2.000 % Plus in 15 Jahren: Ist die MBB-Aktie die deutsche Berkshire Hathaway?

Die deutsche Beteiligungsgesellschaft MBB (WKN: A0ETBQ) hat im ersten Halbjahr 2025 den Umsatz um 16,8 % auf 545,50 Mio. Euro erhöht und das bereinigte EBITDA um 36,8 % auf 76,40 Mio. Euro gesteigert. Die EBITDA-Marge verbesserte sich von 12 auf 14,1 % und markiert damit für ein erstes Halbjahr einen Höchstwert. Im zweiten Quartal lag die Marge sogar bei 16,4 %, getragen von einer überdurchschnittlichen Ergebnisdynamik in den stärksten Segmenten. Diese gute operative Performance ist kein Einzelfall: Seit August 2010 hat die MBB-Aktie um über 2.ooo % zugelegt.
Der stärkste Performance-Beitrag kam aus dem Segment Service & Infrastructure, das die Energiewende-Assets bündelt. Die Umsätze kletterten dort um 49 % auf 361,60 Mio. Euro, während das EBITDA um 95,4 % auf 62,40 Mio. Euro zulegte. Diese Spannweite zeigt, dass MBB nicht nur wächst, sondern wachsend effizienter wird und Skaleneffekte hebt. Das Herzstück ist die Beteiligung Friedrich Vorwerk, die sich im laufenden Jahr erneut als Gewinnmaschine erweist.
Die MBB-Beteiligung Friedrich Vorwerk läuft gut
Friedrich Vorwerk steigerte den Umsatz im Halbjahr um 56,1 % auf 303,10 Mio. Euro und erreichte eine EBITDA-Marge von 18 %. Im zweiten Quartal allein wuchs der Umsatz auf 170 Mio. Euro, bei einer Quartalsmarge von mehr als 21 % – ein starker Indikator für Projektdurchlauf und Ressourcensteuerung. Wesentliche Treiber sind Großprojekte der Energieinfrastruktur wie A-Nord, BalWin und SuedLink, die nicht nur volumenstark, sondern technisch anspruchsvoll sind. Der Auftragsbestand von 1,10 Mrd. Euro per Ende Juni sichert hohe Auslastung und Planungssicherheit für die nächsten Quartale.
Energieinfrastruktur ist strukturell getrieben und politisch gewollt. Die in Aussicht stehenden staatlichen Investitionsbudgets in dreistelliger Milliardenhöhe wirken als Nachfrageanker in Strom-, Gas- und Wasserstoffnetzen. Für Vorwerk bedeutet das nicht nur „mehr vom Gleichen“, sondern auch Chancen in Bereichen wie HDD-Bohrungen, Verdichterstationen und Netzanschlüssen von LNG-Infrastruktur. Für uns zählt, dass ein hoher Auftragsbestand auf strukturelle Nachfrage trifft – diese Kombination reduziert Zyklusrisiken.
MBB-Aktie: Auch ein Cybersecurity-Investment!
Neben Energie ist IT-Sicherheit der zweite strukturelle Wachstumsmotor im Portfolio. DTS erhöhte den Umsatz im Halbjahr um 20,6 % auf 58,60 Mio. Euro und erzielte eine EBITDA-Marge von 13,5 %. Wesentlich ist ein neu gewonnener Fünfjahresvertrag im unteren bis mittleren zweistelligen Millionenbereich mit einem öffentlichen Auftraggeber. Dieses Projekt ist nicht im zweiten Quartal enthalten, liefert aber ab Start mehrjährige, planbare Erlöse und stärkt die Referenzlage für weitere Großprojekte.
DTS arbeitet konsequent daran, den Anteil eigener Software und Services zu erhöhen, weil diese Komponenten höhere Bruttomargen ermöglichen. Mit der Komplettübernahme der bislang gehaltenen Minderheitsanteile an einem Software-Hub ist die Steuerungstiefe gewachsen und die Produktroadmap klarer. Das Management sieht, laut eigener Aussage in der letzten Analystenkonferenz, die EBITDA-Marge nicht nur als nachhaltig an, sondern mittelfristig auch als steigerbar – abhängig davon, wie schnell sich eigene Softwaremodule im Kundenstamm skalieren lassen.
Gegenwind im Auto-Exposure
Aumann verzeichnete im Halbjahr einen Umsatz von 108,30 Mio. Euro, was im Quartalsvergleich einem Rückgang von 38 % entspricht, hielt aber die bereinigte EBITDA-Marge bei rund 10 %. Der Auftragseingang lag im ersten Halbjahr bei 40 Mio. Euro, also gedämpft, was die Vorsicht der OEM-Kunden widerspiegelt. Dass Aumann trotz Umsatzrückgang die Marge verteidigt, spricht für Projekt- und Kostenmanagement – in einem Umfeld, in dem Investitionsentscheidungen der Kunden teils verschoben werden.
Mit „Next Automation“ wächst Aumann über die Automobilindustrie hinaus und meldet im ersten Halbjahr ein Auftragseingangsplus von 20 %. Zielmärkte sind industrielle Automatisierung, Luftfahrt und Life Sciences, also Segmente mit eigenständigen Zyklen. Eine Netto-Kassenposition von 105 Mio. Euro verschafft Freiheit, organisch zu investieren und selektiv zuzukaufen.
Delignit ist stärker von leichten Nutzfahrzeugen (LCV) abhängig. Der Quartalsumsatz lag bei 16 Mio. Euro, -11 % gegenüber dem Vorjahr, wobei die Kostenbasis aktiv angepasst wird. Für 2025 plant das Management mit 68 Mio. Euro Umsatz und einer EBITDA-Marge von 6 bis 7 %. Spannend sind die Anläufe außerhalb Automotive, etwa im Schienenfahrzeugbereich.
MBB-Aktie: Die Nettoliquidität als strategischer Joker
Konzernweit steht per Halbjahr eine Nettoliquidität von 457,40 Mio. Euro, davon 292 Mio. Euro auf Ebene der Holding. Diese Zahlen gelten nach Investitionen, Working-Capital-Aufbau und laufenden Aktienrückkäufen im Halbjahr und sind damit belastbar. Working Capital ist das im operativen Geschäft gebundene Umlaufvermögen abzüglich kurzfristiger Verbindlichkeiten; saisonale Anstiege sind bei projektlastigen Unternehmen normal. Entscheidend ist, dass MBB trotz dieser Bindungen weiterhin hohe Firepower für Zukäufe und neue Plattformen besitzt, ohne Beteiligungen verkaufen zu müssen.
Für das Gesamtjahr avisiert das Management 1 bis 1,1 Mrd. Euro Umsatz und eine EBITDA-Marge von 11 bis 14 % und erwartet, jeweils das obere Ende zu erreichen. Diese Einschätzung deckt sich mit dem Momentum in Service & Infrastructure und dem anlaufenden Großauftrag bei DTS. Gleichzeitig wirken die Gegenwinde in Automotive und Konsum, werden aber durch die überproportionale Profitabilität der Wachstumseinheiten überdeckt.
Im Analysten-Call war klar zu erkennen, dass MBB Übernahmen sowohl als Add-on in den Töchtern als auch als eigenständige Plattformen verfolgt. Das entscheidende Detail: Die Liquidität erlaubt Transaktionen ohne Verkäufe aus dem Bestand, also ohne Druck, werthaltige Positionen zu liquidieren. Gleichzeitig nutzt MBB Kapitalmarktinstrumente, etwa wenn Beteiligungen über Börsenpräsenz eigenständig wachsen und sich finanzieren.
Wachstum um jeden Preis ist nicht das Ziel, sondern Rendite auf eingesetztes Kapital. MBB investiert dort, wo operative Vorteile bestehen, und lässt Beteiligungen über den Kapitalmarkt weiterwachsen, wenn es sinnvoll ist. Der Punkt, der uns gefällt: Liquidität wird als optionaler Verstärker genutzt, nicht als Pflichtübung zur Größenmaximierung.
Unser Fazit
MBB hat eindrucksvoll gezeigt, dass das Geschäftsmodell auch in einem schwierigen Umfeld trägt. Mit Friedrich Vorwerk und DTS besitzt die Gruppe zwei starke Wachstumstreiber, die von Megatrends wie Energiewende und IT-Sicherheit profitieren – Auftragsbestände in Milliardenhöhe und ein Großvertrag im öffentlichen Sektor sprechen eine klare Sprache.
Gleichzeitig sichert die hohe Nettoliquidität enorme Handlungsspielräume, um schwächere Segmente wie Automotive oder Consumer Goods abzufedern und gezielt Zukäufe zu tätigen. MBB bleibt damit eine solide Beteiligungsgesellschaft mit langfristigem Wachstumspotenzial, weshalb wir unsere Empfehlung zur MBB-Aktie gerne beibehalten.
Die größte Chance: Mit über 560.000 mittelständischen Unternehmen, die bis 2026 Nachfolgelösungen suchen, profitiert MBB als spezialisierter Investor besonders. Das Unternehmen hat mit Friedrich Vorwerk gezeigt, wie erfolgreiche Übernahmen im Rahmen von Nachfolgeregelungen gelingen können. Fest steht: Hinter Berkshire Hathaway mit Warren Buffett gibt es auch in Europa gleich mehrere interessante Beteiligungsgesellschaften mit guten Track Records.
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