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Warum die inverse Zinskurve auch mir Sorgen bereitet

Geldscheine fliegen aus Geldbeutel
Foto: Getty Images

Die 10y/2y (10 jährige vs. 2 jährige US Staatsanleihen) inverse Zinskurve ist in aller Munde. Wenn zehnjährige Anleihen einen niedrigeren Zins bringen als zweijährige, dann war das in der Vergangenheit oft der Vorbote einer Rezession. So die gängige Meinung. Dass in Wirklichkeit die 10y/3m (10 jährige vs. 3 monatige US Staatsanleihen) Zinskurve der “zuverlässigere” Indikator ist, und dass diese seit Mai invertiert ist, das interessiert niemanden. 

Darum soll es aber nicht gehen. Es ist nicht die mögliche Rezession, die mir Sorgen bereitet. Es ist die Tatsache, dass sie in aller Munde ist.

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Weil Anleger damit rechnen, versuchen sie sich auf die erwartete Marktkorrektur vorzubereiten. Die meisten wollen jetzt wissen, welche Wertpapiere sie verkaufen und welche sie kaufen sollen, damit die Rezession ihren Kontoauszügen möglichst wenig antut.

Das Problem dabei ist, dass dies ein sehr kurzfristiges Denken ist. Und kurzfristiges Denken schadet dem langfristigen Wohl – sowohl dem gesundheitlichen als auch dem finanziellen. Man trifft zwar Entscheidungen, die heute auf Sicht der nächsten paar Monate sinnvoll erscheinen. (Wer will an Weihnachten schon 30 % weniger besitzen, wenn der Markt aufgrund einer Rezession tankt?)

Wenn man jedoch in zehn bis 20 Jahren auf diese Entscheidungen zurückblickt, dann könnte dies ganz anders aussehen. Denn wer heute alle seine Aktien aufgrund von Rezessionsängsten verkauft, kauft diese dann wieder ein, wenn in ein bis zwei Jahren eine lang anhaltende Depression droht?

Der frühere Leiter für Makrostrategie der Societe Generale, Lawrence McDonald, bringt es so auf den Punkt: Fragte man vor der letzten Rezession einen Wirtschaftswissenschaftler, ob eine Rezession bevorsteht, war die Antwort: 

  • Q2 2007? Nein.
  • Q3 2007? Nein.
  • Q4 2007? Nein.
  • Q1 2008? Nein.
  • Q2 2008? Nein.
  • Q3 2008? Nein.
  • Q4 2008? Ja.

Die Realität? Nach ein paar Revisionen der offiziellen Zahlen zu den Bruttoinlandsprodukten der USA stellte man im Dezember 2018 offiziell fest, dass man bereits im vierten Quartal 2007 in die Rezession ging. Bevor man dachte, dass sie losgehen würde, war man schon halb durch …

Die für Anleger wichtigere Realität: Genau zu diesem Zeitpunkt hätte man anfangen sollen, Aktien zu kaufen. An der Marktbewegung von damals können wir jedoch sehen, dass genau das Gegenteil passiert ist. Warum sollte es beim nächsten Mal anders sein?

Mein Rat ist daher: Bitte nicht die eigene Anlagestrategie abhängig von den Vorhersagen anderer machen. Man sollte sich gut überlegen, wie viel Kapital man auf’s Spiel setzen möchte – und dann fest damit rechnen, dass dieses Kapital irgendwann einmal weniger wert sein wird. Dann darf man sich allerdings nicht verunsichern lassen. Denn die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass es ein paar Jahre später wieder ganz anders aussieht und das Kapital mehr wert ist. Zumindest wenn man in ein gestreutes Aktienportfolio guter Unternehmen investiert hat.

Garantiert ist das natürlich nicht. Sollte das europäische Bankensystem kollabieren, wer weiß schon, was dann passiert. Ausgeschlossen ist das nicht. Dann werden wir jedoch voraussichtlich andere Probleme haben, als dass unser Anlageportfolio weniger wert ist.

Ich möchte mit diesem Gedanken niemandem Angst machen. Man kann ihn nämlich auch für etwas Positives nutzen. Indem man weniger über sein Geld nachdenkt und mehr über Dinge, die wirklich wichtig sind. Denn so viel, wie die meisten von uns zum Leben haben (wahrscheinlich sogar alle, die das hier lesen), braucht man gar nicht wirklich. 

Man braucht etwas zu essen, ein Dach über dem Kopf und Kleidung. Dann geht es unserem Körper gut. Das reicht noch nicht ganz. 

Was ist die häufigste Todesursache in der westlichen Welt? Es ist die Einsamkeit. Damit es uns wirklich gut geht, brauchen wir nämlich Freunde, Familie, einfach Menschen, die sich um uns kümmern und uns zuhören, wenn es uns nicht so gut geht.

Aber was hat all das mit dem Investieren zu tun?

Direkt gar nicht so viel. Ich habe nur oft den Eindruck in meinen Gesprächen mit anderen, dass die Entwicklung der eigenen Aktien ein ausschlaggebender Faktor für die eigene Stimmung ist. Auf mich trifft das auch zu, wenn ich es mir nicht bewusst mache, dass das gerade mit mir passiert.

Indirekt kann die Erkenntnis oben jedoch sehr wertvoll für das Investieren sein. Man denkt dann viel entspannter, vor allem gar nicht mehr so viel über sein Geld nach. Man fühlt sich durch eine inverse Zinskurve nicht verunsichert, lässt sich von dieser nicht zum Handeln verleiten. 

Und das ist für das eigene Portfolio genauso hilfreich wie für den eigenen Gemütszustand. Denn je weniger häufig jemand handelt, je weniger häufig er sein Portfolio verändert, desto höher sind seine Renditen.

Je mehr Zeit man in das eigene nicht finanzielle Wohlergehen steckt, desto wahrscheinlicher sichert man sich gleichzeitig das finanzielle Wohlergehen. Ich hoffe, dass sich die meisten von uns jetzt weniger um die Zinskurve kümmern – dann habe ich auch eine Sorge weniger.


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Offenlegung: Bernd Schmid besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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