BioNTech war einmal ein Börsenstar: Jetzt droht der Absturz – bist du vorbereitet?
BioNTech (WKN: A2PSR2) hat im zweiten Quartal 2024 einen Verlust von satten 807 Mio. Euro erwirtschaftet – eine ernüchternde Entwicklung für Anleger, die nach den starken Jahren während der COVID-19-Pandemie auf den Erfolg des Mainzer Unternehmens gesetzt hatten. Doch die Realität sieht nun anders aus: Während das Unternehmen massiv in neue Medikamente gegen Krebs und Infektionskrankheiten investiert, bleibt der große Durchbruch bislang aus. Solltest du jetzt noch in die BioNTech-Aktie investieren? Die folgenden Zahlen und Entwicklungen zeigen, warum Vorsicht geboten ist.
Die goldenen Jahre: BioNTech während der Pandemie
Um die heutige Situation von BioNTech besser zu verstehen, lohnt es sich, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Im Jahr 2020 katapultierte sich BioNTech in den globalen Fokus, als es gemeinsam mit Pfizer den ersten Covid-19-Impfstoff auf den Markt brachte. Dieser Impfstoff, bekannt unter dem Markennamen Comirnaty, nutzte die damals revolutionäre mRNA-Technologie und erwies sich als Gamechanger im Kampf gegen die Pandemie.
Im Jahr 2021 konnte BioNTech unglaubliche 21,6 Mrd. US-Dollar Umsatz generieren. 2022 waren es immerhin noch 18,5 Mrd. US-Dollar, obwohl sich der Höhepunkt der Pandemie dem Ende näherte. Die Aktie erreichte im August 2021 ein Allzeithoch von 397,50 Euro – eine beispiellose Erfolgsgeschichte, die viele Privatanleger anzog. Doch die Euphorie währte nicht lange.
Einbruch bei den Covid-19-Impfungen
Der größte Umsatztreiber von BioNTech war – und ist – der Covid-19-Impfstoff Comirnaty. Doch mit dem Abklingen der Pandemie sank auch die Nachfrage nach Impfungen dramatisch. BioNTech selbst gab zu, dass die Umsätze zunehmend saisonal werden. Das bedeutet, dass in Zukunft nur noch während der Grippesaison vermehrt Impfungen verabreicht werden, während außerhalb dieser Saison die Nachfrage nahezu zum Erliegen kommt.
Das spiegelt sich auch in den aktuellen Zahlen wider: Im ersten Halbjahr 2024 erzielte BioNTech nur noch 345 Mio. US-Dollar Umsatz – ein dramatischer Rückgang im Vergleich zu 1,57 Mrd. US-Dollar im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Besonders deutlich wird der Einbruch, wenn man den Umsatzrückgang von fast 78 % im letzten 12-Monats-Zeitraum (LTM) betrachtet: Von 18,98 Mrd. Euro im Jahr 2021 fiel der Umsatz auf gerade einmal 2,69 Mrd. Euro im LTM 2024.
Für dich als Anleger bedeutet das: Die Zeiten, in denen BioNTech mit Impfstoffen Milliardengewinne eingefahren hat, sind vorbei. Der Covid-19-Markt schrumpft, und das Unternehmen muss sich neu erfinden, um langfristig profitabel zu bleiben.
Hohe Verluste trotz solider Barreserven
Doch die sinkenden Umsätze sind nicht das einzige Problem. BioNTech kämpft auch mit steigenden Kosten. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) explodieren förmlich. Während das Unternehmen 2019 noch 226,5 Mio. Euro in F&E investierte, stiegen die Ausgaben bis 2023 auf 1,78 Mrd. Euro. Im letzten 12-Monats-Zeitraum kletterten sie sogar auf 2,17 Mrd. Euro – ein Plus von über 800 % innerhalb von vier Jahren.
Allein im zweiten Quartal 2024 investierte BioNTech 584 Mio. Euro in nicht-COVID-bezogene Forschungsprojekte – 90 % der gesamten F&E-Ausgaben. Dies zeigt, dass das Unternehmen stark auf seine Pipeline außerhalb des Covid-Geschäfts setzt. Allerdings belasten diese enormen Ausgaben kurzfristig die Finanzen des Unternehmens erheblich. Das Betriebsergebnis sank von 14,71 Mrd. Euro im Jahr 2021 auf 969,6 Mio. Euro im Jahr 2023 und liegt für die letzten 12 Monate im negativen Bereich bei -784,6 Mio. Euro.
Trotz dieser Verluste verfügt BioNTech über eine solide Barreserve von 20 Mrd. US-Dollar. Diese bietet dem Unternehmen zwar eine gewisse Sicherheit, doch der aktuelle Cash-Burn liegt bei etwa 1,2 Mrd. Euro pro Quartal. Das bedeutet, dass BioNTech noch einige Zeit durchhalten kann, ohne neues Kapital aufnehmen zu müssen. Doch es bleibt die Frage, wie lange das Unternehmen Verluste schreiben kann, bevor es profitabel wird.
Die Zukunft von BioNTech: Krebsforschung als Hoffnungsträger?
Angesichts der schrumpfenden Einnahmen aus dem Covid-Geschäft setzt BioNTech große Hoffnungen auf seine Pipeline in der Krebsforschung. Das Unternehmen hat in den vergangenen Jahren intensiv in die Entwicklung von mRNA-basierten Krebsmedikamenten investiert und plant, bis 2026 die erste Zulassung für ein solches Medikament zu erhalten. Ein zentraler Bestandteil dieser Strategie ist BNT111, ein Medikament gegen Melanome, das in Kombination mit Libtayo von Regeneron getestet wird.
CEO Ugur Sahin betonte in der jüngsten Telefonkonferenz mit Analysten, dass das Unternehmen fest entschlossen ist, bis 2030 mindestens zehn neue Medikamente auf den Markt zu bringen. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg. Obwohl die Fortschritte vielversprechend sind, wird es noch Jahre dauern, bis diese Medikamente den Markt erreichen und signifikante Umsätze generieren können.
Die Risiken für dich als Anleger sind offensichtlich: Die Pipeline von BioNTech ist zwar umfangreich und vielversprechend, aber der Wettbewerb in der Krebsforschung ist enorm. Große Pharmaunternehmen wie Roche, Novartis und AstraZeneca arbeiten ebenfalls an innovativen Krebstherapien. Es bleibt abzuwarten, ob BioNTech sich in diesem hart umkämpften Markt behaupten kann.
Die Covid-19-Karte: Ein begrenztes Potenzial
Während das Unternehmen große Hoffnungen auf seine Onkologie-Pipeline setzt, bleibt Covid-19 weiterhin ein wichtiger Umsatzbringer – wenn auch in abnehmendem Maße. BioNTech hat kürzlich die Einführung eines angepassten Covid-19-Impfstoffs für die Impfsaison 2024/25 begonnen. Dieser Impfstoff wurde an die neue KP2-Variante angepasst und hat bereits Zulassungen in der EU und Großbritannien erhalten. Doch das Potenzial dieses Marktes ist begrenzt.
In der Telefonkonferenz erklärte Ryan Richardson, Chief Strategy Officer von BioNTech, dass das Unternehmen und sein Partner Pfizer planen, den neuen Impfstoff in mehr als 40 Ländern weltweit zu vertreiben. Etwa zwei Drittel des potenziellen Umsatzes wird außerhalb der USA erwartet, insbesondere in Europa und Japan. Doch auch wenn alles nach Plan läuft, ist es unwahrscheinlich, dass der Umsatz aus dem Covid-Geschäft ausreichen wird, um die hohen Ausgaben des Unternehmens zu decken.
Herausforderungen und Risiken bei BioNTech
Die finanziellen Herausforderungen, vor denen BioNTech steht, sind erheblich. Das Unternehmen schreibt nicht nur Verluste, sondern kämpft auch mit sinkenden Margen. Während die Bruttomarge 2021 noch bei 87,7 % lag, ist sie bis 2023 auf 84,3 % gefallen. Im LTM 2024 sank die Marge weiter auf 82,9 %. Diese Entwicklung zeigt, dass der Kostendruck auf BioNTech zunimmt und sich negativ auf die Rentabilität auswirken könnte.
Hinzu kommt die ungewisse Zukunft der Covid-19-Impfstoffe. Obwohl BioNTech weiterhin auf den Verkauf von Impfstoffen setzt, schrumpft der Markt, und es ist unklar, wie groß die Nachfrage in den kommenden Jahren sein wird. Die privaten Covid-Impfstoffmärkte in den USA und Japan entwickeln sich langsamer als erwartet, und es besteht die Gefahr, dass das Umsatzpotenzial geringer ausfällt als erhofft.
Für dich als Privatanleger bedeutet das: Eine Investition in BioNTech ist derzeit eine Wette auf die langfristige Zukunft des Unternehmens. Die kurzfristigen Aussichten sind eher düster, und die Aktie könnte weiter unter Druck geraten. Wenn du auf eine schnelle Rendite hoffst, ist BioNTech derzeit keine gute Wahl.
Mein Fazit
BioNTech steht heute vor ganz anderen Herausforderungen als in den glorreichen Pandemie-Jahren. Der große Durchbruch bei den neuen Medikamenten lässt noch auf sich warten. Trotz ambitionierter Investitionen und spannender Forschungsprojekte bleibt die Zukunft unsicher. Für dich als Anleger bedeutet das: Vorsicht ist geboten. Der Höhenflug der BioNTech-Aktie gehört der Vergangenheit an – jetzt gilt es, genau abzuwägen, ob du das Risiko in deinem Depot eingehen willst.
15 Bilanzkennzahlen, die dich zu einem besseren Anleger machen
Hohe Inflation, drohende Rezession, wackelnde Banken: Die Liste der Bedrohungen für den Aktienmarkt ist lang. In unsicheren Zeiten wie diesen ist es besonders wichtig, Aktien finanziell gesunder Unternehmen zu halten.
Das nötige Grundwissen und das passende Handwerkszeug erhältst du in unserem exklusiven und kostenlosen Sonderbericht „15 Bilanzkennzahlen, die dich zu einem besseren Anleger machen”.
Klicke hier, um diesen Bericht jetzt gratis herunterzuladen.
Henning Lindhoff besitzt Aktien von Pfizer. Aktienwelt360 empfiehlt Aktien von BioNTech.