Kursdebakel Adyen-Aktie: Ein Mahnmal für sich wandelnde Wachstumsperspektiven

Die Finanzwelt verläuft selten in geraden Linien, wie das jüngste Kursdebakel von Adyen (WKN: A2JNF4) zeigt. Es ist auch ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie schnell sich die besten Wachstumsaussichten und Marktmeinungen ändern können.
Brutaler Kurssturz der Adyen-Aktie
Die Aktien des niederländischen Zahlungsabwicklers verloren am Donnerstag (17.8.23) mehr als 40 % an Wert, nachdem die Halbjahresergebnisse, die Schätzungen der Analysten als auch die ehrgeizigen Ziele des Unternehmens verfehlt hatten.
Der Umsatz stieg zwar um 21 % auf 739 Mio. Euro, blieb jedoch hinter den mittelfristigen Prognosen von Adyen für ein Wachstum von über 25 % zurück. Auch zeigt sich, dass Adyen mehr und mehr mit einem zunehmenden Wettbewerb in den Vereinigten Staaten klarkommen muss, wo Konkurrenten wie Stripe, Fiserv (WKN: 881793), Block (WKN: A143D6) oder PayPal (WKN: A14R7U) den Fintech-Markt aufmischen. Früher war Adyen hier der Jäger und löste beispielsweise PayPal als Zahlungsabwickler auf der Handelsplattform Ebay ab.
Profitabilität schwächt sich ab
Einen größeren Rückschlag gab es hingegen auf der Ertragsseite. Die EBITDA-Marge von Adyen sank von 59 % auf 43 %, hauptsächlich aufgrund höherer Personalkosten im Zusammenhang mit dem Ausbau des Personals. Eine ähnliche Marge hatte bereits im Februar zu einem Ausverkauf der Adyen-Aktien geführt, als das Unternehmen seine Jahresergebnisse veröffentlichte. Die Sensibilität der Investoren gegenüber den Adyen-Erträgen ist hoch.
Adyen zeichnete sich früh durch ein profitables Wachstum aus, was es gegenüber dem Wettbewerb abhob. Nun zeigt sich, dass die hohe Profitabilität der Vergangenheit möglicherweise ein Trugschluss sein könnte.
Schneller Aufstieg der Adyen-Aktie. Kommt nun der große Fall?
Adyen stieg in den letzten Jahren zu einem der führenden Akteure im Bereich der Zahlungsabwicklung auf. Die Technologie des Unternehmens ermöglicht es Händlern, Transaktionen reibungslos über verschiedene Kanäle hinweg abzuwickeln und somit die Kundenerfahrung und Geschäftsperspektiven zu verbessern. Stark wachsende Start-ups wie Zalando (WKN: ZAL111), Spotify (WKN: A2JEGN) oder HelloFresh (WKN: A16140) setzen früh auf die Dienste der Niederländer und befeuerten so das Wachstum.
Die Markterwartungen und das Vertrauen der Investoren in die innovativen Lösungen von Adyen führten schließlich zu einem rasanten Kursanstieg und einer exorbitanten Bewertung.
Insbesondere letztere in Kombination mit dem schwachen Wachstum und der niedrigeren Marge dürfte ein wesentlicher Treiber für den jüngsten Kurseinbruch gewesen sein.
Das Kursdebakel von Adyen erinnert daran, dass der Finanzmarkt volatil ist und sich Wachstumsaussichten sehr schnell ändern können. Die Euphorie wurde durch skeptische Analysten und eine Verschiebung der globalen Handelsdynamik gedämpft.
Jeder Stern am Aktienhimmel verglüht irgendwann
Das Beispiel von Adyen sollte Anlegern einmal mehr als Lektion dafür dienen, dass es in der Finanzwelt keine Garantien gibt. Unternehmen, die in einem dynamischen Umfeld agieren, müssen ständig flexibel sein und sich an veränderte Gegebenheiten anpassen können.
Eine hohe Bewertung kann dabei zu einer schweren Belastung werden, wenn das Unternehmen nicht in der Lage ist, die Erwartungen der Investoren zu erfüllen. Aber: Hohe Erwartungen sind immer schwer zu erfüllen. Genau das ist im Fall von Adyen passiert.
Lange Zeit wurde der Aktienkurs von Adyen von Gier genährt. Bewertungsmultiplikatoren oberhalb von 50 waren das Standardmaß für das innovative Unternehmen. aus ökonomischer Perspektive sind sie langfristig jedoch untragbar.
Die Hoffnungen der Investoren beruhten auf starkem Wachstum. Dieses wurde auch lange Zeit geliefert. Aber kein Unternehmen wächst ewig mit hohen Raten. Irgendwann holt die Realität ein.
Letztlich unterstreicht das Schicksal von Adyen die Tatsache, dass der Weg zum nachhaltigen Wachstum von Unsicherheiten geprägt ist. Investoren sollten immer vorsichtig sein, sich nicht ausschließlich von scheinbar glänzenden Wachstumsaussichten blenden zu lassen.
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Frank Seehawer besitzt Aktien von PayPal. Aktienwelt360 empfiehlt Aktien von Adyen, Block, PayPal, Spotify und Zalando.

