Achtung Alibaba-Aktie: Diese drei Gründe sprechen jetzt gegen ein Investment
Seit ziemlich genau einem Jahr ist die Alibaba (WKN: A117ME)-Aktie Teil meines Depots. Und die Sache lief für mich bisher ziemlich gut – die Alibaba-Aktie steht mit einem Plus von knapp 55 % in meinem Depot (Stand: 23.12.2020)!
Normalerweise bin ich ein Fan davon, die Gewinner einfach weiterlaufen zu lassen. So habe ich beispielsweise mit Amazon und Apple großartige Renditen erzielt. Wenn sich der ursprüngliche Investmentcase jedoch verändert, dann bin ich natürlich bereit, meine Position entsprechend anzupassen.
Welche drei Gründe heute für eine Reduzierung meiner Alibaba-Position sprechen und ob ich tatsächlich verkaufen werde, erfährst du im folgenden Artikel – viel Spaß beim Lesen!
Grund 1, der gegen die Alibaba-Aktie spricht: Jack Ma und Regierung
In der Vergangenheit galt Alibaba-Gründer Jack Ma als regierungsfreundlich gesinnt, was dem Aufstieg von Alibaba nicht abträglich gewesen sein dürfte. Mit der Ankündigung seines Rücktritts als Aufsichtsratsvorsitzender und dem Verkauf eines Großteils seines Aktienpakets (Quelle: investopedia.com) scheint er jedoch etwas forscher im Umgang mit der Regierung geworden zu sein.
Nachdem der Börsengang der Alibaba-Tochter Ant Group durch die chinesische Regierung abgesagt wurde, kritisierte Ma diese öffentlich und warf ihr eine Behinderung von Innovationen vor. Selbst wenn er inhaltlich recht haben sollte – für Alibaba war dieses Statement ein Bärendienst, mehr dazu im nächsten Punkt.
Fazit: Sicher mag es an der chinesischen Regierung einige Punkte zu kritisieren geben. Dass Jack Ma mit zunehmendem Abstand zu seinem Unternehmen konfrontationsfreudiger wird, kann ich durchaus verstehen.
Für Alibaba und dessen Aktionäre stellt dies allerdings durchaus ein Risiko dar. Denn die chinesische Regierung wird nicht davor zurückschrecken, dem Unternehmen weitere Steine in den Weg zu legen, wenn Ma sich zu weit aus dem Fenster lehnt.
Ganz klar – für mich ist die Alibaba-Aktie wegen Jack Mas offensiven Auftretens ein gutes Stück riskanter geworden als noch vor einem Jahr!
Grund 2, der gegen die Alibaba-Aktie spricht: Kartellrechtliche Ermittlungen
Am 24.12. wurde bekannt, dass die chinesischen Behörden gegen Alibaba Ermittlungen eingeleitet haben – der Vorwurf: Mutmaßliche Kartellvergehen! Dabei geht es unter anderem um den Vorwurf, dass Alibaba seine Kunden dazu bringt, ausschließlich die unternehmenseigenen Plattformen zu nutzen.
Nun, die Vorwürfe an sich finde ich nicht sonderlich erschreckend. Als Alphabet-, Amazon- und Facebook-Aktionär bin ich solche Anschuldigungen durchaus gewöhnt. Im Kontext zu Punkt eins muss ich allerdings sagen: Es sieht – nach dem abgesagten Börsengang von Ant – nach einer weiteren Sanktion der chinesischen Regierung gegen Alibaba aus.
Neben einer möglichen hohen Strafzahlung und den daraus folgenden finanziellen Schäden könnte diese Maßnahme erst der Anfang von weiteren Sanktionen der Regierung gegen Alibaba sein. Und das würde sicherlich auch an der Alibaba-Aktie nicht spurlos vorübergehen.
Neben einer Schädigung des Geschäftsmodells durch mögliche neue Regulierungen, hohe Strafzahlungen und einer Stärkung der Konkurrenz könnten die aktuellen Ermittlungen also erst der Anfang von weiteren staatlichen Eingriffen ins Geschäft von Alibaba sein. Und das sind wahrlich keine sonderlich positiven Aussichten für die Alibaba-Aktie.
Grund 3, der gegen die Alibaba-Aktie spricht: ADR-Status und die Cayman-Inseln
Wer heute Alibaba-Aktien kaufen will, der hat zwei Möglichkeiten. Zum einen gibt es die an US-Börsen gehandelten ADRs mit der Wertpapierkennnummer A117ME. Bei dieser „Aktie“ steht allerdings ein Delisting seitens der USA im Raum. Ob dies tatsächlich kommt, ist Stand heute schwer zu sagen. Sollte es tatsächlich zu einem Delisting der Alibaba-Aktie kommen, wäre es durchaus möglich, dass wir Investoren dazu gezwungen werden, zu einem für uns ungünstigen Preis zu verkaufen.
Zum anderen gibt es eine auf den Cayman-Inseln geführte Alibaba-Aktie, sie trägt die Wertpapierkennnummer A2PVFU. Hier ist zwar aktuell kein Delisting zu befürchten, jedoch hält man auch hier keine „echten“ Unternehmensanteile. Diese „Cayman-Anteile“ berechtigen lediglich die dort firmierte Holding, einen Teil der Gewinn als die ihrigen auszuweisen.
Beide Möglichkeiten sind keine Alibaba-spezifischen Regulierungen, sie betreffen die meisten hierzulande handelbaren China-Aktien. Ich persönliche habe beide Variationen im Depot – und grundsätzlich auch keine Scheu davor, diese Investmentvehikel zu nutzen.
Im Fall von Alibaba ist es allerdings der Tropfen, der mein persönliches Fass an Risikotoleranz womöglich zum Überlaufen bringen könnte …
Mein Fazit zur aktuellen Lage bei Alibaba
Chinesische Aktien bergen aufgrund ihrer ADR- oder Cayman-Holding-Struktur eine von Haus aus riskante Konstellation für uns Investoren. Wir sind nicht am eigentlichen Unternehmen beteiligt und haben entsprechend keinerlei Rechte, die nicht von den Unternehmen oder der Regierung auszuhebeln wären.
Kommt dann noch eine auf Konfrontation ausgerichtete Unternehmensführung – wie aktuell bei Alibaba der Fall – hinzu, dann schrillen bei mir alle Alarmglocken! Und dann wackelt auch noch die Notierung der ADRs an der US-Börse …
In meinen Augen hat sich das Risikoprofil der Alibaba-Aktie in den letzten Monaten massiv verschlechtert, weshalb ich dieses Investment derzeit definitiv hinterfragen muss – leider. Denn ich halte Alibaba nach wie vor für ein grandioses Unternehmen, an dem ich eigentlich liebend gerne weiterhin beteiligt wäre …
Der Bärenmarkt-Überlebensguide: Wie du mit einer Marktkorrektur umgehst!
Ein erneutes Aufflammen von Corona in China, Krieg innerhalb Europas und eine schwächelnde Industrie in Deutschland in Zeiten hoher Inflation und steigender Zinsen. Das sind ziemlich viele Risiken, die deinem Depot nicht guttun.
Hier sind vier Schritte, die man unserer Meinung nach immer vor Augen haben sollte, wenn der Aktienmarkt einen Rücksetzer erlebt.
Thomas Brantl besitzt Aktien von Alibaba, Alphabet, Amazon, Facebook und Apple. Suzanne Frey arbeitet als Führungskraft bei Alphabet und sitzt im Board of Directors von The Motley Fool. John Mackey, CEO von Amazon-Tochter Whole Foods Market, sitzt im Board of Directors von The Motley Fool. Randi Zuckerberg, eine frühere Leiterin der Marktentwicklung und Sprecherin von Facebook sowie Schwester von CEO Mark Zuckerberg, sitzt im Board of Directors von The Motley Fool. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Alibaba Group Holding Ltd., Alphabet (A-Aktien), Alphabet (C-Aktien), Amazon, Apple und Facebook und empfiehlt die folgenden Optionen: Short January 2022 $1940 Call auf Amazon und Long January 2022 $1920 Call auf Amazon.