Deutsche Post-Aktie im Höhenflug: Die Luft wird dünn!

Keine Frage, das Geschäft brummt und davon profitiert die Deutsche Post-Aktie (WKN: 555200). Aber muss man es gleich so übertreiben? Der Kurs liegt mittlerweile rund doppelt so hoch wie in den Monaten vor der Pandemie, nachdem die Post auf eindrucksvolle Weise gezeigt hat, dass Logistik gerade in einer solchen Krise das Rückgrat der globalen Wirtschaft darstellt.
Entsprechend zählt die Aktie der Deutschen Post zu den großen Gewinnern der letzten Quartale. Auf diesem Erfolg will sie nun aufbauen. Dafür muss sie allerdings drei Herausforderungen meistern. Und das wird kein Selbstläufer.
Der E-Commerce-Boom wird nicht ewig halten
Solange die Pandemie noch wütet, bevorzugen viele Konsumenten die Lieferung vor die Haustür, anstatt in einem Ladengeschäft eine Infektion zu riskieren. Doch spätestens wenn alle, die es wollen, auch noch eine Booster-Impfung bekommen haben und COVID-19 in den Hintergrund tritt, werden sich viele wieder häufiger in die Filialen der Einzelhändler stürzen wollen. Die Frage ist daher, wie stark das Wachstum des E-Commerce ausgebremst wird.
Der „E-Commerce Trends Report“ von Unicommerce und Kearney stellte für das letzte Weihnachtsquartal ein Wachstum von 36 % fest im Vorjahresvergleich. Die Rate lag ein Jahr zuvor lediglich bei 26 %, was den Sondereffekt deutlich macht. Eine Verschnaufpause erscheint daher realistisch.
Zwar war auf Fortune vor einigen Wochen von einer Umfrage zu lesen, die laut Überschrift nahelegt, dass es ungebremst weitergehe. Doch bei genauerem Hinsehen scheint das Resultat eher zu sein, dass es lediglich keinen Einbruch geben wird, weil viele der eingeübten Verhaltensweisen sich verfestigen.
Für die Deutsche Post ist dabei auch ein Faktor, dass nicht nur Onlinehändler, sondern auch die Einzelhandelsketten digital aufgerüstet haben. Filialen werden zunehmend zu lokalen Auslieferungszentren. Online bestellen und an der Ladentür abholen, das klappt immer nahtloser. Einen Postmann für den letzten Kilometer braucht es dann nicht mehr.
Tendenzen zur Lokalisierung stellen für die Deutsche Post eine Herausforderung dar
Für die transkontinentalen Frachttransporte hingegen braucht es starke Partner wie die Deutsche Post DHL Group unbedingt. Und das Management der Post setzt weiterhin auf den Trend zur Globalisierung. Doch hält dieser Trend? Die Rufe nach mehr Lokalisierung werden schließlich vielerorts lauter. Gesperrte Seewege, Konflikte, Zölle, hohe Transportkosten und der immer wichtigere ökologische Fußabdruck führen zu Sorgenfalten bei den Entscheidern.
Gleichzeitig bietet wegweisende Technologie vermehrt die Chance, Fertigungsstandorte zu wettbewerbsfähigen Betriebskosten in Hochlohnländern anzusiedeln. Dazu gehört das komplette Spektrum von Industrie 4.0, also beispielsweise die Stichworte Vernetzung, Automatisierung, Digitalisierung, künstliche Intelligenz und Robotik.
Und der 3D-Druck erlaubt zudem den Aufbau dezentraler Fertigungsstrukturen. Zukünftig könnten überall auf der Welt hochflexible Fertigungszentren stehen, die Komponenten aller Art schnell und kostengünstig herstellen können. Insgesamt droht daher, dass der Lokalisierungstrend dem Globalisierungstrend die Butter vom Brot nimmt.
Technologiekonzerne investieren in eigene Kapazitäten
Zu guter Letzt ist auch absehbar, dass der Wettbewerb für die Deutsche Post intensiver wird. Neben den traditionellen Logistik- und Paketdienstrivalen, werden zukünftig Konkurrenten aus mehreren Richtungen an Bedeutung zunehmen. Die fortschrittlicheren unter den Einzelhandelsketten haben wir oben bereits genannt. Hinzu kommen die großen E-Commerce-Plattformen. Mehrere davon investieren massiv in eigene Logistikkapazitäten, um sich von Dienstleistern unabhängiger zu machen und die Servicequalität selbst bestimmen zu können.
Und dann sind da noch die Lieferdienste aus der Pizza-Ecke, die immer mehr in das Terrain der Logistiker eindringen. Quick Commerce, wie es bei Delivery Hero (WKN: A2E4K4) genannt wird, eignet sich zwar nicht für jedes Produkt, aber das Spektrum dürfte zukünftig kontinuierlich wachsen.
Was das für die Deutsche Post bedeutet
Ich möchte nicht behaupten, dass der Post schon bald das Wasser abgegraben wird. Dafür ist sie zu stark aufgestellt. Sie hat auch Möglichkeiten, darauf zu reagieren, indem sie ihr Know-how für die Lokalisierung anbietet, Kooperationen mit 3D-Druckzentren eingeht oder das Quick-Commerce-Modell für sich adaptiert.
Dennoch denke ich, dass die Post in den kommenden Jahren mit Gegenwind rechnen muss. Hohe Investitionen werden erforderlich sein, um sich zu behaupten. Entsprechend dürfte auch die Deutsche Post-Aktie eine Verschnaufpause einlegen.
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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.