DAX-Reform: Das sind die möglichen Aufsteiger
Im Oktober hat die Deutsche Börse eine DAX-Reform ins Auge gefasst. Im Zuge dessen hatte der Indexanbieter STOXX eine Marktkonsultation gestartet, über die alle Marktteilnehmer online abstimmen konnten. Mehr als 600 Rückmeldungen wurden ausgewertet, dann stand fest: Ab September 2021 werden dem DAX 40 statt 30 Unternehmen angehören. Welche anderen Neuerungen auf uns zukommen und wer die möglichen Aufsteiger sind, sehen wir uns jetzt an.
Die Ergebnisse der DAX-Reform
Die wohl wichtigste Neuerung ist die Aufstockung des DAX auf 40 Mitglieder. Dadurch soll der Leitindex die größten börsennotierten Unternehmen in Deutschland noch umfassender abbilden. Das ist insofern gelungen, als der Leitindex in Zukunft satte 94 % des Wertes börsennotierter deutscher Unternehmen abbilden wird. Im Gegenzug verkleinert sich der MDAX auf 50 statt bisher 60 Werte. Diese Änderung wird ab September 2021 wirksam.
Außerdem gelten als Konsequenz des Wirecard-Skandals künftig strengere Regeln für die Index-Mitgliedschaft. Ab Dezember 2020 müssen alle künftigen DAX-Kandidaten vor Aufnahme in den Index in den letzten zwei Finanzberichten ein positives EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) ausgewiesen haben.
Des Weiteren werden Unternehmen aus der DAX-Familie verbannt, wenn sie ihre Zahlenwerke nicht fristgerecht veröffentlichen. Dazu müssen ab März 2021 testierte Geschäftsberichte und vierteljährliche Quartalsmitteilungen vorgelegt werden. Ebenfalls ab März 2021 müssen alle Indexneuzugänge gemäß dem Deutschen Corporate Governance Kodex einen Prüfungsausschuss im Aufsichtsrat einsetzen, der kontrollieren soll, ob sauber bilanziert wird.
Und schließlich werden die DAX-Indizes ab 2021 zweimal im Jahr planmäßig überprüft (März und September). Bisher gab es eine solche Hauptüberprüfung nur im September. Durch diese Regelung kann man künftig schneller auf Veränderungen in der Kapitalmarktlandschaft reagieren. Zudem werden ab der Überprüfung im September 2021 Indexmitglieder nur noch nach Marktkapitalisierung bestimmt. Der Börsenumsatz als Kriterium fällt weg.
Nicht übernommen wird jedoch der Vorschlag zum Ausschluss von Unternehmen, die mit kontroversen Waffen zu tun haben. Die Meinungen der Marktteilnehmer zu diesem Vorschlag waren laut der Deutschen Börse zu „heterogen“. Die Rüstungslobby kann also aufatmen.
Das sind die möglichen DAX-Aufsteiger
Auch wenn erst im September 2021 endgültig über die neuen Indexmitglieder des DAX 40 entschieden wird, lohnt sich bereits jetzt ein Blick auf die möglichen Aufsteiger. Aus heutiger Sicht hätten die folgenden Unternehmen eine gute Chance zum Aufstieg in die erste Börsenliga:
Aufstiegskandidat | WKN | Branche | Marktkapitalisierung |
Airbus | 938914 | Flugzeugbau | 70 Mrd. Euro |
Siemens Healthineers | SHL100 | Medizintechnik | 40,66 Mrd. Euro |
Sartorius | 716560 | Laborausrüstung | 24,54 Mrd. Euro |
Zalando | ZAL111 | Onlinehandel | 20,15 Mrd. Euro |
Hannover Rück | 840221 | Versicherung | 17,53 Mrd. Euro |
Symrise | SYM999 | Duft- und Geschmackstoffe | 14,43 Mrd. Euro |
Brenntag | A1DAHH | Chemiehandel | 9,86 Mrd. Euro |
Qiagen | A2DKCH | Biotechnologie | 9,11 Mrd. Euro |
HelloFresh | A16140 | Kochboxen | 8,66 Mrd. Euro |
LEG Immobilien | LEG111 | Immobilien | 8,55 Mrd. Euro |
Quelle: Liste der Aufstiegskandidaten und Marktkapitalisierungen in Anlehnung an das Manager Magazin. Stand: 25.11.2020
Einige dieser möglichen Aufsteiger haben in der letzten Zeit schon ordentlich für Aufsehen gesorgt. Zalando wird beispielsweise als Profiteur der Coronakrise gehandelt, weil immer mehr Menschen im Netz shoppen und ihre Kleidung online einkaufen.
Ähnlich verhält es sich mit dem Kochboxenversender HelloFresh. Die Zutatenboxen samt Rezepten sind bei Hobbyköchen im Homeoffice zurzeit sehr gefragt. Sogar so gefragt, dass in den USA zeitweise wegen Kapazitätsengpässen keine neuen Kunden aufgenommen werden konnten. HelloFresh hat 2019 die Profitschwelle erreicht. Das Kriterium von zwei Finanzberichten in Folge mit positivem EBITDA kann also voraussichtlich erfüllt werden.
Als Corona-Profiteur gilt auch der Laborausrüster Sartorius, der zurzeit noch im MDAX und TecDAX notiert ist. Der Aktienkurs hat sich seit dem Frühjahr verdoppelt. Mit einem Umsatzplus von 18 % im ersten Halbjahr ist Sartorius zuletzt sehr dynamisch gewachsen. Auch der Auftragseingang legte in diesem Zeitraum ordentlich zu.
Ob diese drei Aufstiegskandidaten auch nach der Pandemie so stark wachsen, steht noch in den Sternen. Bis September 2021 kann noch sehr viel passieren.
Jetzt schon in die Aufstiegskandidaten investieren?
Ob sich eine Investition in diese Unternehmen jetzt lohnt, nur weil sie momentan für den DAX 40 infrage kommen, ist fraglich. Natürlich dürften die Aufmerksamkeit und das Interesse an den DAX-Neulingen steigen, unter anderem, weil diese dann in die entsprechenden ETFs (börsengehandelte Indexfonds) aufgenommen werden. Dass die genannten Kandidaten tatsächlich in die erste Börsenliga aufsteigen, ist aber noch nicht sicher.
Falls du aber ohnehin schon eines dieser Unternehmen auf der Watchlist hast, weil du von dessen Geschäftsmodell, Management und Zahlenwerk überzeugt bist, könntest du über einen Einstieg nachdenken.
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Franziska besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Zalando.