Warum Ölpreise sich noch nicht stabilisiert haben und immer volatiler werden
West Texas Intermediate (WTI) konnte neulich die Hürde von 60 USD pro Barrel nehmen, verbleibt bei dem Preis. Einige Experten sind der Meinung, dass sich die Ölpreise stabilisiert hätten. Obwohl es generell sehr schwierig ist, den Trend von Ölpreisen mit Sicherheit vorauszusagen, glaube ich doch, dass keine Annahme weiter von der Realität entfernt sein könnte.
Und jetzt?
Die Anzeichen verdichten sich, dass die jüngste Rally nur von kurzer Dauer ist, und dass die Ölpreise bald wieder fallen. Das liegt daran, dass es schon eine bedeutende globale Nachfrage nach Öl geben muss, um den Stau zu lösen, den die USA und die OPEC durch permanente Förderung erzeugt haben.
Derzeit übersteigt die Förderung die Nachfrage um etwa 2 Millionen Barrel Rohöl täglich. Ich glaube nicht, dass sich das bald ändern wird.
Grund: Gesteigerte Nachfrage nach Öl setzt weltweit vermehrte wirtschaftliche Aktivität voraus. Da es in China, der zweitgrößten Wirtschaft der Welt, immer unsicherer aussieht, und die Eurozone außerdem in einer großen Krise steckt, fällt es mir schwer, Anzeichen für gesteigerte Aktivität in der nächsten Zeit zu finden.
Noch besorgniserregender ist, dass die Produktion von Öl weltweit weiterhin gesteigert wird. Und das obwohl in den USA über 1.000 Anlagen weniger aktiv sind als beim Höhepunkt im November 2014, und obwohl Förderanlagen in den USA weiterhin geschlossen werden. Allein im April 2015 lag die weltweite Ölversorgung 3,2 Millionen Barrel über dem Wert, wo man noch zur selben Zeit im Vorjahr war – und das Wachstum wird weiter gehen.
Da die Rohölpreise um 33% gegenüber dem Sechsjahrestief gestiegen sind, sind die OPEC noch motivierter, die Förderung zu steigern. Damit soll sichergestellt werden, dass der Markt verteidigt wird. Neulich erst hat Saudi Arabien verkündet, dass man so viel produziert wie schon seit drei Jahrzehnten nicht mehr. Zusammen mit Kuwait und den Vereinigten Arabischen Emiraten will man im Jahr 2015 Investitionen in Ölerschließung und Entwicklung noch weiter vorantreiben.
Und dann wäre da noch der Iran, die – so denn die Sanktionen gelockert werden – täglich bis zu einer Millionen Barrel fördern könnten.
Dazu kommt noch das Fracklog: Über 300.000 Barrel an täglicher Produktion warten unter den USA. Die Förderlöcher sind bereits gedrillt, aber die Anlagen noch nicht vollendet. Da WTI derzeit bei 60 USD pro Barrel liegt, ist das ein starker Anreiz für Produzenten, die Anlagen zuende zu bauen und die Förderung zu starten.
10.000 % Rendite und mehr: Das Geheimnis von Amazon & Netflix geknackt!
Na und?
Das alles macht es für Investoren wahnsinnig wichtig, Energie-Unternehmen mit schwachen Bilanzen, schwachen Assets, verminderter Produktion oder hohen Betriebskosten zu vermeiden. Ich würde außerdem Ölexplorateure und kleine Ölproduzenten vermeiden, die noch in der Entwicklungsstufe sind.
Zudem gibt es den negativen Einfluss der Öl-Schlappe auf einzelne Länder – Kanada und Russland, beispielsweise – sowie den Immobilienmarkt dieser Länder. Für Investoren ist wichtig, dass man Unternehmen mit direkter oder indirekter Verbindung zum Energiesektor vermeidet. Achte in diesem Zusammenhang besonders auf regionale Banken, die in diesen Märkten eine starke Verbindung zum Öl- und Immobilienmarkt haben.
Nicht zittern – handeln! Der Bärenmarkt-Überlebensguide für Börsenkrisen
Der Aktienmarkt ist derzeit wieder höheren Risiken ausgesetzt. Droht vielleicht sogar ein Bärenmarkt? Vielleicht – aber steck jetzt bloß nicht den Kopf in den Sand!
Wenn die Märkte schwanken und die Nerven flattern – genau dann zählt es, wie du dich als Anleger verhältst. Unser Bärenmarkt-Überlebensguide zeigt dir in vier Schritten, wie du klug, ruhig und strategisch durch jede Korrektur kommst – und sie vielleicht sogar zu deiner größten Chance machst.
Jetzt lesen und vorbereitet sein, wenn andere in Panik verfallen!
Dieser Artikel erschien am 20.5.2015 auf Fool.ca. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.