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Ich kann den Marshmallow-Test einfach nicht mehr hören.

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Du hast es sicherlich schon mitbekommen. Falls nicht, dann hier noch einmal in aller Kürze.

In den Sechzigern hat ein Psychologe namens Walter Mischel eine Gruppe Vierjähriger beobachtet. Mischel war von der kognitiven Entwicklung seines eigenen Kindes fasziniert und davon, dass es – wie die meisten Kinder – ausgesprochen impulsiv zu sein schien.

“Es stellte sich heraus, dass ich keine Ahnung hatte, was in ihren Köpfen vorging”, sagte er neulich.

Er hatte vor, die Impuls-Kontrolle zu messen, deswegen dachte er sich ein Spiel aus. Eine Gruppe Kinder durften einen Marshmallow sofort essen. Er lag vor ihnen auf einem Teller. Oder, falls sie es schafften zu warten während er weg war, sie könnten zwei haben, wenn er zurück kam.

Manche griffen sich sofort den Marshmallow. Andere hingegen warteten.

Mischel begleitete die Kinder 50 Jahre lang und verglich, ob die Impulskontrolle mit Erfolg im Leben zusammen hing.

Und wie.

Die Kinder, denen es gelang, die Belohnung hinaus zu zögern, hatten bessere Ergebnisse bei standardisierten Tests, schafften höhere Bildungsabschlüsse, sogar bessere Body-Mass-Index-Ergebnisse. (Ein Mädchen aß den Marshmallow bevor man dazu kam, ihr die Regeln für das Spiel zu erklären. Armes Ding.)

Und der sogenannte Marshmallow-Test schaffte es in scheinbar jedes Buch, jeden Artikel und jeden Talk über Verhaltenspsychologie. Er ist mir unzählige Male untergekommen. Viel zu oft.

Der wichtigste Teil der Studie wird oft unter den Teppich gekehrt.

Denn die ursprüngliche Interpretation der Studie besagt, dass Menschen mit größerer Willenskraft eine größere Wahrscheinlichkeit auf Erfolg haben als willensschwache Zeitgenossen.

Doch nachdem er Hunderte dieser Experimente durchgeführt hatte, fiel Mischel etwas anderes auf.

Bei dem Marshmallow-Test ging es nicht unbedingt um Willenskraft. Fast jedes Kind nimmt den Marshmallow, wenn er vor ihm steht. Wenn sie ihn erst einmal sehen, sind sie nicht mehr in der Lage nicht zuzugreifen, selbst wenn eine noch größere Belohnung wartet.

Stattdessen fiel Mischel auf, dass die Kinder, die auf den zweiten Marshmallow warten konnten, einfach besser darin waren, sich selber abzulenken.

Sie versteckten sich unter dem Schreibtisch. Sangen Lieder. Spielten mit ihren Schuhen.

Impulskontrolle bedeutet nicht, dass ein Vierjähriger geduldig auf einen zweiten Marshmallow warten kann. Es geht viel eher um die Neigung des Vierjährigen zu sagen: “Oh! ein Fußball!”

Raucher, die aufhören wollen, überschätzen permanent ihre Fähigkeit, eine angebotene Zigarette abzulehnen. Leuten, die abnehmen wollen, geht es genauso. Mischels Studien zeigen, dass wenn wir mehr Kontrolle über uns selber ausüben wollen, Willenskraft nicht unbedingt die Lösung ist. Sondern, dass man sich erst gar nicht in die Lage bringt, Zigaretten oder Fast Food ausgesetzt zu sein. Wenn du erstmal in deren Nähe bist, wirst du rauchen. Oder essen. Ist einfach so.

Jonah Lehrer sagte einmal: “Willenskraft ist eigentlich nur eine Umschichtung der Aufmerksamkeit. Wie man die wenigen Gedanken im Arbeitsgedächtnis kontrolliert. Es geht darum zu verstehen, dass wir den Marshmallow essen werden, wenn wir ihn ansehen. Mir müssen einfach wegschauen.”

Und das gilt auch für die Finanzwelt.

Schlechte Angewohnheiten beim Investieren sind die größte Quelle von Ungemach bei Investoren. (Dicht gefolgt von Gebühren).

Die Leute sind freudig aufgekratzt und kaufen hoch, dann kommt die Panik und Verkauf beim Tiefstand. Sie fallen auf Blasen rein. Sie handeln. Sie rotieren, zappeln, sind beunruhigt. Dann haben sie einen neuen Einfall und setzen alles. Dann eine neue Ahnung: alles verkaufen, der neuen Idee folgen.

Einfach nur schlimm. Wenn du irgendwie eine Methode findest, wie du weniger emotional bist und dich zügeln kannst, beim Thema Investieren nicht permanent herumhampelst, dann hast du es in diesem Spiel schon ziemlich weit gebracht.

Aber wie?

So wie die Vierjährigen, die sich einen zweiten Marshmallow verdient haben. Du kannst dich mit etwas anderem ablenken.

Wenn dich Nachrichten aus dem Finanzsektor dazu bringen, an deinem Portfolio zu rütteln, dann schalt einfach aus.

Wenn dich Marktprognosen dazu führen, Entscheidungen zu treffen, die du hinterher bereust, dann lies sie erst gar nicht.

Mach einfach etwas anderes.

Lies mehr Bücher, weniger Artikel.

Sei anspruchsvoller dabei, wem du zuhörst.

Die schiere Menge an verfügbaren Informationen über Finanzthemen ist in den vergangenen Jahren explodiert – die Menge an tatsächlich notwendigen Informationen aber nicht.

Du musst lernen, durch den Wust an Informationen und News zu waten, nur die Sachen zu filtern, die tatsächlich relevant sind. “Ein Übermaß an Informationen führt zu einer Armut an Aufmerksamkeit”, sagte Herbert Simon. Außerdem sorgt es für eine gefährliche Tendenz, die Selbstkontrolle darüber zu verlieren, ein geduldiger Langzeit-Investor zu sein.

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Dieser Artikel wurde von Morgan Housel auf Englisch verfasst und wurde am 9.1.2015 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.



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