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E.ON kommt nicht vom Fleck – Ruhe vor dem Sturm oder die Chance zum Einstieg?

RWE und E.ON Pressekonferenz März 2018
Bild: RWE Mediathek

Anleger der beiden Versorgeraktien E.ON (WKN: ENAG99) und RWE (WKN: 703712) hatten in den letzten Jahren kaum Grund zur Freude. Die Kurse sind weit von ihren historischen Höhepunkten entfernt und lange sah es nicht danach aus, dass Besserung in Sicht wäre. Die politische Lage war ungewiss, Dividenden wurden massiv gekürzt und zusammen mit der hohen Verschuldung gab es wenig ermunternde Aspekte, um positiv in die Zukunft zu blicken. So sah ich das zumindest, aber der stetig fallende Aktienkurs ist, glaube ich, ein gutes Indiz dafür, dass ich mit dieser Meinung nicht alleine stand.

Wer erst seit Kurzem bei E.ON mit dabei ist, mag das anders sehen. Seit dem 18. November 2016 hat sich die Aktie stark erholt und bereits über 50 % zugelegt. Damals stand der Kurs noch bei 6,06 EUR. Für langfristige Anleger, die seit 2008 dabei sind, ist das aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Am 11. Januar 2008 stand die Aktie noch bei 49,33 EUR.

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Trotzdem sieht es für mich nun nach einer Trendwende aus, die allerdings nur sehr langsam Gestalt annimmt. Was können wir also in den nächsten Monaten von E.ON erwarten?

Die Finanzen

Die Quartalsmitteilung für Januar–März 2018 sendete bereits positive Signale aus. So lag laut Mitteilung der Umsatz zwar mit 9,3 Milliarden EUR rund 11 % unter dem Vorjahreswert. Dies sei aber maßgeblich durch die Erstanwendung des Rechnungslegungsstandards IFRS 15 im Jahr 2018 beeinflusst worden. Das bereinigte EBIT für den Konzern lag in den ersten drei Monaten 2018 mit rund 1,3 Milliarden EUR um 24 % über dem schwachen Vorjahresquartal (1,0 Mrd. €). Der bereinigte Konzernüberschuss übertraf mit 727 Millionen EUR den ebenfalls schwachen Vorjahreswert von 525 Millionen EUR um 38 %.

Die Jahresprognose wurde bestätigt, mit der Erwartungshaltung ein bereinigtes Konzern-EBIT im Bereich von 2,8 bis 3,0 Milliarden EUR zu erreichen. Für den bereinigten Konzernüberschuss rechnet man für 2018 mit einem Ergebnis von 1,3 bis 1,5 Milliarden EUR.

Der Schuldenstand hat sich nicht nennenswert verändert.

Was für mich bei diesen Zahlen hervorsticht, ist insbesondere die positive Diskrepanz zwischen sinkendem Umsatz und steigendem Profit. Natürlich wäre es schön, wenn beide Kennzahlen in die Höhe schießen würden, aber was ich und sicherlich auch viele andere Anleger bei E.ON sehen möchten, ist, dass das Unternehmen endlich wieder Gewinne erwirtschaftet. Und das scheint nun tatsächlich zu klappen.

Der Deal zwischen E.ON und RWE

Der Deal zwischen E.ON und RWE kam für mich überraschend und ich muss zugeben, dass ich zu Beginn nicht so richtig etwas mit der Ankündigung anfangen konnte. Im Quartalsbericht steht dazu, dass E.ON am 12. März 2018 mit RWE den Erwerb der von RWE gehaltenen 76,8-%-Beteiligung an innogy (WKN: A2AADD) vereinbart hat. Der Erwerb soll im Rahmen eines weitreichenden Tauschs von Geschäftsaktivitäten und Beteiligungen erfolgen.

Dieser weitreichende Tausch der Aktivitäten ist in der Tat ein detailliertes und komplexes Geschäft. Ohne mich hier in zu viel Fachsprache zu vertiefen, greife ich daher lieber kurzerhand auf einen Artikel der „Welt“ zurück, der den Deal aus meiner Sicht am treffendsten kommentiert hat: „Aus Versager-Versorgern werden neue Giganten.“

Wie in dem Artikel gut erklärt wird, bedeutet der Deal insbesondere für E.ON, dass das Unternehmen „sich künftig als Netzbetreiber vorstellen“ muss. „Durch die Übernahme der RWE-Beteiligung an innogy wächst der Wert der europäischen Netze in E.ON-Hand auf 37 Milliarden EUR. Damit wird E.ON größter europäischer Betreiber von Verteilnetzen.“ Und: „Nach der Übernahme dürfte E.on ein Vorsteuerergebnis (Ebit) von fünf Milliarden EUR aufweisen, […] 80 Prozent davon wird künftig im staatlich regulierten Geschäft mit Stromnetzen erwirtschaftet. Bislang waren es 65 Prozent.“

Letztlich kann man also zusammenfassen, dass E.ON durch den Deal zum Netzbetreiber und RWE zum Stromproduzenten wird. Die Risikoverteilung erscheint mir hier zum Vorteil von E.ON zu gereichen, denn der Anteil des garantierten Geschäfts ist überdurchschnittlich hoch.

Wieder steigende Dividende

Damit wird meiner Meinung nach die Aktie insbesondere für konservative Anleger hochinteressant. Denn garantierte, stabile Erträge bedeuten auch eine stabile Dividende. Damit sollte der Abwärtstrend nicht nur beim Kurs, sondern auch bei der Dividende gestoppt sein. Vielleicht einmal zur Erinnerung: 2008 gab es noch eine Dividende von rund 1,50 EUR pro Aktie. Danach ging es Stück für Stück abwärts, bis der Tiefpunkt 2016 bei 0,21 EUR erreicht wurde.

2017 waren es dann aber wiederum bereits 0,30 EUR und für 2018 sieht die Prognose nochmals eine ordentliche Dividendenerhöhung auf 0,43 EUR vor. Eine Steigerung von jeweils 43 % und mehr als eine Verdoppelung seit 2016.

Das würde ich gerne noch einmal ausführen, einfach um darzustellen, wie interessant sich eine Dividendenstrategie entwickeln kann. Wer 2016 im Bereich des Tiefstkurses von 6,06 EUR in E.ON investiert hat, erwartete damals eine Dividende von 0,21 EUR, was einer Rendite von 3,46 % entsprach. Hat der Anleger die Position gehalten, erhielt er 2017 bereits 0,30 EUR pro Aktie, wodurch seine Rendite auf 4,95 % angestiegen ist. Und wenn der gleiche Anleger die Aktie immer noch im Depot hält, dann wird sich seine Rendite im kommenden Jahr bei 0,43 EUR pro Aktie auf rund 7,09 % erhöhen!

Auch in den kommenden Jahren rechne ich mit einem kontinuierlichen Anstieg der Dividende im niedrigen zweistelligen Bereich. Der Schuldenabbau wird zwar sicherlich Priorität erhalten, was im Zuge von steigenden Zinsen auch Sinn macht, aber ich meine, dass E.ON um diese Maßnahme dennoch nicht herumkommen wird, um sich wieder genug langfristiges Vertrauen erarbeiten zu können.

Hohe Chance auf steigende Kurse

Damit wären wir auch beim Aktienkurs angekommen. Bei einer Dividende von 0,43 EUR und einem Kurs unter 10 EUR pro Aktie liegt die Dividendenrendite ordentlich bei über 4,3 %. Es ist daher meiner Ansicht nach nur eine Frage der Zeit, bis weitere Dividendenjäger anfangen, sich bei E.ON wieder einzukaufen. Sollte 2019 wiederum eine Dividendenerhöhung und somit auch eine noch höhere Rendite angekündigt werden, dann erwarte ich entsprechend steigende Kurse.

Begrenztes Risiko – aber auch wenig Fantasie

Wie zuvor erwähnt, ist einer der Hauptaspekte bei dem Deal mit RWE die Aussicht auf stabile, garantierte Erträge. Das ist zwar im Großen und Ganzen sehr positiv zu betrachten, aber aus meiner Perspektive grenzt es E.ON auch stark ein, denn damit sind auch nicht viele Überraschungen zu erwarten, die dem Unternehmen und dem Aktienkurs noch deutlich mehr Dynamik verleihen könnten. Dies ist wahrscheinlich auch der Grund für die derzeitige Seitwärtsbewegung der Aktie und erklärt, warum der Kurs es nicht schafft, über die magische Grenze von 10 EUR zu steigen.

Insgesamt sehe ich E.ON aufgrund all der zuvor genannten Punkte als eine unspektakuläre, aber interessante Möglichkeit für Langzeitanleger. Wer schon sehr lange mit dabei ist, wird zwar wahrscheinlich noch warten müssen, um die großen Verluste der letzten Jahre wieder aufzuholen. Aber wenn es jemals zur Debatte stand, mehr Aktien zu kaufen, um den durchschnittlichen Einkaufskurs zu senken, dann ist jetzt womöglich ein guter Zeitpunkt. Für Neuanleger würde ich meinen, dass das Unternehmen in jedem Fall einen Blick wert ist. Insbesondere die Halbjahreszahlen dürften schon bald noch mehr Klarheit über die künftige Richtung bringen.

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Jakub Piwowarski besitzt Aktien von E.ON. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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