Schnäppchen VW und Stellantis – sind die europäischen Autoriesen jetzt ein Kauf?

Zwei Autobahnen kreuzen sich
Foto: Deva Darshan via Pexels

Die jüngsten Kursverluste der beiden europäischen Autoriesen Volkswagen (WKN: 766403) und Stellantis (A2QL01) sind dramatisch. Während der größte deutsche Autokonzern in den letzten sechs Monaten 25 % an Wert verlor, ging der Aktienkurs des französisch-italienisch-amerikanischen Autobauers um 50 % den Bach hinunter.

Doch was steckt eigentlich hinter den massiven Kursverlusten von Europas führenden Autokonzernen? Und sind die Aktien von Volkswagen und Stellantis nun ein Schnäppchen, mit denen du dir in Zukunft eine goldene Nase verdienen kannst? Lass uns etwas tiefer in die Materie eintauchen.

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Ein langjähriges Wachstumsproblem

Beide europäischen Autoriesen haben ein Wachstumsproblem. Während Volkswagen in den Jahren 2016 bis 2019 über 10 Millionen Fahrzeuge pro Jahr absetzte, gingen die Verkäufe 2022 auf 8,3 Millionen zurück. Im Vorjahr gelang VW wieder der Sprung auf einen Jahresabsatz von 9,2 Millionen Fahrzeuge.

Etwas besser sieht die Absatzentwicklung bei Stellantis aus. Von 2020 auf 2023 konnte der internationale Autokonzern seine Verkäufe leicht von 6,2 auf 6,4 Millionen Autos steigern.

Trotzdem mehr Umsatz und Gewinn

Ein ganz anderes Bild als die Absatzentwicklung liefert hingegen die Umsatzentwicklung der beiden Autokonzerne. Volkswagen konnte seinen Umsatz in den vergangenen zwei Jahren um fast 30 % steigern. Bei Stellantis betrug das Umsatzwachstum im gleichen Zeitraum 27 %.

Das bedeutet, dass es beide Konzerne erfolgreich geschafft haben, ihre Umsätze trotz eines sinkenden bzw. stagnierenden Absatzes zu steigern. Im Klartext: Sowohl Stellantis als auch Volkswagen verkaufen immer teurere Autos.

Wenn du die mediale Berichterstattung über Volkswagen verfolgst, magst du den Eindruck gewinnen, die Wolfsburger stünden knapp vor der Pleite. Ein Blick auf die Gewinn- und Verlustrechnung zeigt jedoch, dass dem mitnichten so ist. In den letzten zwei Geschäftsjahren steigerte VW seinen Betriebsgewinn um 60 % auf 25,7 Milliarden Euro. Die operative Marge von knapp 8 % ist zwar verbesserungsfähig, aber für einen Massenhersteller auch nicht so übel.

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Stellantis. Der operative Gewinn von 23 Milliarden Euro im vergangenen Jahr lag fast auf dem absoluten Niveau von Volkswagen. Doch die operative Marge von über 12 % ist bei Stellantis deutlich höher als bei seinem deutschen Wettbewerber.

Probleme auf verschiedenen Weltmärkten

An der Vergangenheits-Performance kann die miserable Entwicklung der VW- und der Stellantis-Aktie kaum liegen. Da bleibt nur noch die Zukunft als Ursache für die Kursrückgänge.

Und in der Tat scheint sich bei beiden Autokonzernen drohendes Unheil anzukündigen. Im ersten Halbjahr 2024 ging der Absatz von Volkswagen um ca. 2 % im Jahresvergleich zurück. Stellantis hingegen verbuchte mit einem Minus von 10 % einen dramatischen Absatzeinbruch.

Die Ursachen für die Absatzprobleme von VW und Stellantis sind jedoch unterschiedlich. Bei Stellantis schwächelt vor allem der Absatz im Kernmarkt Nordamerika. Offenbar hat der Konzern mit seinen amerikanischen Marken Chrysler, Dodge und RAM derzeit zu wenige attraktive Modelle auf dem Markt.

Bei Volkswagen wird vor allem der chinesische Markt zunehmend zum Problem. Über einen langen Zeitraum war China der größte Wachstumsmarkt für die Wolfsburger. Doch seit gut drei Jahren verliert der deutsche Autokonzern Marktanteile im Reich der Mitte.

Diese Negativentwicklung hat zwei wesentliche Gründe. Zum einen hat VW zu lange auf den Verbrennungsmotor gesetzt und ist zu spät auf den Elektroautozug aufgesprungen. Zum anderen haben sich die neuen chinesischen Hersteller in rasanter Geschwindigkeit zu ebenbürtigen Wettbewerbern entwickelt. In Sachen Design und Technologie haben die Chinesen die Deutschen in vielerlei Hinsicht bereits überflügelt.

Die Chinesen kommen

Das größte Unheil droht Stellantis und Volkswagen jedoch durch die Internationalisierung chinesischer Autohersteller. Für sie sind die Märkte in Europa und Nordamerika aufgrund der deutlich höheren Verkaufspreise als in ihrem Heimatmarkt extrem attraktiv. Inzwischen arbeiten fast alle Autobauer aus China mit Hochdruck an einer Exportstrategie. Noch in diesem Jahr werden die ersten Werke chinesischer Autokonzerne auf europäischem Boden in Betrieb gehen.

Für die beiden europäischen Massenhersteller ist diese Entwicklung hochgefährlich. Die Chinesen haben nicht nur aufgrund ihrer geringeren Kosten und folglich auch Verkaufspreise einen Wettbewerbsvorteil. Inzwischen kann sich auch eine Mehrheit der Autokäufer hierzulande den Kauf einer chinesischen Automarke vorstellen.

VW und Stellantis werden sich vor diesem Hintergrund in den kommenden Jahren sehr warm auf ihrem europäischen Heimatmarkt anziehen müssen. Für mich ist es sonnenklar, dass chinesische Fabrikate in einigen Jahr zum ganz normalen Straßenbild in Europa gehören werden.

Fazit: Die niedrige Bewertung hat einen Grund

Nun magst du abschließend vielleicht einwenden, dass man mit den Aktien von VW und Stellantis aufgrund ihrer Bewertung nichts falsch machen kann. In der Tat liegt das aktuelle Kurs-Gewinn-Verhältnis beider Aktien bei ca. 3, was im historischen Vergleich einen sehr günstigen Wert darstellt.

Doch an der Börse haben niedrige Bewertungen eben auch immer gute Gründe. Ich rate Anlegern derzeit zur Vorsicht bei einem Investment in die VW- oder Stellantis-Aktie. Beide Unternehmen werden ihren Absatz kurzfristig nicht steigern können, was Werksschließungen zur Folge haben wird. Diese werden wiederum zu massiven Arbeitskämpfen mit der Belegschaft führen, die Kosten in Milliardenhöhe nach sich ziehen könnten.

Ich sehe derzeit keine Gründe, wie Stellantis und Volkswagen ihren Absatz in den kommenden Jahren wieder steigern können. Auch die in Amerika und Europa beschlossenen Strafzölle gegen chinesische Autos werden den Siegeszug der Chinesen nicht aufhalten können. Sie werden sich auch außerhalb Asiens ein größeres Stück vom Kuchen sichern. VW und Stellantis hingegen müssen sich in Zukunft mit kleineren Kuchenstücken begnügen.

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Peter besitzt keine Aktien von Stellantis und Volkswagen. Aktienwelt360 empfiehlt keine der erwähnten Aktien.



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