Krise bei VW, BMW und Mercedes – was ist bloß los mit deutschen Autoaktien?

Eine freie, sechsspurige Autobahn
Foto: Markus Spiske via Pexels

Volkswagen (WKN: 766400) -19%, BMW (WKN: 519000) -32% und Mercedes-Benz (WKN: 710000) -22%. Das ist die desaströse Kursperformance der drei großen deutschen Autohersteller in den letzten sechs Monaten. Für einige Anleger mag es ein schwacher Trost sein, dass auch die Aktien anderer großer Autokonzerne wie Toyota, Stellantis und Ford in jüngster Vergangenheit eine miserable Performance gezeigt haben.

Aber der Anspruch eines erfolgreichen Investors darf das natürlich nicht sein. Deshalb stelle ich in diesem Beitrag die beiden entscheidenden Fragen: Warum geht es der deutschen Autoindustrie so schlecht? Und wird es in Zukunft wieder besser?

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Schlechte Nachrichten am laufenden Band

Selten war die Nachrichtenlage bei den deutschen Autobauern so schlecht wie dieser Tage. Volkswagen kündigte aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage die Beschäftigungsgarantie für seine Belegschaft und denkt öffentlich über Werkschließungen nach. BWM hat ein Rückrufdesaster aufgrund defekter Bremsanlagen in rund 1,5 Millionen Fahrzeugen zu verkraften. Und Mercedes kämpft seit Monaten mit einem schleppenden Absatz bei E-Autos.

Da stellt sich natürlich die Frage, was bloß aus der deutschen Autoindustrie geworden ist. Lass uns gemeinsam auf die wichtigsten Ursachen der Krise der heimischen Autohersteller blicken.

Der Gesamtabsatz schwächelt

Da ist zuallererst natürlich der schwache Absatz auf dem deutschen Heimatmarkt. 2024 werden in Deutschland voraussichtlich nur 2,8 Millionen Neufahrzeuge verkauft. Das ist rund ein Viertel weniger als im Vor-Corona-Krisenjahr 2019.

Aber auch Gesamteuropa und die Vereinigten Staaten stecken in einer veritablen Absatzkrise. In Europa und den USA werden in diesem Jahr wahrscheinlich rund 3,7 Millionen Fahrzeuge weniger verkauft als vor fünf Jahren.

Ganz anders die Lage auf den wichtigsten asiatischen Märkten. China und Indien verzeichnen ein Absatzplus von vier Millionen Autos. Doch vor allem in China bleibt das Marktwachstum deutlich hinter den Erwartungen zurück.

E-Autos kommen nicht in die Gänge

Mit Mercedes-Benz und Volkswagen haben sich zwei der drei großen deutschen Autohersteller bedingungslos auf den batterieelektrischen Antrieb als Antriebsform der Zukunft festgelegt. Lediglich BMW fährt weiterhin technologieoffen und wird in einigen Jahren auch Wasserstoffautos in Serie bauen.

Doch mangels politischer Förderung und einer immer noch geringen Akzeptanz in der Bevölkerung kommen Elektroautos in Deutschland immer noch kaum in die Gänge. Im vergangenen Jahr lag ihr Marktanteil bei mageren 14,6% der Neuzulassungen hierzulande, weit abgeschlagen hinter Verbrennern (48,9%) und Hybriden (33,5%).

Zum Vergleich: In China war 2023 bereits jedes vierte Fahrzeug ein Elektroauto. Doch auf dem chinesischen Markt spielen die deutschen Hersteller bei E-Autos überhaupt keine Rolle. Mit Marktanteilen von 2,4% (VW), 0,8% (BMW) und 0,3% (Mercedes) liegen die drei großen deutschen Hersteller im Zukunftsmarkt der E-Autos weit abgeschlagen hinter chinesischen und anderen ausländischen Herstellern. Noch schlimmer: Unter den zehn im vergangenen Jahr meistverkauften Elektroautos war kein einziges deutsches Modell.

Zweigleisiges Fahren

Zu Recht wirst du dich nun fragen, woran diese Schwäche der Deutschen bei E-Autos liegt. Die wichtigste Erklärung lautet, dass sich VW, BMW und Mercedes-Benz viel zu lange auf den Lorbeeren ihrer technologisch führenden Verbrennungsmotoren ausgeruht haben. Über Jahrzehnte hinweg haben sie mit Benzinern und Dieselautos gutes Geld verdient.

Das erklärt, warum alle drei deutschen Autobauer relativ spät in die Entwicklung und Vermarktung von E-Autos einstiegen. In China haben sich viele Autobauer hingegen von Beginn an der neuen Antriebstechnologie verschrieben. Politisch gefördert sind in den letzten Jahren Dutzende neue Hersteller entstanden, die nicht wie ihre deutschen Wettbewerber zweigleisig fahren müssen.

Die gleichzeitige Konzentration auf Verbrennungs- und Elektromotoren kostet die Deutschen jede Menge Ressourcen, aber sie stecken in einer Zwickmühle: Mit den (zukunftslosen) Verbrennern verdienen sie nach wie vor das Geld, das sie für den Einstieg in die Elektromobilität benötigen. Mit den (zukunftsreichen) E-Autos verdienen sie kaum oder gar kein Geld, müssen aber trotzdem Investitionen in Milliardenhöhe tätigen, um den Anschluss an den Wettbewerb nicht zu verlieren.

Standortnachteil Deutschland

„Die Klage ist der Gruß des Kaufmanns“ – dieses Sprichwort wird oftmals missbraucht, in Bezug auf die deutsche Automobilindustrie hat es jedoch einen wahren Kern. Der Standort Deutschland verliert für die Produktion von Autos zunehmend an Attraktivität.

Die Energiepreise sind im internationalen Vergleich hoch. Gleiches gilt für Steuern und Abgaben. Personal ist teuer und Fachkräfte sind zunehmend schwer zu finden. Hinzu kommt noch ein großer bürokratischer Aufwand.

In Summe bedeutet das, dass sich der Standort Deutschland vor allem für die Produktion von Klein- und Mittelklassewagen mit niedrigen Margen kaum mehr eignet. Das ist vor allem für VW ein großes Problem. BMW und Mercedes-Benz fokussieren sich vor diesem Hintergrund zunehmend auf ihre Premiummodelle mit hohen Margen.

Die Chinesen kommen nach Europa

Über viele Jahre haben die deutschen Hersteller große Erfolge auf dem chinesischen Markt gefeiert. Inzwischen verkaufen BMW, Mercedes und VW jedes dritte Fahrzeug im Reich der Mitte.

Doch die Abhängigkeit vom weltgrößten Automarkt wird zunehmend zur Belastung, denn chinesische Autohersteller haben in den letzten Jahren mächtig gegenüber den deutschen aufgeholt. In puncto Qualität sind viele chinesische Marken inzwischen gleichwertig und in Sachen Technologie haben sie die deutschen in vielerlei Hinsicht bereits überholt.

Bislang konnten sich die deutschen Autobauer darüber freuen, dass sie auf ihrem Heimatmarkt keine Konkurrenz aus China hatten. Doch diese Zeiten sind endgültig vorbei. Alle größeren chinesischen Hersteller drängen seit Monaten mit Macht auf den europäischen Automarkt. Noch 2024 werden sie die ersten Werke auf europäischem Boden in Betrieb nehmen.

Für die deutschen Hersteller ist der Angriff auf ihrem Heimatmarkt deshalb so gefährlich, weil ihre chinesischen Wettbewerber einige gewichtige Vorteile genießen, allen voran niedrigere Produktionskosten. Selbst unter Berücksichtigung der Transportkosten von China nach Europa können chinesische Hersteller ihre Autos hierzulande deutlich günstiger anbieten als europäische Autobauer. Vor allem VW wird in den kommenden Jahren den Preisdruck aus China zu spüren bekommen.

Wie sieht die Zukunft der 3 aus?

Nachdem du diese Zeilen gelesen hast, magst du den Eindruck gewonnen haben, dass für die deutschen Hersteller Hopfen und Malz verloren sind. So dramatisch ist die Lage trotz der schlechten Stimmung noch nicht.

Was die Perspektiven von VW, BWM und Mercedes anbelangt, würde ich die drei großen deutschen Hersteller in zwei Gruppen teilen: auf der einen Seite den Klein- und Mittelklassehersteller VW und auf der anderen Seite die Premiumhersteller BMW und Mercedes.

Für Volkswagen werden die nächsten Jahre meiner Meinung nach sehr schwierig. Die Wolfsburger haben gegenüber ihren chinesischen Wettbewerbern keine Vorteile mehr (auch nicht bei der Marke) und sind bei den Kosten massiv im Nachteil. Bei VW stehen deshalb sehr harte Einschnitte bei der Belegschaft bevor, was zu einer Zerreißprobe mit den Gewerkschaften und der niedersächsischen Politik führen wird. Keine guten Vorzeichen.

Für BMW und Mercedes prognostiziere ich hingegen eine deutlich bessere Zukunft. Als Premiumhersteller mit immer noch sehr gefragten Markennamen werden sie sich dem Wettbewerb deutlich besser entziehen können als VW. Zwar bauen auch chinesische und amerikanische Hersteller Premiumfahrzeuge, aber der Preisdruck ist in diesem Marktsegment erheblich geringer als bei Klein- und Mittelklassefahrzeugen.

Mein Fazit lautet somit: Von der VW-Aktie würde ich bis auf Weiteres die Finger lassen. Die Aktien von BMW und Mercedes sind hingegen für Anleger mit Weitblick einen Kauf wert.

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Peter besitzt keine Aktien von BMW, Mercedes-Benz oder Volkswagen. Aktienwelt360 empfiehlt keine der erwähnten Aktien.



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