Euro. Wird dieser allerdings nicht erreicht, oder nur leicht überschritten, dann fährt man mit dem Zertifikat besser als mit einem Direktinvestment.

Dieser Effekt entsteht primär dadurch, dass der Emittent — also der Finanzdienstleister, der das Wertpapier strukturiert hat — eine Option verkauft, welche dem Gegenpart das Recht einräumt, die Aktie zum Laufzeitende für 85 Euro zu erwerben. Das bedeutet, dass alle zusätzlichen Gewinne oberhalb dieses Schwellenwerts an diesen Gegenpart fließen, während der Besitzer des Zertifikats auf der Stelle tritt.

Diese verkaufte Option gibt es auch bei Discount-Optionsscheinen. Aber die zweite Komponente ist dort nicht ein Index oder eine Aktie, sondern eine weitere Option. In unserem Beispiel könnte diese das Recht verbriefen, die Aktie zum Laufzeitende für 75 Euro zu erwerben. Im ungünstigen Fall, dass die Aktie dann unter diesem Kurs notiert, verfallen die Ansprüche von Käufer und Gegenpart jeweils wertlos.

Innerhalb der Spanne von 75 bis 85 Euro ist der Discount-Optionsschein hingegen zwischen 0 Euro und dem Maximalbetrag von 10 Euro wert. Während der Laufzeit ergibt sich der Wert aus dem Kurs der gehaltenen Option abzüglich des Kurses der verkauften. Er kann grob gesagt interpretiert werden als der Mittelwert der von den Terminmarkthändlern erwarteten Eintrittswahrscheinlichkeiten zum Laufzeitende für die Werte von 0 bis 10 Euro (dieser Satz klingt kompliziert, aber hier kommen gleich zwei Beispiele).

Steigt der Kurs beispielsweise frühzeitig auf über 90 Euro, dann stehen die Chancen gut, dass man am Schluss 10 Euro erhält, weshalb der Kurs sich diesem Maximalwert annähert. Sinkt er hingegen erst mal auf 70 Euro ab, dann besteht akute Totalverlustgefahr und der Kurs wird vielleicht auf unter 3 Euro gedrückt.

Vor- und Nachteile

Es gibt drei Faktoren, warum ich gerne diese Wertpapierklasse einsetze:

  • Erstens sind sie aufgrund ihrer Konstruktion einfach billiger als normale Optionsscheine mit gleicher Basis zu haben.
  • Zweitens verlieren sie in Seitwärtsmärkten kaum an Wert, weil sich der Effekt bei den beiden Komponenten ausgleicht.
  • Drittens spielt die Volatilität eine geringere Rolle, weil auch hier gegenläufige Effekte im Spiel sind.

Zu beachten sind allerdings auch folgende Nachteile:

  • Discount-Optionsscheine auf Aktien haben oft eine relativ große Geld-Brief-Spanne.
  • Es gibt weniger Emittenten und damit eine geringere Auswahl als bei normalen Optionsscheinen.
  • Der Maximalbetrag begrenzt die Chancen.
  • Zum Abrechnungstag besteht ein Totalverlustrisiko.

Wann ich Discount-Optionsscheine nützlich finde

Grundsätzlich vertreten wir bei The Motley Fool ja die Ansicht, dass ein gutes Depot vor allem aus langfristig aussichtsreichen Aktien bestehen soll. Von kurzfristigem Hin- und Her-Traden halten wir nichts. Trotzdem gibt es einige Situationen, in denen es sinnvoll sein kann, Derivate wie zum Beispiel Discount-Optionsscheine einzusetzen.

Call-Strategie 1: Der Markt übertreibt nach unten
Wenn du völlig überzeugt bist, dass eine Aktie mehr als ihr aktueller Kurs wert ist, weil das Unternehmen beispielsweise trotz stabilen Gewinnen unter Buchwert gehandelt wird, dann sollte sie aller Wahrscheinlichkeit nach nächstes Jahr zumindest soviel Wert sein wie heute. Ein Discount-Optionsschein mit einem Basispreis knapp unterhalb des aktuellen Kurses könnte dann gute Gewinne versprechen.

Call-Strategie 2: Von einem Seitwärtsmarkt profitieren
Wenn die Aktienkurse nicht vom Fleck kommen, dann dümpelt der Depotwert vor sich hin. Auch in solchen Phasen kann man jedoch gute Renditen einstreichen. Schließlich sind Discount-Optionsscheine während der Laufzeit stets billiger als der Maximalbetrag, selbst wenn dieser vom Kurs überschritten wird. Wer ein Papier mit oberer Schwelle unterhalb des aktuellen Kurses wählt, der minimiert das Totalverlustrisiko und maximiert die Chance auf die Auszahlung des Höchstbetrags.

Put-Strategie 1: Die Unsicherheit steigt
Du hast ein schönes Aktiendepot zusammengestellt, an das du eigentlich glaubst und das sich gut entwickelt. Aber die internationale Politik spielt so verrückt, dass der Gedanke hochkommt, einfach nur auszusteigen und alles Geld unter das Kissen zu packen. Hier kann ein Discount-Optionsschein auf fallende Kurse helfen, kühlen Kopf zu bewahren und zum kleinen Preis etwas Risiko aus dem Depot zu nehmen.

Put-Strategie 2: Urlaub
Du fliegst mit deiner Familie für zwei Wochen in die Südsee oder fährst auf den Campingplatz. Da willst du vielleicht mal einige Tage keinerlei Nachrichten lesen. Mit einer Risikoreduktion per Discount-Optionsschein kannst du die Zeit sorgenfrei genießen.

Was sonst noch wichtig ist

Bei den Absicherungsszenarios kann die Laufzeit auf wenige Monate begrenzt werden, um beispielsweise mit weniger Sorgen durch eine bestimmte Phase zu kommen. Ansonsten sollte die Laufzeit möglichst lange sein. Natürlich kann man mit diesen Papieren auch kurzfristige Strategien fahren, aber wir bei The Motley Fool raten davon ab, weil der Zufall in kurzen Zeiträumen dominant ist.

Als Daumenregel würde ich daneben sagen, dass der Kurs mindestens bei 40 % des Maximalbetrags liegen sollte. Kauft man noch billiger, dann steigt nicht nur das Totalverlustrisiko unverantwortlich an, sondern auch die prozentuale Geld-Brief-Spanne. Wer hingegen die vorhergehenden Tipps beachtet, der hat gute Chancen, seine Depot-Performance zu steigern.

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