Das 277 Mrd. US-Dollar Rätsel: Was hat Warren Buffett mit so viel Cash vor?
Wenn man hört, dass Warren Buffett seine langfristige Position in Apple (WKN: 865985) drastisch nach unten angepasst hat, dann wirkt das zunächst wie ein Schlag ins Gesicht.
Bereits im ersten Quartal 2024 wurde bekannt, dass er rund 12,8 % der Position reduziert hat, was damals schon bemerkenswert viel war für einen Investor, der am liebsten für immer investiert bleiben möchte.
Als Grund für den Abverkauf ließ Warren Buffett die aktuell günstigen Steuersätze in den Raum stellen, die er in Erwartung zukünftig höherer Steuersätze nutzen wolle. Dennoch hielt er den iPhone-Hersteller weiter für attraktiv. Man sehe sich weiterhin als langfristiger Aktionär.
Berkshire Hathaway: Ausverkauf der Apple-Position
Nun wurde bekannt, dass sich Warren Buffett doch in größerem Umfang von Apple-Aktien getrennt hat. Wie Berkshire Hathaway (WKN: A0YJQ2) Anfang August mitteilte, wurde die Apple-Position um 390 Millionen Aktien auf einen Wert von rund 400 Millionen halbiert.
Weitere Erläuterungen wurden nicht genannt. Die Größenordnung könnte jedoch darauf hindeuten, dass diesmal mehr als nur steuerstrategische Überlegungen dahinter stecken.
Ist die hohe Bewertung zu viel des Guten?
Möglicherweise ist es doch die hohe Bewertung, die ihn stört. Schließlich konnte die Apple-Aktie zuletzt neue Allzeithochs erreichen. Das erwartete KGV von knapp 30 liegt deutlich über dem Fünfjahresdurchschnitt von 25,5 (Stand: 5.8.24, Morningstar).
Beide Werte spiegeln dabei schon das Bewertungsniveau eines Software- und Dienstleistungsunternehmens wider. Der Großteil der Umsätze wird jedoch noch mit Produktverkäufen generiert. Ein Widerspruch?
Konjunkturelle Eintrübung als Verkaufsgrund
Auch die Konjunktur zeigte sich in den letzten Tagen eher von ihrer schlechten Seite. So sank der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in den USA im Juli auf 46,8 Punkte nach 48,5 im Vormonat. Volkswirte hatten mit einem Anstieg gerechnet. Der Arbeitsmarktbericht der US-Regierung zeigte zudem, dass die Arbeitslosigkeit auf dem höchsten Stand seit fast drei Jahren liegt.
Die lange Zeit als robust geltende US-Wirtschaft gerät nun durch die hohen Zinsen ins Straucheln. Zinssenkungen, die zuletzt aufgrund hartnäckiger Inflationsdaten verschoben wurden, sind nun dringend notwendig, um Schlimmeres zu verhindern.
Eine solche konjunkturelle Schwäche könnte auch Apple treffen. Sie dürfte aber vor allem den Aktienmarkt treffen, der zuvor von der KI-Fantasie beflügelt wurde und mit hohen Einzelbewertungen auftrumpft. Investoren kompensieren dieses Negativszenario logischerweise mit Aktienverkäufen. Auch hier könnte Warren Buffett dem Markt einen Schritt voraus gewesen sein.
Gretchenfrage: Was macht Warren Buffett mit den 277 Mrd. US-Dollar?
Eine zentrale Frage, die Investoren seit geraumer Zeit beschäftigt, ist die hohe Liquidität im Anlageportfolio von Berkshire Hathaway. Diese ist durch den Apple-Verkauf noch einmal deutlich auf einen Rekordwert von 277 Mrd. US-Dollar angestiegen.
Mit ihm könnte Warren Buffett problemlos einen Großteil der großen US-Konzerne schlucken, ohne sich zu verschulden. Doch bisher hält er sich konsequent zurück.
Spekuliert er auf einen spektakulären Börsencrash? Oder sucht er nur nach der perfekten Aktie – einem weißen Elefanten?
All diese Fragen kann Warren Buffett letztlich nur selbst beantworten. Ich persönlich glaube, dass er antizyklisch handelt.
Eine Zinswende steht bevor, und die hohen Aktienbewertungen erhöhen die Wahrscheinlichkeit eines stärkeren Kursrückgangs. Auch die Erwartung steigender Steuersätze dürfte die Entscheidung einer Positionsreduzierung erleichtern. Nicht zuletzt hatte die Apple-Position eine Größe erreicht, die aus Diversifikationsgründen nicht mehr vertretbar ist und für hohe Performance-Risiken einsteht.
So oder so: Für Anleger dürfte auch dieses Ereignis nicht weiter tragisch sein. Man geht einfach auf Nummer sicher und kann mit etwas Glück die Apple-Aktien später am Markt günstiger zurückkaufen, sollte es tatsächlich zu einem Crash kommen.
Warum jetzt der schlechteste Zeitpunkt sein könnte, um Aktien zu kaufen
Stehen wir vor einem Crash wie 2001, 2008 und 2020?! Okay, so weit würden wir von Aktienwelt360 selbstverständlich nie gehen. Allerdings sind wir der Meinung: Jetzt ist einer der schlechteren Zeitpunkte, um All-in in Aktien zu gehen. Und das, obwohl die Börsen reihenweise Rekordhochs erklimmen.
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Frank Seehawer besitzt Aktien von Apple und Berkshire Hathaway. Aktienwelt360 empfiehlt Aktien von Apple und Berkshire Hathaway.