Die Lufthansa und das Eurowings-Debakel: Was Anleger jetzt wissen müssen

Eigentlich läuft es nicht schlecht bei der Lufthansa (WKN:823212). Trotz gestiegener Treibstoffkosten liegt der Halbjahresgewinn nur knapp unter dem starken Vorjahreswert. Gleichzeitig schlägt sich Dauerrivale Ryanair (WKN:A1401Z) mit Flugausfällen und Streiks herum.
Doch auch die Lufthansa hat ein massives Problem – und das heißt Eurowings! Was beim konzerneigenen Billigflieger schiefläuft, wo in meinen Augen die Ursache liegen könnte und warum das für uns Aktionäre so wichtig ist, erfährst du, wenn du weiterliest!
Die schockierende Bilanz von Eurowings
Eurowings hat ein massives Qualitätsproblem! Flugausfälle und Verspätungen sind im ersten Halbjahr 2018 regelrecht explodiert.
Januar–Juli 2017 | Januar–Juli 2018 | |
Flugausfälle je 1.000 Flüge | 6,4 | 25,4 |
Verspätungen über 3 Stunden je 1.000 Flüge | 4,1 | 5,9 |
Quelle: manager magazin, Ausgabe 9/2018
Für Eurowings – und damit auch für die Lufthansa und deren Aktionäre – hat das verheerende Folgen. Zum einen werden Millionen von Euro für Entschädigungen fällig. Geld, das für Investitionen, Schuldenabbau oder Dividenden fehlt. Das alleine ist schon ziemlich unerfreulich.
Langfristig allerdings dürfte der Imageschaden, den Eurowings aufgrund der Flugausfälle und Verspätungen aktuell erleidet, noch viel schlimmer sein. So titelte beispielsweise der Spiegel:
Flugausfälle verzehnfacht – was läuft schief bei Eurowings?
Auch das Handelsblatt sieht dramatische Missstände bei Eurowings:
Flugchaos bei Lufthansa und Eurowings alarmiert die Politik
Gerade für eine relativ neue Airline sind solche Schlagzeilen natürlich Gift. Denn wenn die Kunden zwei Flüge zum gleichen Preis finden, dann werden sie mit hoher Wahrscheinlichkeit die Airline wählen, die nicht aufgrund von Verspätungen und Flugausfällen die Schlagzeilen bestimmt.
Sollte die Lufthansa das Eurowings-Desaster nicht bald in den Griff bekommen, dann droht aus dem schlechten Image ein waschechter Wettbewerbsnachteil gegenüber Ryanair, Easyjet und Co. zu werden – und das ist das Letzte, was wir langfristige Investoren sehen wollen!
Aber woran liegt es, dass eine etablierte Airline wie die Lufthansa solch massive Probleme in ihrem operativen Kerngeschäft hat?
Ein Telefónica-Manager soll eine Billig-Airline aufbauen???
Wenn du mich fragst, dann könnte der Katastrophensommer von Eurowings mit Lufthansa-Vorstand Thorsten Dirks zusammenhängen. Er verantwortet unter anderem das Vorstandsressort Eurowings.
Eines gleich vorweg: Ich möchte Herrn Dirks in keinster Weise Führungskompetenzen oder Managementkenntnisse absprechen. Ich kenne ihn nicht persönlich und würde mir deshalb niemals ein Urteil über seine Managementkompetenzen erlauben.
Beim Blick auf seine Vita stellt sich allerdings unweigerlich die folgende Frage: Wie um Himmels willen kommt irgendjemand auf die Idee, dass Thorsten Dirks der richtige Mann für den Aufbau einer Billig-Airline ist?
1996–2007 | diverse Führungsfunktionen bei E-Plus |
2007–2014 | Vorstandsvorsitzer E-Plus |
2014–2017 | CEO Telefónica Deutschland Holding AG |
2017– | Vorstand Deutsche Lufthansa |
Quelle: Investor Relations Lufthansa
Dirks war ausschließlich in der Telekommunikationsbranche tätig. Und das bei einem Unternehmen, das sich wahrlich nicht durch eine Erfolgsgeschichte auszeichnet.
Welches Wissen, welche Erfahrungen kann er beim Aufbau von Eurowings einbringen? Ich zumindest kann keine Antwort auf diese Frage finden. Wenn ich mir nun überlege, dass ein Airline-Greenhorn wie Dirks einem Michael O’Leary, CEO von Ryanair, ernsthaft gegenübertreten soll, dann sieht das für mich aus wie David gegen Goliath.
Michael O’Leary ist seit 1993 CEO bei Ryanair. Davor war er jahrelang bei der irischen Billig-Airline tätig. Er kennt die Branche aber nicht nur wie seine Westentasche: Er hat sie sogar erfunden! Zumindest hier in Europa.
Sein Werk: Inzwischen ist Ryanair gemessen an den beförderten Passagieren die größte Airline Europas – vor der Lufthansa. Gleichzeitig ist man deutlich profitabler als die Kranich-Airline, daran dürften auch die aktuellen Streiks bei Ryanair nicht viel ändern.
Gegen diesen Michael O’Leary schickt die Lufthansa einen Mann in den Ring, der sich bisher ausschließlich um Mobilfunkverträge und Telefonnetze gekümmert hat!
Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Eurowings mit Dirks an der Spitze merklich Boden auf Ryanair gutmachen kann. Und das Katastrophenhalbjahr bei Eurowings gibt mir bis jetzt recht.
Wie ich mir ein gutes Management vorstelle
Das Management zu bewerten ist schwierig. Meine persönliche Erfahrung hat aber gezeigt, dass bei außergewöhnlich erfolgreichen Unternehmen der Gründer an der Spitze steht. Oder eine Manager, der seinen Job mit Leidenschaft ausübt – und gleichzeitig über mehrere Jahrzehnte Branchenerfahrung verfügt. Der also weiß, worauf es ankommt!
Klar gibt es Ausnahmen. Vielleicht ist Dirks so eine. Mein Gefühl – und die bisherige Performance der Eurowings – sprechen allerdings dagegen.
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Thomas Brantl besitzt Aktien von der Lufthansa und Ryanair. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.