Shop Apotheke und Zur Rose: Die zwei Aktien an der Spitze meiner Watchlist
E-Commerce ist nicht erst seit der Corona-Pandemie aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Dennoch lag 2019 der E-Commerce-Anteil am Einzelhandelsmarkt in Deutschland bei weniger als 10 %. Selbst in den USA waren es keine 15 %. Spitzenreiter in diesem Wettbewerb ist wenig überraschend China, mit 25 %.
Die heutigen Online-Anteile versprechen für E-Commerce-Unternehmen noch viele Jahre mit großartigen Wachstumschancen. Wie aber immer, verstecken sich auch in diesen Durchschnittswerten Extremwerte. Einer davon ist der Markt für Arzneimittel. Hier beträgt der Versandhandelanteil in Deutschland derzeit keine 4 %.
Das Spannende daran: Es handelt sich keineswegs um einen kleinen Markt. Allein In Deutschland werden jährlich rund 38 Mrd. Euro für rezeptpflichtige und rezeptfreie Arzneimittel ausgegeben. Europaweit sind es 180 Mrd. Euro.
So ist die Aufmerksamkeit für die Aktien von Shop Apotheke Europe (WKN: A2AR94) und die Vervierfachung des Aktienkurses in den letzten Jahren wenig verwunderlich. Und dennoch bietet das Unternehmen auch heute noch einige Chancen für langfristige und unternehmensorientierte Investoren.
Shop Apotheke zeigt beeindruckendes Wachstum
Denn nicht nur der Aktienkurs hat sich in den letzten Jahren vervielfacht, sondern auch der Umsatz. Von beschaulichen 177 Millionen Euro im Jahr 2016 auf 701 Millionen Euro im Jahr 2019. Auch das Jahr 2020 läuft gut an. Nach dem ersten Quartal stand ein Umsatzplus von 33 %, im zweiten Quartal beläuft sich die Steigerung gegenüber dem Vorjahresquartal gar auf 42 %.
Im ersten Quartal lieferte Shop Apotheke auch einen kleinen Gewinn vor Zinsen und Steuern. Geholfen hat dabei die Pandemie. Denn für das deutlich größere Umsatzvolumen musste man nur geringfügig mehr Geld für Werbung ausgeben.
Genau hier bestehen heute vielleicht die größten Fragezeichen. Wie viel Gewinn kann ein Arzneimittelhändler erzielen, der handelsübliche Bruttomargen von nur etwas mehr als 20 % aufweist und davon noch sehr viel Geld für Marketing und Logistik ausgeben muss?
Das Beste könnte erst noch kommen: elektronisches Rezept und Marktplatzchancen
Zwei mögliche Ausrufezeichen zu den genannten Fragezeichen sind die Einführung des elektronischen Rezepts und die Weiterentwicklung des Geschäftsmodells zum Online-Marktplatz. Beginnen wir mit dem elektronischen Rezept.
Der 38 Milliarden Euro große Markt für Shop Apotheke teilt sich in einen riesigen Markt für rezeptpflichtige Arzneimittel (33 Milliarden Euro) und einen kleineren Markt für rezeptfreie Medikamente (5 Mrd. Euro). Beim Ersteren ist E-Commerce heute wahnsinnig umständlich. Denn dafür muss man das analoge Rezept in einem analogen Briefumschlag zur Online-Apotheke schicken. Daher liegt die Online-Penetration heute bei rund 1 %, die Online-Penetration für rezeptfreie Medikamente hingegen bereits bei 20 %.
Mit Einführung des elektronischen Rezepts könnte sich das Wachstum also deutlich beschleunigen. Und die dadurch möglichen Größenvorteile könnten die Profitabilität möglicherweise verbessern. Den gleichbleibenden Fixkosten würden dann immer größere Umsätze gegenüberstehen. Weiter zum Online-Marktplatz.
Heute ist Shop Apotheke ein reiner Zwischenhändler. Waren werden eingekauft, eingelagert und verschickt. Das ist ein margenschwaches und ohne die zuvor besprochenen Wachstumschancen ein eher langweiliges Geschäft. Künftig könnte sich Shop Apotheke aber zu einem Marktplatz weiterentwickeln. Die gut besuchte Online-Präsenz – 44 Millionen Besucher allein im ersten Quartal – und die Logistikinfrastruktur also auch Dritten zur Verfügung stellen.
Das verspricht zwar weniger Umsatzpotenzial, denn den größten Teil der Umsätze streicht dann natürlich der fremde Händler ein. Die Gewinnmargen in diesem Geschäft sind dafür aber bedeutend besser.
Nicht nur Shop Apotheke schielt auf den Milliarden-Markt
Ich bin mir sehr sicher, ein großer Teil der rezeptpflichtigen Medikamente wird in der Zukunft nicht mehr so eingelöst wie heute. Der Online-Anteil wird sicher nicht über Nacht auf 20 % ansteigen. Aber die Marktgröße ist derart gigantisch, dass selbst ein jährlicher Anstieg der Online-Penetration von wenigen Zehntel-Prozentpunkten für Shop Apotheke lukrative Chancen bietet.
Diese Chancen wittern viele andere auch. Das schweizerische Unternehmen Zur Rose (WKN: A0Q6J0) konkurriert mit der Online-Apotheke DocMorris direkt mit Shop Apotheke. Die heutigen Platzhirsche schließen sich zusammen. Beispielsweise der Mannheimer Pharmagroßhandelsriese Phoenix mit Apotheken-Initiativen. Und natürlich blickt die Branche auch ehrfürchtig über den großen Teich und darauf, ob Amazon ein Auge auf den Markt werfen wird.
Trotz all dieser Risiken sind die Chancen so überwältigend groß, dass Zur Rose und Shop Apotheke derzeit die ersten beiden Plätze meiner Watchlist belegen. Denn ich würde darauf wetten, dass es auch im Arzneimittelmarkt einen Platz für einen Online-First Spezialanbieter gibt. Genauso wie beispielsweise auch auf dem Bekleidungsmarkt (Zalando) oder auf dem Markt für Tiernahrung (Zooplus).
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Hier sind vier Schritte, die man unserer Meinung nach immer vor Augen haben sollte, wenn der Aktienmarkt einen Rücksetzer erlebt.
Offenlegung: Sven besitzt keine der erwähnten Aktien. John Mackey, CEO von Whole Foods Market, einer Amazon-Tochter, ist Mitglied im Board of Directors von The Motley Fool. The Motley Fool empfiehlt und besitzt Aktien von Amazon und Zalando. The Motley Fool empfiehlt Zooplus und die folgenden Optionen: short Januar 2022 $1940 calls auf Amazon und long Januar 2022 $1920 calls auf Amazon.