Die falsche Frage zum Grexit und dein Depot
Dieser Artikel ist ein Auszug der 5. Juli Ausgabe des Motley Fool Newsletters, “Bilanz Ziehen”. Hier kannst du dich kostenlos für unseren Newsletter anmelden.
Ich bekam jetzt mehrfach dieselbe Frage: „Nein nein“, fing der Fragesteller an, „was soll ich wirklich kaufen, um mich auf ded Grexit vorzubereiten?“
Die Idee ist immer, dass es etwas gibt – vielleicht eine Aktie, vielleicht eine Investition außerhalb des Aktienmarkts –, das ideal ist, wenn nicht sogar perfekt, für die Vorbereitung auf den Grexit.
Gibt es das? Wir werden das in einem Moment überlegen. Aber erst ein schneller Blick darauf, wo wir derzeit in Sachen Grexit stehen.
Ich schreibe diesen Text am Donnerstag. Du liest ihn frühestens am Sonntag. Wie es momentan scheint, ist er – der Sonntag – der wichtige, maßgebliche Tag.
Seit der letzten Woche haben wir folgendes gesehen:
- Die Gläubiger haben sich entschieden, das Hilfsprogram für Griechenland nicht zu verlängern.
- Griechenland hat die Frist für die Rückzahlung der 1,5 Milliarden Euro an den Internationalen Währungsfonds verpasst.
- Das griechische Volk hat mit den Kapitalverkehrskontrollen zu kämpfen – Banken sind geschlossen, maximal 60 EUR Geld kann man am Tag abheben. Die Situation war für Rentner besonders schwierig.
- Die Europäische Zentralbank hat die Entscheidung getroffen, den Zugang zum 89 Milliarden Euro Fonds für Griechenland zu stoppen. Diese Entscheidung erhöhte den Druck auf Griechenland und seine Banken deutlich.
Zusätzlich warb die griechische Regierung noch für eine negative Antwort bezüglich des Referendums, zu dem der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras letzte Woche aufgerufen hat.
Das lässt es auf Sonntag ankommen. Was wird das griechische Volk sagen? Schau nicht auf mich. Ich weiß es nicht. Sorry.
Aber lass uns stattdessen zurück auf die Frage der idealen Investition für die Vorbereitung auf den Grexit kommen.
Eine solche ideale Investition mag es vielleicht geben. Man könnte ja all sein Geld in Gold oder den U.S. Dollar stecken. Die Durchführung des Grexits könnte (eventuell) Probleme für den Euro verursachen. Wenn man dann keine, oder nur wenige, Euros hat, dann hat man kein Problem, oder?
Hmm, leider ist es nicht ganz so einfach. Was ist, wenn wir keinen Grexit erleben? Nun, dann sehen wir (eventuell) wieder einen stärker werdenden Euro. In diesem Fall würde die obengenannte Idee nicht so wunderschön funktionieren.
Oder wir könnten uns an die Börse wenden. Was sind die finanziell stärksten Unternehmen der Welt, deren Risiken aus Richtung Griechenland überschaubar sind? Procter & Gamble? ExxonMobil? Auf diese Weise könnten wir tatsächlich großartige Unternehmen finden. Aber noch einmal, wenn es keinen Grexit gibt, oder das Ergebnis des Grexits ein anderes ist als wir erwarten, was dann? Dann besitzen wir diese extrem risikoarmen Aktien, bloß wegen der Bedrohung eines Grexits.
Es gibt aber noch ein Problem.
Das Problem ist eigentlich ziemlich einfach und liegt in der Frage selbst. Sobald wir die Frage stellen, „In was sollten wir investieren, um uns auf den Grexit vorzubereiten?“, nehmen wir an, dass wir zwei Sachen einschätzen können:
- Ob der Grexit passieren wird, und
- was in der Wirtschaft Griechenlands und Europas passieren wird.
Anders gesagt: Wenn wir uns mit dem Ergebnis der „griechischen Frage“ und deren Auswirkung auf uns selbst beschäftigen, spekulieren wir auf beides.
Man kann ja spekulieren; und ich würde niemandem die Freiheit nehmen wollen zu spekulieren. Aber wovon wir bei The Motley Fool überzeugt sind, ist, dass das Spekulieren nicht der beste Weg ist, langfristig reich zu werden.
Daher ist die Antwort auf die Frage, „Was sollte man gegen die Bedrohung des Grexits tun?“ keine konkrete Handlungsempfehlung. Es ist vielmehr eine Idee. Es ist die Idee, dass wir am besten investieren, wenn wir eine langfristige Perspektive einnehmen.
Und das hat sehr wohl eine reale Bedeutung. Es bedeutet, dass wir folgendes tun sollten:
- Nach Unternehmen suchen, für die der Grexit (und andere solche “Themen”) keine große Sache ist, da sie gut geführt sind, großartige Produkte oder Dienstleistungen anbieten und finanziell stark sind.
- Wachsam bleiben, falls der Rest des Markts in Panik verfällt. Zeiten wie diese können Chancen für langfristig orientierte Anleger schaffen. Wie Warren Buffett sagt, „Wir sollten ängstlich sein, wenn andere gierig sind und wir sollten gierig sein, wenn andere ängstlich sind“.
Und mit Warren Buffett möchte ich heute auch schließen: Wir haben in diesem Monat eine neue Artikel-Serie auf Fool.de, die da heißt „Ein Monat voller Warren Buffett“. Du kannst den ersten Artikel – unter welchem wir die Links zu allen Artikeln dieser Serie sammeln werden – unter folgendem Link finden.
Der Bärenmarkt-Überlebensguide: Wie du mit einer Marktkorrektur umgehst!
Ein erneutes Aufflammen von Corona in China, Krieg innerhalb Europas und eine schwächelnde Industrie in Deutschland in Zeiten hoher Inflation und steigender Zinsen. Das sind ziemlich viele Risiken, die deinem Depot nicht guttun.
Hier sind vier Schritte, die man unserer Meinung nach immer vor Augen haben sollte, wenn der Aktienmarkt einen Rücksetzer erlebt.
The Motley Fool empfiehlt Procter & Gamble. The Motley Fool besitzt Aktien von ExxonMobil.