Die VW-Aktie: Echtes Schnäppchen oder aussichtsloser Fall?

Der elektrische Volkswagen ID.3 in Weiß vor dem VW-Werk
Foto: Volkswagen AG

Die VW-Aktie (WKN: 766403) ist ein Schatten ihrer selbst geworden. Seit über drei Jahren geht es mit dem Kurs des deutschen Autogiganten mehr oder weniger kontinuierlich bergab. Inzwischen ist die Aktie auf ein neues 10-Jahrestief bei deutlich unter 100 Euro gerutscht.

Mit einem aktuellen Kurs-Gewinn-Verhältnis von knapp über 3 ist die VW-Aktie auf den ersten Blick ein wahres Schnäppchen. Aber an der Börse lohnt sich immer ein zweiter Blick. Lasst uns herausfinden, ob die Bewertung von VW tatsächlich so niedrig oder vielmehr ein Zeichen der Aussichtslosigkeit des deutschen Autokonzerns ist.

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Eine alarmierende Situation

Die Worte, die VW-Konzernchef Oliver Blume vor wenigen Tagen in einem Interview in der Bild am Sonntag gebrauchte, klingen dramatisch. Blume sprach von einer alarmierenden wirtschaften Lage bei der Kernmarke VW.

Zur Illustrierung dieser Lage verwendete der Volkswagen-Boss ein einleuchtendes Bild: „Der Kuchen ist kleiner geworden und wir haben mehr Gäste am Tisch“, so Blume. Soll heißen: Der Autoabsatz in Europa geht zurück und der Wettbewerb ist größer geworden.

China als Vorbote

Was das für Volkswagen bedeutet, lässt sich bereits seit einigen Jahren in China ablesen. Das Reich der Mitte ist der für VW mit Abstand wichtigste Einzelmarkt. Jedes dritte Auto der Wolfsburger geht an einen chinesischen Kunden.

Doch die Entwicklung des Marktanteils von VW in China ist bereits seit einiger Zeit alarmierend. Er sank von 19,3 % im Jahr 2020 auf 14,5 % im vergangenen Jahr. Eine weitere Zahl ist noch erschreckender. Bei Elektroautos liegt der Marktanteil von Volkswagen in China bei lediglich 2,4%. Unter den zehn im vergangenen Jahr in China meistverkauften E-Autos stammte kein einziges aus dem Hause VW.

Der Hauptgrund für diese extrem negative Entwicklung ist schnell gefunden. VW hat sich zu lange auf den Lorbeeren seines Erfolges mit Verbrennungsmotoren ausgeruht und die Entwicklung bei E-Autos schlichtweg verschlafen. Inzwischen sind chinesische Autohersteller nicht nur in Sachen Qualität auf dem Niveau der Deutschen, sondern bauen in vielen Fällen die technologisch besseren Autos, die noch dazu den Geschmack chinesischer Käufer besser treffen.

Auch in Europa wird es ungemütlich

Die Marktentwicklung in China ist ein Vorbote dessen, was VW in den kommenden Jahren auf dem europäischen Heimatmarkt blühen könnte. Noch spielen chinesische Autohersteller in Europa mit einem Marktanteil von 6 % so gut wie keine Rolle. In Deutschland ist ihr Anteil noch geringer.

Doch das wird nicht so bleiben. Chinesische Hersteller drängen seit einigen Monaten aggressiv auf den europäischen Markt, denn sie haben einen guten Grund dazu. Die Margen in Europa sind wesentlich höher aus auf ihrem Heimatmarkt. Die Verkaufspreise liegen deutlich über jenen in China und machen den Export für chinesische Hersteller hochattraktiv.

Noch kommen die chinesischen Autos per Schiff in Europa an, aber die ersten Werke werden bereits in Betrieb genommen. Leapmotor steht knapp davor, seine Produktion im polnischen Werk seines Partners Stellantis zu starten. Chery Automobile will noch 2024 ein ehemaliges Nissan-Werk in Barcelona in Betrieb nehmen. Und der chinesische Branchenprimus BYD hat mit dem Bau seines ersten Werkes auf europäischem Boden in Ungarn begonnen.

Kein wirtschaftlich, sondern ein politisch geführter Konzern

Für VW dürfte es in Europa zunehmend ungemütlich werden, denn der Konzern hat ein Kostenproblem. Die Produktion in den deutschen und europäischen Werken, vor allem von Elektroautos, ist zu schlecht ausgelastet und folglich zu kostspielig.

Volkswagen wird deshalb nicht drumherum kommen, ein oder zwei Werke zu schließen. Mit Produktionsverlagerungen und weniger Schichten wird es diesmal nicht getan sein.

Die Gewerkschaft hat bereits massiven Widerstand gegen einen potenziellen Stellenabbau angekündigt. Und hier kommt das Hauptproblem von Volkswagen zum Tragen: VW ist seit jeher kein betriebswirtschaftlich, sondern ein politisch geführter Autohersteller.

Das Land Niedersachsen hat gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern die Mehrheit im Aufsichtsrat des Konzerns. Das führte bislang immer dazu, dass die Interessen der Arbeitnehmer, sprich Standort- und Beschäftigungssicherung, höher gewichtet wurden als die Gewinninteressen der Eigentümer.

Eine besorgniserregende Absatzentwicklung

Ich glaube, dass sich VW diesen „Luxus“ nicht mehr leisten kann. Die Zahlen des Autoriesen sind besorgniserregend. Im ersten Halbjahr 2024 sank der Fahrzeugabsatz von 4,37 Millionen im Vorjahr auf 4,35 Millionen. Nicht einmal bei Elektroautos konnte Volkswagen seinen Absatz steigern. Mit rund 317.000 E-Autos verkaufte der Autokonzern in den ersten beiden Quartalen ca. 4.000 Stück weniger als im Vorjahr.

Noch alarmierender ist die Gewinnsituation. Die Marge der Kernmarke VW lag in den ersten sechs Monaten nur noch bei 2,3 Prozent. Das ist im internationalen Wettbewerb der Autobauer ein viel zu geringes Profitabilitätsniveau.

Ich gehe davon aus, dass alles auf einen großen Arbeitskampf bei Volkswagen hinauslaufen wird. Das Management kann es sich schlichtweg nicht mehr leisten, so weiterzumachen wie bisher und die Gewerkschaft wird ihre gesamte Macht nutzen, die Sparpläne der Konzernführung zu torpedieren. VWs Wettbewerber, allen voran die chinesischen, werden sich ins Fäustchen lachen.

Noch hat VW Zeit

Vor diesem Hintergrund ist die VW-Aktie alles andere als ein Schnäppchen. An der Börse bekommt man nun mal das, wofür man bezahlt und niedrige Bewertungen haben eben auch immer ihren Grund.

Andererseits würde ich VW aber auch nicht als aussichtslosen Fall bezeichnen. Die Wolfsburger haben (noch) die Zeit und die Ressourcen, das Ruder herumzureißen. Aber sie müssen schneller und wirtschaftlicher agieren als in der Vergangenheit.

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Peter besitzt keine VW-Aktien. Aktienwelt360 empfiehlt keine der erwähnten Aktien.



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