Continental-Aktie -70 %: Bittere Lektionen aus dem Kurssturz!
Die Continental-Aktie (WKN: 543900) hat seit ihrem Höchststand von rund 250 Euro im Jahr 2018 etwa 70 % an Wert verloren und notierte zuletzt bei etwa 54 Euro. Für einen einstigen Giganten der Automobilzulieferindustrie handelt es sich dabei schon um einen dramatischen Einbruch, der tiefer liegende Ursachen hat. Besonders der transformative Wandel, interne Umstrukturierungen, strategische Fehltritte und Interessenkonflikte spielen eine Rolle.
Doch was können Investoren aus diesem Desaster lernen? Fassen wir heute einmal die Lektionen aus dem Flop-Investment zusammen, um daraus für die Zukunft zu lernen.
Strukturelle Überforderung durch Branchenwandel
Der Wandel in der Automobilindustrie – weg vom Verbrennungsmotor, hin zur Elektromobilität – hat viele Autozulieferer unter Druck gesetzt. Continental war sich zwar frühzeitig bewusst, dass dieser Wandel unausweichlich ist, die Geschwindigkeit und das Ausmaß der Veränderungen wurden aber offenbar unterschätzt. Insbesondere das Geschäft mit traditionellen Antriebstechnologien, das lange Zeit ein wesentlicher Umsatztreiber war, verlor an Bedeutung.
Mit Umstrukturierungen versuchte Continental gegenzusteuern. Ein wichtiger Schritt war hier die Abspaltung von Vitesco Technologies (WKN: VTSC01) im Jahr 2021, der Sparte für Antriebstechnik. Sie ging später per Übernahme an den Industrie- und Automobilzulieferer Schaeffler (WKN: SHA015).
Doch die Herausforderungen sind geblieben: Die Transformation zu einem führenden Anbieter von Elektronikkomponenten und Technologien für autonome Fahrzeuge ist kostspielig. Die interne Restrukturierung brachte nicht die erhoffte Effizienz und Agilität, um in einem sich schnell wandelnden Markt wettbewerbsfähig zu bleiben. Nun stehen weitere Ausgliederungen an. Zum Beispiel die der Automotive-Sparte.
Sie macht fast die Hälfte des Konzernumsatzes aus und umfasst Technologien wie Fahrerassistenzsysteme, Sensorik, Vernetzungslösungen und Software für autonomes Fahren. Das sind Schlüsselkomponenten für die Automobilindustrie der Zukunft.
Allerdings befinden sich die Produkte von Conti nicht auf einem Weltmarktniveau. Die EBITDA-Marge ist mit 3 % viel zu niedrig. Hohe Investitionen belasten. Doch damit nicht genug.
Interessenkonflikte der Eigentümer: Schaeffler und Continental
Ein wesentlicher Faktor für den Kursverfall der Continental-Aktie war der Streit zwischen Eigentümer und Management. Die Übernahme der Mehrheit am Hannoveraner Konzern durch den deutlich kleineren bayerischen Mittelständler Schaeffler im Jahr 2009 kam quasi aus dem Hinterhalt.
Eine Komplettübernahme scheiterte jedoch an der unterschiedlichen Größe. Bei Schaeffler selbst führte dies zu einer Krise. Immer wieder wurde diskutiert, ob Schaeffler langfristig an Continental festhalten oder Anteile verkaufen sollte, um die eigene Bilanz zu stärken.
Investoren misstrauten den langfristigen Plänen und Zielen, die Schaeffler mit Continental verfolgte. Zudem erschwerten die teilweise parallelen Aktivitäten beider Unternehmen eine klare strategische Ausrichtung und verzögerten den Restrukturierungsprozess. Dabei war das Ziel doch eigentlich, Potenziale und Synergien zügig zu realisieren. Es kam anders.
Schwäche bei der Elektromobilität und Digitalisierung
Während viele Wettbewerber wie Bosch oder ZF Friedrichshafen fokussiert in Elektromobilität und digitale Technologien investierten, hinkte Continental hinterher. Das Unternehmen erkannte zwar die Bedeutung dieser Trends, agierte meines Erachtens jedoch nicht schnell und konsequent genug.
Die Abspaltung von Vitesco im Jahr 2021 sollte den Fokus auf neue Technologien verstärken, doch stattdessen verlor Continental mit ihm einen wichtigen Teil seiner Innovationskraft. Der Übergang von klassischen Verbrennungstechnologien hin zu Elektro- und Digitaltechnologien gelang einfach nicht.
Hauptproblem sind nach wie vor die hohen Kosten, die mit der Neuausrichtung auf zukunftsträchtige Geschäftsfelder verbunden sind. Daran ändern konnten auch die zur Effizienzsteigerung und Kostensenkung geschlossenen Produktionsstätten. Tausende von Arbeitsplätzen, die in den letzten Jahren weltweit abgebaut wurden, konnten den Abwärtstrend nicht stoppen.
Restrukturierungen, Produktionsverlagerungen und Investitionen in neue Technologien erforderten hohe Finanzmittel, ohne kurzfristig sichtbare Erfolge. Die einst sichere Nettomarge von 6 bis 7 Prozent ist mittlerweile auf einen mickrigen einstelligen Wert abgerutscht. Dabei sitzt der Konzern bereits auf über 5,6 Mrd. Euro an Altschulden, was die Brisanz erhöht. Der Kapitalmarkt reagiert auf solche Aussichten äußerst sensibel.
Aber auch die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Produktionsengpässe und Lieferkettenprobleme trugen dazu bei, dass die Transformation nicht den erhofften Schub erhielt. Nicht zu vergessen sind die Altlasten aus dem Abgasskandal. Hier zeichneten sich die Hannoveraner nicht gerade durch Transparenz aus, was später zu hohen Aufarbeitungskosten führte.
Fazit der Lehren aus dem Continental-Aktiendebakel
Die Continental-Aktie zeigt eindrucksvoll, wie stark Unternehmen von einem klaren strategischen Kurs abhängig sind – insbesondere in Zeiten tiefgreifender technologischer Umbrüche. Eine fehlende Flexibilität, langsame Anpassung an Marktveränderungen, interne Interessenkonflikte und eine unklare Kommunikation haben den Absturz der Aktie begünstigt. An dieser Entwicklung mag der Hauptaktionär nicht ganz unschuldig gewesen sein.
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Frank Seehawer besitzt Aktien von Continental und Schaeffler. Aktienwelt360 empfiehlt keine der erwähnten Aktien.