ASML: 35 % unter Jahreshoch – Chance oder Risiko?

Ein Kind hält eine Lupe vor ein Auge und kneift das andere zusammen
Foto: Monstrera via Pexels

Für Aktionäre von ASML Holding (WKN: A1J4U4) waren die letzten Monate kein Zuckerschlecken. So hat die Aktie des niederländischen Unternehmens in den letzten Wochen massiv an Wert verloren. Insgesamt notiert die Aktie mit einem Kurs von 664 Euro sogar 35 % (Stand 27.10.2024) unter dem Jahreshoch, das am 11 Juli erreicht worden ist (1021 Euro).

Der Technologiekonzern ist jedoch weiterhin der weltweit größte Hersteller von Lithographiesystemen. Dabei ist ASML der einzige Player der EUV (Extreme Ultraviolet) Maschinen anbietet. Diese werden für die Herstellung der leistungsstärksten und energieeffizientesten Halbleiter benötigt.

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Dementsprechend gilt ASML als eines der wichtigsten Technologieunternehmen überhaupt. Für Investoren stellt sich nun für Fragen, ob die aktuelle Situation eher eine aussichtsreiche Chance oder doch eher ein Risiko darstellt.

Schwacher Ausblick sorgt für Ausverkauf

Als ASML vor kurzem sein Zahlenwerk für das dritte Quartal 2024 veröffentlichte, fielen die Reaktionen nicht besonders positiv aus. Tatsächlich brach der Aktienkurs des Technologieunternehmens nach Bekanntgabe der Zahlen um 16 % ein. Dies lag dabei wohl nicht daran, dass die Zahlen ein Tag vorher als geplant veröffentlicht wurden.

Auch die Quartalszahlen an sich sahen nicht unbedingt schlecht aus. So konnte ASML im Vergleich zum Vorjahresquartal seinen Umsatz um 12 % auf 7,5 Mrd. Euro steigern. Auch den Gewinn pro Aktie konnte ASML um knapp 10 % auf 5,28 Euro steigern.

Die negative Reaktion des Marktes hing wohl vielmehr mit dem Auftragseingang und dem korrigierten Ausblick des Unternehmens zusammen. So konnte ASML im dritten Quartal lediglich einen Auftragseingang von 2,6 Mrd. Euro verbuchen. Der Wert lag damit auf Vorjahresniveau und stellt gegenüber dem vorherigen Quartal (5,6 Mrd. Euro) einen Rückgang von 53 % dar.

Für das gesamte Geschäftsjahr 2024 erwartet das Unternehmen mittlerweile einen Umsatz von 28 Mrd. Euro. Gegenüber dem Geschäftsjahr 2023 wäre dies lediglich ein Wachstum von 1 %. Für das Geschäftsjahr 2025 erwartet ASML wiederum Umsatzerlöse zwischen 30 und 35 Mrd. Euro. Dabei korrigierte ASML den Wert hier nach unten.

Ursprünglich war nämlich eine Bandbreite von 30 bis 40 Mrd. Euro kommuniziert worden. Am unteren Ende der neu kommunizierten Bandbreite wäre dies im Vergleich zum erwarteten Umsatz des aktuellen Geschäftsjahres ein Umsatzanstieg von lediglich 7 %.

Sich nur langsam erholender Markt macht ASML Sorgen

Das Unternehmen sagte in diesem Zusammenhang, dass während der KI-Markt sich nach wie vor stark entwickelt, andere Marktsegmente länger als gedacht benötigen, um sich zu erholen. Kunden halten sich entsprechend mit Bestellungen zurück und verschieben diese nach hinten. Laut ASML wird sich diese Entwicklung zunächst auch im Jahr 2025 fortsetzen.

Dabei sollte 2025 eigentlich das Jahr sein, in dem ASML stark von seiner neuen Technologie profitiert. So stellen die High-NA-EUV-Lithographiesysteme die leistungsfähigsten Maschinen des Unternehmens dar. Die neuen Systeme sollen dabei etwa 350 Mio. Euro pro Stück kosten und sind damit doppelt so teuer wie die vorherigen Low-NA-EUV-Systeme sein. Die langsamere Adaption ist entsprechend schmerzhaft für die Umsatzentwicklung des Unternehmens.

Neben den grundsätzlichen Marktentwicklungen bereiten jedoch auch geopolitische Entwicklungen ASML Kopfschmerzen. So darf ASML seine EUV Maschinen aufgrund von Handelsrestriktionen nicht nach China verkaufen. Stattdessen verkauft ASML seine weniger leistungsstarken DUV (Deep Ultraviolet) Maschinen an chinesische Kunden.

Vor dem Hintergrund strengerer Exportrestriktionen, welche die niederländische Regierung im September erlassen hat, wird das regulatorische Umfeld dabei nochmals verschärft. So kann die niederländische Regierung die Instandhaltung von nach China verkauften DUV Maschinen, sowie die Lieferung von Ersatzteilen durch ASML nun blockieren.

Um den entgegenzuwirken haben chinesische Kunden in den letzten Monaten in großer Menge DUV-Maschinen gekauft. So machten Umsätze in China in Q2 (49 %) und Q3 (47 %) fast die Hälfte des Umsatzes des Unternehmens aus.

Jetzt bei ASML zugreifen?

Ein wesentlicher Teil des diesjährigen Chinageschäfts kann also als vorgezogener Umsatz betrachtet werden, der aus Sorge vor weiteren Restriktionen resultiert. Tatsächlich erwartet ASML für das kommende Geschäftsjahr 2025 eine Normalisierung des China Geschäfts auf 20 % Umsatzanteil. Nichtsdestotrotz stellt die Situation für Investoren ein Risiko dar, da nicht auszuschließen ist, dass auch in Zukunft weitere Restriktionen folgen werden.

Auf der anderen Seite steht außer Frage, dass die Welt immer leistungsstärkere Chips für Megatrends wie KI, selbstfahrende Autos und Cloud-Computing benötigt. So soll laut dem Marktforschungsunternehmen MarketDigits allein der EUV Markt vom Jahr 2023 bis zum Jahr 2030 mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 21,7 % von 9,3 Mrd. auf 36,8 Mrd. US-Dollar anwachsen. Dabei machten im letzten Quartal EUV Maschinen gerade mal 35 % des Umsatzes von ASML aus.

Die negative Entwicklung des Aktienkurses in den letzten Wochen hat dafür gesorgt, dass die Aktie von ASML momentan zu einem 2024er-KGV von 35 gehandelt wird. In den vergangenen fünf Jahren lag dieser Wert im Durchschnitt noch bei 40. Damit wirkt die Aktie im historischen Vergleich tatsächlich etwas günstiger. Die Frage ist jedoch, ob ein KGV von 35 wirklich günstig genug ist.

Es besteht kein Zweifel daran, dass ASML über ein Monopol in einem der wichtigsten Zukunftsfelder in der Tech-Branche verfügt. Jedoch könnte das Geschäftsjahr 2025 aufgrund des sich langsam erholenden Chip-Markts weiterhin schwierig werden. Darüber hinaus besteht nach wie vor das Risiko weiterer Handels- und Exportrestriktionen mit Hinblick auf China.

Langfristig gesehen sollte ein ASML-Investment aufgrund der zahlreichen Technologietrends und der Schlüsselrolle, die das Unternehmen hier einnimmt, wohl nicht viel Risiko bergen. Kurzfristig könnten die aktuelle Marktlage und geopolitische Unsicherheiten jedoch dafür sorgen, dass sich in den nächsten Monaten noch attraktivere Einstiegschancen ergeben.

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Samuel Tazman besitzt keine der erwähnten Aktien. Aktienwelt360 empfiehlt Aktien von ASML.



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