Dividende ja, aber der Preis? Warum Broadcom aktuell keine gute Idee ist
Broadcom (WKN: A2JG9Z) hat nach seinem jüngsten Quartalsbericht den größten Kursrückgang nach einer Ergebnisveröffentlichung in seiner Geschichte verzeichnet. Die Aktie fiel um 10 %, obwohl das Unternehmen solide Quartalszahlen vorlegte und starke KI-Umsätze meldete. Doch die Euphorie über Broadcoms Rolle im KI-Bereich täuscht: Die Aktie ist aktuell deutlich überbewertet, und das Dividendenwachstum allein reicht nicht aus, um diese Bewertung zu rechtfertigen.
Ist Broadcom also wirklich noch eine gute Investition und wie lange solltest du auf einen Einstieg warten? In diesem Artikel erfährst du, warum die Aktie trotz starker Dividenden und KI-Potenzial aktuell zu teuer ist – und wann es sich lohnen könnte, einzusteigen.
Warum fiel die Broadcom-Aktie?
Die Aktie von Broadcom erlebte nach der Veröffentlichung der jüngsten Quartalszahlen eine überraschend heftige Korrektur. Ganze 10 % fiel der Kurs und landete bei etwa 137 US-Dollar pro Aktie. Obwohl das Unternehmen sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn pro Aktie die Erwartungen übertraf, reagierte der Markt mit Enttäuschung auf die Prognose für das vierte Quartal 2024. Broadcom rechnet mit einem Umsatz von 14 Mrd. US-Dollar, während viele Marktteilnehmer im Schnitt 14,11 Mrd. US-Dollar erwartet hatten. Auch wenn diese Abweichung minimal erscheint, signalisiert sie eine Verunsicherung über die kurzfristige Zukunft des Unternehmens.
Was bedeutet das für dich? Eine Kurskorrektur dieser Art könnte auf den ersten Blick als Kaufgelegenheit erscheinen. Doch Vorsicht: Der Rückgang ist ein Indikator für mögliche Schwächen im Geschäftsmodell und sollte nicht blind als Schnäppchen interpretiert werden.
Der KI-Hype: Ein Wachstumstreiber, aber keine Garantie
Einer der wichtigsten Wachstumstreiber für Broadcom ist der KI-Sektor. Im Geschäftsjahr 2024 erwartet das Unternehmen KI-bezogene Umsätze von etwa 12 Mrd. US-Dollar, eine Erhöhung gegenüber den zuvor prognostizierten 11 Mrd. US-Dollar. KI ist und bleibt einer der stärksten Trends in der Tech-Branche, und Broadcom ist hier in einer führenden Position. Die Chips des Unternehmens werden von großen Tech-Giganten wie Google und Meta verwendet, um maßgeschneiderte KI-Anwendungen zu entwickeln. Auch ich sehe in diesem Segment ein langfristiges Wachstumsfeld für Broadcom.
Doch KI allein reicht nicht aus, um die Aktie zu rechtfertigen. Broadcom ist stark auf wenige große Kunden angewiesen, und diese Abhängigkeit birgt Risiken. Sollten wichtige Kunden wie Google ihre Bestellungen reduzieren oder auf andere Anbieter umsteigen, könnte dies erhebliche Auswirkungen auf die Wachstumsprognosen des Unternehmens haben.
Was bedeutet das für dich? KI ist ein faszinierender Wachstumsmarkt, aber es ist wichtig, die Risiken der Abhängigkeit von wenigen großen Kunden im Blick zu behalten.
Diversifikation als Schutz? Broadcoms breites Geschäftsmodell
Abgesehen von KI ist Broadcom in mehreren anderen Bereichen gut aufgestellt. Das Unternehmen entwickelt Chips für Netzwerke, Server-Speicher und industrielle Anwendungen, was es relativ widerstandsfähig gegenüber Schwankungen in einzelnen Marktsegmenten macht. In der jüngsten Berichtsperiode erzielte Broadcom 7,3 Mrd. US-Dollar Umsatz allein im Bereich der Halbleiterlösungen. Hinzu kommen 5,8 Mrd. US-Dollar aus der Infrastruktur-Software-Sparte, die primär durch die erfolgreiche Integration von VMware gestützt wird.
Diese Diversifikation ist einer der Gründe, warum Broadcom oft als robustes Unternehmen angesehen wird. Doch es gibt auch hier Hürden: Die Integration von VMware birgt nach wie vor Unsicherheiten, insbesondere da Broadcom das Lizenzmodell von VMware radikal verändert hat. Viele Kunden sind verärgert, einige sind bereits zur Konkurrenz gewechselt. Sollte Broadcom es nicht schaffen, diese Integration erfolgreich abzuschließen, könnte dies das langfristige Wachstum beeinträchtigen.
VMware: Chance oder Risiko?
Die Übernahme von VMware für 61 Mrd. US-Dollar war ein gewaltiger Schritt, um Broadcoms Präsenz im Softwarebereich auszubauen. Auf den ersten Blick scheint diese Akquisition ein großer Erfolg zu sein. Allein im dritten Quartal 2024 steuerte VMware 3,8 Mrd. US-Dollar zum Gesamtumsatz bei, ein Anstieg von 32 % gegenüber dem Vorquartal. Doch es gibt auch Anzeichen dafür, dass die Integration von VMware nicht reibungslos verläuft.
Hock Tan, CEO von Broadcom, betonte in der letzten Telefonkonferenz mit Analysten, dass die Umstellung von einem Lizenzmodell zu einem Abonnementmodell für VMware auf Schwierigkeiten gestoßen sei. Einige Kunden haben aufgrund von Preiserhöhungen von bis zu 600 % den Anbieter gewechselt. Insbesondere Microsoft und Nutanix profitieren von dieser Abwanderung. Merke: Die Integration von VMware könnte langfristig positive Effekte haben, aber kurzfristig birgt sie erhebliche Risiken, die sich negativ auf die Aktie auswirken könnten.
Ein genauer Blick auf Margen und Finanzkennzahlen
Auf den ersten Blick scheinen die Finanzkennzahlen von Broadcom beeindruckend zu sein. Die bereinigte EBITDA-Marge im dritten Quartal 2024 lag bei starken 62,9 %, was zeigt, wie effizient das Unternehmen arbeitet. Auch die Bruttogewinnmarge von 74,7 % unterstreicht die operative Stärke. Doch diese Zahlen dürfen nicht isoliert betrachtet werden. Ein hoher Margendruck und die Abhängigkeit von wenigen großen Kunden können das zukünftige Potenzial schmälern.
Ferner ist die Verschuldung von Broadcom ein wichtiger Punkt. Zwar hat das Unternehmen seine Schulden in den vergangenen Jahren deutlich reduziert – das Verhältnis von Schulden zu Eigenkapital sank von 174,4 % im Jahr 2020 auf 106,6 % im Jahr 2023 –, doch das Unternehmen bleibt weiterhin stark fremdfinanziert. Also: Auch wenn Broadcom mit hohen Margen glänzt, ist die finanzielle Struktur des Unternehmens nicht ohne Risiken.
Der faire Wert der Broadcom-Aktie
Wenn man sich die aktuellen Zahlen ansieht, liegt der faire Wert der Broadcom-Aktie nach meinen Berechnungen bei etwa 73 US-Dollar. Das bedeutet, dass die Aktie momentan deutlich überbewertet ist. Du solltest dich also nicht vom aktuellen Hype um KI und die beeindruckenden Wachstumszahlen blenden lassen. Eine so deutliche Überbewertung birgt das Risiko eines Kurssturzes, sobald der Markt diese Ungleichgewichte erkennt.
Dividende: Stabil, aber ist sie genug?
Für Dividendenjäger bietet Broadcom auf den ersten Blick ein attraktives Paket. Das Unternehmen zahlt seit 14 Jahren zuverlässig Dividenden und hat diese in jedem Jahr erhöht. Zuletzt lag die Dividende bei 2,11 US-Dollar pro Aktie, was einer Rendite von 1,54 % entspricht. Doch auch hier gibt es einen Haken: Diese Rendite liegt unter dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre, der bei 2,56 % steht. Was bedeutet das für dich? Die Dividende ist solide, aber in Kombination mit dem hohen Aktienkurs bietet sie derzeit keine herausragende Investmentchance.
Mein Fazit
Broadcom bleibt zweifellos ein starkes Unternehmen mit soliden Quartalszahlen, beeindruckendem KI-Wachstum und einer verlässlichen Dividendenhistorie. Doch wie der jüngste Kurseinbruch zeigt, sollte man die Euphorie rund um den KI-Hype nicht unkritisch hinnehmen. Mit einer klaren Überbewertung und einer aktuellen Dividendenrendite von 1,54 % ist die Aktie auf ihrem aktuellen Niveau kein Schnäppchen. Wenn du langfristig investieren willst, könnte sich Geduld auszahlen. Warte auf einen günstigeren Einstieg, um von Broadcoms Potenzial wirklich zu profitieren – ohne dich von überzogenen Marktpreisen täuschen zu lassen.
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Henning Lindhoff besitzt Aktien von Microsoft. Aktienwelt360 empfiehlt Aktien von Meta Platforms, Microsoft und Nutanix.